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Uli Borowka - Volle Pulle: Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker (German Edition)

Uli Borowka - Volle Pulle: Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker (German Edition)

Titel: Uli Borowka - Volle Pulle: Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Raack
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bis zu den Knöcheln im vollkommen aufgeweichten Rasen versank, pfiff Nielsen das Spiel an. Was dann folgte, hatte mit Fußball selbstverständlich nicht viel zu tun. Plumpste der Ball in unsere Hälfte, lupften wir ihn aus dem Matsch mit der Fußspitze leicht an und droschen die Pille dann in hohem Bogen wieder nach vorne. An einen vernünftigen Torschuss oder gar einen Doppelpass war nicht zu denken. Noch schlimmer war die Situation für die technisch beschlagenen Türken, deren Stärken bei diesem Wetter praktisch nichts mehr wert waren. Außerdem hatten unsere Gegner einen schweren taktischen Fehler begangen: Gegen die Kälte versuchten sie sich mit langer Unterwäsche zu wappnen, was nur so lange klappte, bis man in voller Montur in eine der großen Pfützen auf dem Rasen gefallen war. Selbst Kettenhemden dürften angenehmer für ein Fußballspiel sein als mit Wasser vollgesogene Baumwollunterhosen. Wir verzichteten auf lange Beinkleider, froren zwar wie die Schneider, hatten dadurch aber weniger Gewicht zu schleppen. Kurz vor dem Schlusspfiff wurde es dann doch noch einmal gefährlich: Erst schmiss Schiedsrichter Nielsen in der fünften Minute der Nachspielzeit Dieter Eilts vom Platz, dann flog auf einmal der letzte Freistoß des Spiels brandgefährlich vor unser Tor. Roman Kosecki, Galatasarays polnischer Torschütze aus dem Hinspiel, hatte sich bereits in Position gebracht, er spekulierte darauf, dass auch dieser Ball – genau wie in den 96 Minuten zuvor – im Schneematsch liegen bleiben würde. Doch, oh Wunder, dieses eine Mal sprang der Ball ganz normal auf und landete in den Armen von Olli Reck. Dann endlich pfiff Nielsen dieses »Fußballspiel« ab. Das Halbfinale war erreicht.
    Jetzt mussten wir nur noch unsere Frauen beruhigen.
    Ich hatte bereits während des Spiels mitbekommen, was da auf den Rängen passierte. Statt unsere Angehörigen auf der Haupttribüne unterzubringen, wie es in jedem Stadion der Welt üblich ist, standen unsere Frauen, viel zu leicht bekleidet und in besagten Stöckelschuhen, mitten in der Stehkurve voller Schneematsch. Eine Stunde lang mussten sie es dort aushalten, erst dann führte man sie aus dem Block. Während einer Ecke für Istanbul stand ich am Pfosten und sah die Damen hinter unserem Tor durch den Schnee stapfen, durchgefroren und noch ganz verdattert von dem einstündigen Ausflug in den Fanblock. Erst am Flughafen sahen wir unsere besseren Hälften wieder, auch Carmen war mit dabei. Es dauerte seine Zeit, bis ich meine Frau beruhigt hatte. Endlich hob der Flieger in die Heimat ab.
    Das Halbfinale führte uns am 1. April 1992 nach Brügge, der dortige FC machte uns das Leben im Hinspiel richtig schwer. Noch schlimmer als der starke Gegner – der durch ein Tor von Amokachi mit 1:0 gewann – waren allerdings die belgischen Fans. Schon nach wenigen Minuten schmissen ein paar Wahnsinnige Flaschen, Feuerzeuge und Münzen in unseren Strafraum, ein messerscharfer Stein verfehlte Olli Reck nur um Zentimeter. Der Hass regnete förmlich auf uns herab. Und es wurde noch schlimmer: Ein Irrer aus dem Brügger Fanblock enterte das Spielfeld, um sich auf unseren Torwart zu stürzen. Wie schon so oft waren wir heilfroh, ein Auswärtsspiel im Europapokal relativ unbeschadet überstanden zu haben. Die Rache für den Irrsinn aus der belgischen Kurve wollten wir uns für das Rückspiel aufheben. Und wieder einmal drehte diese Mannschaft ein Spiel im Europapokal, inzwischen waren wir ja auch Spezialisten auf diesem Gebiet. Erst netzte Marco Bode nach einer halben Stunde ein, dann erlöste uns Manni Bockenfeld in der 59. Minute mit einem Schuss aus kurzer Distanz unter die Latte. Manni Bockenfeld! Das 2:0 gegen Brügge war sein erstes und letztes Tor in dieser Saison, den Treffer hatte er sich für den richtigen Moment aufgehoben. Weil Manni dann anschließend mithalf, unseren Kasten sauber zu halten, hatten wir es tatsächlich geschafft: Wir standen im Finale des Europapokals der Pokalsieger!
    6. Mai 1992. Der Tag des Endspiels von Lissabon. Unser Gegner, der AS Monaco, wurde von einem Mann trainiert, der noch am Anfang einer großen Trainerkarriere stand: Arsene Wenger. Wenger hatte eine fantastische Mannschaft voller junger Talente zur Verfügung, unter anderem waren die beiden späteren französischen Weltmeister Youri Djorkaeff und Emmanuel Petit mit im Kader. Von den Qualitäten George Weahs habe ich ja bereits ausführlich gesprochen. Dass nur 13000 Zuschauer im Stadion

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