Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens

Titel: Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario

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…«
    »Ich bin gleich fertig.«
    Verärgert bezog Jason am Eingang Posten, während Voynich hinten zwischen prall gefüllten Postsäcken herumturnte. Dann hörte Jason, wie er etwas rief.
    »Was ist los?«, fragte der Junge sofort.
    Voynich ließ an der Spitze seines Schirms eine kleine Flamme aufleuchten. In deren Licht sah er nochmals nach, dann sagte er: »Ich wette, das hast du nicht gewusst.«
    »Was habe ich nicht gewusst, Mister Voynich?«
    »Hier hinten sind zwei Boxen für die abgehende Post. Eine steht links und eine kleinere rechts. Eigentlich sieht man sie kaum, wenn man nicht weiß, dass sie da ist.«
    In der linken Box lagen zwei ganz normale Postsäcke, die von Metallhaken offen gehalten wurden. Unter der Box verlief ein Förderband, das die Säcke zu einem Hintereingang transportieren konnte, vor dem der Postwagen parkte.
    »Das hier ist die Box für ›Alle Richtungen‹«, sagte Voynich. Dann versuchte er, die Box auf der rechten Seite zu heben. »Während diese andere hier …«
    Jason kam nach hinten. Die Flamme an der Spitze von Voynichs Schirm erlosch.
    Jemand hustete.
    Als das Flämmchen wieder brannte, hatte Voynich bereits den Deckel der zweiten Box geöffnet. »Das hier ist die Box ›Andere Richtung‹. Das heißt, dass sie mit dem üblichen Briefwechsel, dem Postverkehr, nichts zu tun hat. Und tatsächlich besitzt sie keinen Boden und im Fußboden darunter ist ein großes Loch. Ein Loch mit einer Rutsche, die nach unten führt, würde ich sagen.«
    Voynich starrte ein paar Sekunden lang das Loch an, aus dem warme Luft aufstieg. Dann beschloss er, etwas auszuprobieren. Er stellte das Päckchen auf die Rutschbahn, die von dem Loch nach unten führte. »Es passt perfekt rein. Es scheint, als wäre das alles eigens für diesen Schuhkarton angelegt.«
    »Und legen Sie bitte auch etwas Schweres hinein. Päckchen, die zu leicht sind, gehen gewöhnlich verloren«, hatte die alte Lehrerin zu ihm gesagt. Päckchen, die zu leicht waren … um bis ganz nach unten zu rutschen?
    Jetzt legte auch Jason sein Gewehr auf den Tresen und sah sich das Loch genauer an. »Wahnsinn!«, meinte er überrascht.
    Voynich nahm das Päckchen wieder an sich. »Warum wollte sie wohl, dass ich es gleich abschicke?«, fragte er den Jungen.
    »Hat sie Ihnen denn gesagt, was sich in dem Karton befindet?«
    »Ja und nein. Sie hat von einer ›Bitte um Entlassung und Hilfe‹ gesprochen. «
    Hilfe, dachte Jason. Unter Kilmore Cove sind die Höhlen. Der Felsspalt, durch den man hinunter ins Labyrinth gelangt. Unter uns ist die Union nicht-existierender Orte. Vielleicht …
    Wieder hustete jemand und riss Jason dadurch aus seinen Gedanken.
    »Haben Sie das gehört?«, fragte er Voynich.
    »Was soll ich gehört haben?«
    Die Regengeräusche draußen waren noch lauter geworden.
    »Haben Sie gerade gehustet?«, fragte Jason den Brandstifter.
    »Nein. Ich dachte, du wärst das gewesen.«
    Sofort griff Jason zu seinem Gewehr. »Kommt schon raus, ihr verdammten Affen!«, brüllte er und schwenkte das Gewehr.
    »He!«, erwiderte eine Stimme. »Pass auf, wie du mit uns redest, du Warmduscher!«
    Jason und Voynich wechselten einen Blick und der Brandstifter machte sein Gewehr schussbereit. Die Stimme schien aus unmittelbarer Nähe gekommen zu sein.
    »Wer hat da gesprochen?«, fragte Jason drohend.
    »Der Sack da drüben«, raunte Voynich ihm zu.
    »Nein, ich war das«, kam es aus einem anderen Postsack.
    Jason richtete den Lauf seines Gewehrs erst auf den einen und dann auf den anderen Sack. »Kommt da raus!«, befahl er.
    Langsam richteten sich die beiden Postsäcke auf.
    »Du brauchst uns nicht zu drohen, Covenant«, sagte der eine.
    »Genau, das brauchst du nicht«, bestätigte der andere.
    »Wir sind vielleicht nicht Einstein, aber Affen sind wir auch nicht.«
    Aus den beiden Säcken kamen zwei Jungen zum Vorschein. Der eine war groß und ziemlich dick und hatte ein Pfannkuchengesicht, der andere war noch größer und sehr dünn. Beide hatten lockiges Haar und viele Sommersprossen.
    »Wer zum Teufel seid ihr denn?«, fragte Marius Voynich, der die Szene mit seiner Schirmflamme beleuchtete. Dann fiel ihm ein, dass er die beiden in den vergangenen Tagen schon einmal getroffen hatte. »Ach so, ihr seid das. Oh nein, nicht schon wieder!«
    »Was treibt ihr hier?«, fragte Jason unfreundlich. »Nichts Gutes, nehme ich an.«
    »Dasselbe könnten wir euch auch fragen«, sagte der große Flint und verschränkte die Arme vor der