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Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens

Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens

Titel: Ulysses Moore – Die Häfen des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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wir«, sagte Leonard und stand auf.
    Ja, dachte Kalypso. Gehen wir!
    Nach einer Weile sahen sie durch die Zweige hindurch Feuer schimmern. Bald darauf roch es stechend nach dem Rauch von Holzfeuern und nach verbrannten Gewürzen.
    Die Trommeln wurden immer lauter und in der stehenden Luft über dem Sumpf wirkte ihr Klang bedrückend.
    Leonard und Kalypso bewegten sich vorsichtig, immer darauf bedacht, möglichen Wachposten nicht aufzufallen.
    Sie schlichen einen sanft ansteigenden Hang hinauf und anstelle von Sand, trüben Pfützen und Schlamm gab es nun festen Boden und Steine. Die Abstände zwischen den Mangroven wurden größer, und allmählich sahen sie immer mehr Bäume mit weißen Stämmen, deren Namen Kalypso und Leonard nicht kannten. Die ersten Farne erschienen und bald darauf bildeten sie eine dichte grüne Wand aus langen, raschelnden grünen Wedeln.
    Schließlich erreichten die beiden den höchsten Punkt der Anhöhe. Sie senkte sich zu einem von Felsen und Bäumen gesäumten Becken ab, in dessen Mitte sich ein Dorf befand.
    Das Feuer, das sie vorhin zwischen den Bäumen hatten durchscheinen sehen, war jetzt nah und blendete sie. Der dichte Rauch, der aufstieg, kitzelte Kalypso im Hals, und sie hielt sich ein Taschentuch vor die Nase, um sie nicht durch einen Hustenanfall zu verraten.
    Kalypso und Leonard sahen Hunderte von Affen, die wild und ausgelassen zu den mitreißenden Rhythmen der Trommeln tanzten, die ein paar dunkelhäutige Männer schlugen. Das Dorf bestand aus einer Anzahl armselig aussehender Hütten und einem größeren, aus Holz und Stein errichteten Haus. Hinter diesem war eine eigenartig gebaute Pergola zu sehen, von der Seile baumelten.
    Leonard drückte Kalypsos Hand. Er zeigte auf das Hauptgebäude und bedeutete ihr, ihm dorthin zu folgen.
    »Was machen die da?«, fragte Kalypso leise. Leonard wusste es auch nicht, aber er hatte das Gefühl, dass es nichts Gutes war. Von den Klängen der Trommeln, den hoch lodernden Scheiterhaufen und dem rasenden Tanz der Affen ging etwas Böses und Bedrohliches aus.
    Gebückt und darauf bedacht, ja nicht den Schutz des Waldes zu verlassen, gingen sie weiter. Dabei kam es ihnen beiden aber vor, als würden die Trommler und die Affen ohnehin nicht auf sie achten und nicht einmal reagieren, wenn sie sich bemerkbar machten. Das letzte Stück legten sie auf dem Bauch robbend zurück. Dann spähten sie durch das Gebüsch wieder auf das Dorf hinunter.
    Sie hatten ungefähr ein Drittel der Senke, in der das Dorf lag, umrundet und befanden sich nun oberhalb des gemauerten Hauses, das ähnlich wie ein Schutzbunker anstelle von Fenstern nur acht schmale Schlitze hatte. Neben dem Hintereingang lagen auf einem Haufen alte Kleidungsstücke, verrostete Säbel, verschlissene Hüte, Gürtel und Stiefel.
    »Schau nicht hin«, raunte Leonard plötzlich und versuchte, Kalypso die Hand über die Augen zu legen.
    Aber da war es schon zu spät.
    Was sie aus der Entfernung für eine Pergola gehalten hatten, war in Wirklichkeit ein Galgen, von dem fünf fertig geknüpfte Henkerschlingen hingen.
    Kalypso hatte sich ihre linke, zur Faust geballte Hand inden Mund gestopft, um nicht aufzuschreien. Sie drückte ihr Gesicht gegen Leonards Schulter, der sich von dem makabren Anblick nicht mehr losreißen konnte. Was um Himmels willen ging an diesem gottverlassenen Ort nur vor?
    Ein trockener Zweig brach knackend. Leonard schaute in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war, und entdeckte einen im Gebüsch versteckten Affen.
    »Pass auf!«, rief er. Es gelang ihm, Kalypso gerade noch von sich zu stoßen, bevor der Affe mit einem Blasrohr auf sie zielte.
    Leonard spürte am Hals ein Piksen wie bei einem Insektenstich.
    Er versuchte aufzustehen, brach aber augenblicklich zusammen und fiel ins trockene Laub am Waldboden.

Kapitel 14
Auf sich allein gestellt
    Im Postamt von Kilmore Cove senkten Jason und Voynich die Gewehre und schauten überrascht die beiden schlammbedeckten Flint-Cousins an, die ängstlich zurückstarrten.
    »Also?«, begann schließlich Jason, nachdem seit einigen Augenblicken niemand mehr etwas gesagt hatte.
    »Also, was?«, fragte der große Flint schon nicht mehr ganz so schüchtern zurück.
    »Ja, was also?«, wiederholte der mittlere Flint.
    »Also, erzählt ihr mal langsam, was ihr hier macht?«
    »Warum erzählt ihr uns nicht zuerst, was ihr hier macht?«, konterte der große Flint.
    Jason verdrehte genervt die Augen. »Mister Voynich, das sind …«,

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