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Uferwechsel

Uferwechsel

Titel: Uferwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Mann
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Tages zerrte ein eisiger Wind an meiner Hose und ließ mich frösteln. Ich sehnte mich schlagartig nach einer Zigarette. Aus Erfahrung wusste ich, dass ich schon nach wenigen Sekunden nicht mehr daran denken würde, schaffte ich es, meine Aufmerksamkeit in eine andere Richtung zu lenken. Mittlerweile war ich ziemlich gut darin.
    Mit vorsichtigen Schritten trat ich auf den Haupteingang des Bauernhauses zu, jederzeit einen bellend heranstürmenden Hund erwartend. Doch es blieb still. Zu still, dachte ich, weder das leise Gackern von Hühnern noch das Glockengebimmel von Kühen war zu hören, überhaupt keines der typischen Geräusche eines Bauernhofs eigentlich. Das mulmige Gefühl von vorhin kehrte schlagartig zurück.
    »Hallo? Ist jemand zu Hause?«, rief ich, nachdem ich kräftig an die massive Holztür gepoltert hatte. Eine Klingel war nicht zu finden gewesen. Nichts regte sich und ich hämmerte erneut gegen die Tür. Vergebens.
    Etwas unschlüssig sah ich mich um und ging ein paar Schritte um das Haus. Weiter hinten stand eine größere Scheune, deren Torflügel weit offen standen, der Boden war von losen Strohhalmen bedeckt. Ein grüner Traktor war darin untergebracht, Werkzeug lehnte an einer Wand.
    Ich vergewisserte mich, dass ich nicht beobachtet wurde, und trat dann auf Zehenspitzen in eines der Blumenbeete vor den Fenstern, um in den bewohnten Teil des Hauses hineinzuspähen.
    Rechts konnte ich ein geblümtes Sofa ausmachen, direkt gegenüber stand ein Flachbildschirm auf einer olivgrünen, mit Bauernmalereien verzierten Truhe und etwas zurückversetzt war ein Kachelofen mit dazugehöriger Bank zu sehen, des Weiteren ein dunkler Tisch nahe am Fenster. Der hintere Teil des dunkel wirkenden Wohnzimmers war nicht einsehbar.
    Als ich das Blumenbeet verließ, überzeugte ich mich, auf der hartgefrorenen Erde keine Fußstapfen hinterlassen zu haben, um nicht von einer wutentbrannten Bauernfrau mit der Mistgabel vom Hof gejagt zu werden.
    »Hallo?«, rief ich erneut und ging ein paar Schritte weiter, als ich keine Antwort erhielt.
    Die Stalltür war aus demselben Holz wie die Fassade und in der Mitte horizontal zweigeteilt, der obere Flügel war nur angelehnt. Neugierig öffnete ich ihn und stellte erstaunt fest, dass der Stall leer war. Einzig der leichte Geruch nach Stroh schlug mir entgegen. Hier wurden schon lange keine Tiere mehr gehalten. Ich griff auf der Innenseite der Tür nach unten und drehte den Riegel, sodass der zweite Flügel aufschwang und ich den Stall betreten konnte. Obwohl das Licht spärlicher wurde, je weiter ich in den Raum hineinging, entdeckte ich die Verbindung zum Wohnhaus auf Anhieb. Ich rüttelte an der massiven Holztür, doch sie war verschlossen. Natürlich.
    Ich sah mich nach einem passenden Objekt um, das ich durch den schmalen Spalt zwischen Tür und Rahmen hätte schieben können, um so den Riegel auf der anderen Seite zu bewegen. Wenn ich Glück hatte, war es dieselbe Konstruktion wie bei der Stalltür: ein simpler Riegel aus Holz, der die Tür am Aufschwingen hinderte. Hatte ich Pech, war ein ausgeklügelteres Schließsystem verwendet worden.
    Etwas unschlüssig starrte ich die verschlossene Tür an und fragte mich, ob mein beunruhigendes Gefühl allein es legitimierte, in eine fremde Wohnung einzudringen. Nach kurzem Überlegen bejahte ich diese Frage. Es war gut möglich, dass der Gemüsebauer auf seinem Arbeitsweg etwas beobachtet hatte, das er nicht hätte sehen sollen. Eventuell hatte er sogar Saids Mörder dabei ertappt, wie er in den Wald hinaufgefahren war, um die Leiche zu deponieren. Dann befand sich dieser Bastiani in Gefahr. Ich hoffte nur, dass ich nicht zu spät kam.
    Bei Bastianis Werkzeug fand ich eine Ahle, steckte ihre Spitze durch den Türspalt und fuhr behutsam, um keinen unnötigen Lärm zu veranstalten, nach oben, bis das Metall gegen Widerstand stieß. Dann bewegte ich sie ein paar Mal auf und ab, worauf von der anderen Seite ein leises Knarzen zu hören war – die Tür war tatsächlich nur mit einem Riegel zugesperrt. Der Block klemmte jedoch, wahrscheinlich hatte sich das Holz verzogen. Ich ballte die Faust um den Griff der Ahle und stieß das Werkzeug kräftig nach oben. Ächzend bewegte sich der Riegel ein paar Millimeter. Ich wiederholte die Aktion so lange, bis der Verschluss in eine senkrechte Position rutschte. Dann drückte ich gegen die Tür, die allerdings erst aufschwang, als ich mich mit meinem ganzen Gewicht dagegenwarf. Ich hielt den Atem

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