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Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens

Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens

Titel: Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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mögliche Erklärung wäre. Sie hat jemanden gefunden, der jünger ist, interessanter, der nicht so verkümmert aussieht und vielleicht auch ein bisschen mehr sagt als gefühlte zehn Worte am Tag. Jemand, der … der … WAS! MACHEN! SIE! DA?!?«
    Nestor hatte den kleinen Flint am Hals gepackt und ihn unter Einsatz seines gesamten Körpergewichts zu Boden gedrückt. »Jetzt hör mir mal gut zu, du kleine Kröte!«, zischte er. »Sag das noch mal und ich schneide dir die Kehle durch. Das würde doch zu so einem alten Verrückten, wie ich angeblich einer bin, gut passen. Ich kenne meine Frau. Und Spencer kenne ich auch. Wenn sie hier zusammen vorbeigekommen sind, dann deshalb, weil er sie dazu gezwungen hat mitzukommen. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    Der kleine Flint, der schon fast keine Luft mehr bekam, nickte. Nestor ließ ihn so plötzlich los, wie er ihn gepackt hatte, und stand wieder auf. Der Junge fluchte und hustete abwechselnd, während Nestor auf die Mole und den Katamaran zuging.
    »Er kennt seine Frau … ja, klar …«, schimpfte der kleine Flint vor sich hin, rieb sich den Hals und schlurfte hinter dem ehemaligen Besitzer der Villa Argo her. »Er ist sicher nicht der Erste, der das glaubt …«
    Vor dem Steg stand ein Wohnwagen, über dessen Stangen aus Elfenbein oder Walrippen bunte Stoffstücke gespannt waren. Als Türen und Raumtrenner dienten seidig schimmernde Teppiche und Tücher. Weihrauchfässchen, Perlenvorhänge aus Jade und Silber sowie Traumfänger aus Perlmutt vervollständigten die Einrichtung.
    Auf einem vor dem Eingang ausgebreiteten farbenfrohen Teppich saß eine Frau mit langen schwarzen Haaren und einem silbernen Nasenring, der durch ein Kettchen mit einem auffälligen Ohrring verbunden war. Sie trug einen nachtblauen Sari und war gerade beim Essen. Mit der Hand nahm sie sich aus einer großen Schüssel Reis und formte ihn zu Bällchen, die sie in vor ihr stehende Schüsselchen mit verschiedenen Soßen eintunkte.
    Sie hörte weder auf zu essen, noch begrüßte sie die Neuankömmlinge, bis Nestor sie ansprach.
    Sie hob den Blick. »Ihr seid soeben erst angekommen, nicht wahr?«, fragte sie.
    »Sieht man das denn gleich?«, fragte Nestor verlegen.
    Die Frau bedeutete ihnen, sich zu ihr auf den gewebten Teppich zu setzen. »Vor allem riecht man es. An euch haftet noch der Geruch der Vorschriften.«
    »Ja, natürlich, der Geruch der Vorschriften.« Nestor wies mit einer Handbewegung hinter sich. »Wir kommen von der Hochebene und davor …«
    Sie winkte ab. »Es ist nicht wichtig, woher ihr kommt. Interessanter ist, wohin ihr geht.«
    »Sind das deine Boote?«, fragte Nestor und nickte zum Steg hinüber.
    »Nur eins. Das beste.«
    »Und könntest du uns …?« Nestor warf einen Blick auf das dunkle, schäumende Meer und zögerte. Er beschloss, lieber etwas anderes zu fragen. »Wir suchen nach zwei Personen.«
    Die Frau tauchte ihre Finger in den Reis, nahm sich ein wenig davon und formte es zu einem Bällchen. Dieses rollte sie dann zwischen den Handflächen zu einer perfekten Kugel. »Zwei Personen?«, fragte sie ironisch. »Gewöhnlich verbringt man sein ganzes Leben damit, nur eine zu suchen. Und nicht einmal die findet man immer.«
    Sie tauchte die Reiskugel in ein Schüsselchen mit safrangelber Soße ein und schaute den kleinen Flint an, der sie fasziniert beobachtete.
    »Dein Sohn hat Hunger«, stellte sie fest.
    »Er ist nicht mein Sohn«, erwiderte Nestor barsch.
    »Kannst du bezahlen?«, fragte die Frau den kleinen Flint.
    »Ja, hiermit«, sagte er, steckte die Hand in die Tasche und holte eine Handvoll der Goldmünzen und Edelsteine hervor, die er auf der Gefängnisinsel, dem letzten bekannten Aufenthaltsort Kapitän Spencers, hatte mitgehen lassen. »Reicht das für den Reis?«
    »Du musst sehr hungrig sein.«
    Nestor versuchte, sich einzuschalten und zu feilschen, aber der kleine Flint wollte davon nichts wissen. Er tauschte seinen Schatz mit Freuden für die halbe Schüssel Reis ein, über die er sogleich herfiel.
    »Probier auch die Soßen«, sagte die Frau. »Aber pass bei der roten auf …«
    Der kleine Flint hatte gerade einen Reisklumpen mit Soße verschlungen.
    »… denn sie ist sehr scharf.«
    Das Gesicht des Jungen lief purpurrot an. Er riss den Mund auf, schrie aus vollem Leibe, rannte davon und wälzte sich dann ein Stück weiter weg im Sand.
    Die Frau und Nestor sahen einander an.
    »Erzähl mir von diesen Personen«, bat sie ihn. »Wie lange ist es her, dass

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