Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens

Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens

Titel: Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
Vom Netzwerk:
Brust.
    »Ja, genau das könnten wir«, plapperte der dicke, mittlere Flint nach und nahm dieselbe Haltung wie sein Cousin ein.

Kapitel 12
Die Herrin der Stürme
    Der Gang jenseits des Tors hatte Nestor und den kleinen Flint über einen Felsspalt auf eine Hochebene geführt. Der von Wolken verhangene Himmel zeigte eine bräunliche Farbe. Wo auch immer sie hinschauten, sie sahen immer dasselbe: achteckige säulenartige Basaltfelsen von unterschiedlicher Höhe. Hier und da wuchsen graugrüne Zypressen, deren Wipfel im Wind schaukelten. Es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass hier jemals ein Mensch gelebt hatte.
    Von Norden her wehte ihnen ein vager Salzwassergeruch entgegen.
    Sie orientierten sich mithilfe der an den Basaltsäulen wachsenden Flechten und gingen immer weiter, bis sich die Hochebene allmählich absenkte. Schließlich gelangten sie am Meer an. Der hier vorherrschende harte, dunkle Boden war von den Wellen ausgespült worden und ging in einen Strand über, in dessen glitzernden Sand sich kleine runde schwarze Kieselsteine mischten.
    In Ufernähe gab es eine Siedlung von einfach gebauten, runden Häuschen, die jedoch nicht auf der Erde standen, sondern auf riesigen Wagen. Diese Wagen besaßen entsprechend große Räder, die sich bis zu den Naben in den Sand eingegraben hatten, so als wären sie seit Jahren nicht mehr von der Stelle bewegt worden. Jedes Häuschen verfügte über einen Kamin und jeder dieser Kamine spie rötliche Funken und Rauchwolken in den Himmel hinauf.
    An den Rändern dieser Ansammlung von exotischen Wohnwagen graste eine Herde Zugpferde. Es waren große, kräftige Tiere mit dicken Mähnen, zottigem Fell und breiten Hufen. Es war eine Pferderasse, die Nestor, obwohl er weit gereist war, noch nie gesehen hatte.
    Niemand schien ihr Kommen zu bemerken. Er und der kleine Flint spazierten zwischen den Wohnwagen hindurch, ohne auf jemanden zu treffen. Dabei war die Siedlung keineswegs unbewohnt: Aus den Behausungen, die aus Holz, Blechplatten, Lederstücken und anderen Materialen zusammengeschustert waren, hörten sie Stimmen sowie das Klappern und Klackern von Geschirr und Holzschuhen.
    Während Nestor sich umschaute und überlegte, wohin sie jetzt gehen sollten, sah sich der kleine Flint, den inzwischen der Hunger quälte, ständig ängstlich um, als fürchte er, von hinten angegriffen zu werden.
    Nachdem sie eine Weile auf diese Weise herumgeirrt waren, sahen sie einige dunkelhäutige Menschen mit auffälligen Ohrringen, die ein Tier am Spieß brieten. Die Gruppe warf ihnen nur kurze Blicke zu und kümmerte sich dann wieder um ihre Mahlzeit.
    Als der Bratenduft sie erreichte, begann der Magen des kleinen Flint laut zu knurren. »Wissen Sie, wo wir sind?«, fragte er Nestor.
    »Ich weiß nicht mehr als du.«
    »Und haben Sie eine ungefähre Ahnung, wo wir hingehen?«
    Diese Frage ignorierte Nestor. An einem schwarzen Wagen vorbei, auf dem mit weißer Farbe bedrohlich wirkende Gestalten aufgemalt waren, ging er zum Meer hinunter, das an dieser Stelle sehr dunkel aussah, mit wild schäumenden Wellen. Dort fand er so etwas wie eine primitive Mole, einen aus Knochen und Zweigen zusammengefügten Steg, der etwa zwanzig Meter weit ins Wasser ragte. An ihm waren fünf Boote festgemacht. Eines davon war ein auffallend schöner Katamaran. »Gehen wir«, beschloss Nestor. »Vielleicht sind es Fährleute.«
    »Fährleute?«, fragte der kleine Flint. »Wo sollten sie uns denn hinbringen?«
    Dieses Mal gestattete sich Nestor ein leichtes Grinsen. »Das kommt wohl ganz darauf an, wie viel Geld wir ihnen geben, nehme ich an.«
    »Wissen Sie, was? Sie sind vollkommen durchgeknallt. Ein durchgeknallter alter Mann mit Gehirnerweichung, das sind Sie. Und ich muss noch viel durchgeknallter sein als Sie, sonst wäre ich Ihnen nicht bis hierher gefolgt.«
    »Du kannst jederzeit zurückgehen, Junge. Ich habe dich nicht gebeten mitzukommen.«
    »Na, das ist ja wohl die Höhe! Anstatt mir für all das zu danken, das ich für Sie getan habe … Dafür, dass ich Sie bis hierher begleitet habe, auf den Spuren ihres angeblichen Feindes und Ihrer Frau …«
    »Jetzt reicht’s«, knurrte Nestor.
    »Nein, es reicht überhaupt nicht!« Der kleine Flint war vollkommen außer sich. »Ganz im Gegenteil. Wissen Sie, was? Haben Sie nie daran gedacht, dass Ihre Frau Sie absichtlich verlassen haben könnte?«
    Nestor erstarrte, und endlich gelang es dem kleinen Flint, ihn einzuholen.
    »Sie müssen zugeben, dass es eine

Weitere Kostenlose Bücher