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Ulysses

Ulysses

Titel: Ulysses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Joyce
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sieht.
    Bartell d’Arcy war der Tenor, kam grade groß raus damals. Brachte sie heim nach der Übestunde.
    Eingebildeter Schnösel, mit seinem gewichsten Schnurrbart. Hat ihr das Lied geschenkt dann, Winde, die von Süden wehn .
    Windiger Abend war das, wie ich sie abholte, war grad die Logen-Versammlung wegen der Lotterielose nach Goodwins Konzert im Festsaal oder Eichensaal vom Mansion House. Er und ich am Schluß. Ein Notenblatt ihrer Musik flog mir aus der Hand und gegen den Gitterzaun des Gymnasiums. Ein Glück bloß, daß es nicht. Sowas verdirbt ihr die Wirkung des ganzen Abends.
    Sie hatte sich bei Professor Goodwin untergehakt, ging mit ihm voraus. War schon reichlich wacklig auf den Beinen, der arme alte Narr. Seine Abschiedskonzerte. Endgültig letzter Auftritt auf einer Bühne. Vielleicht für nen Monat, vielleicht gar für nimmer. Ach ja, und wie sie in den Wind lachte dann, den Sturmkragen hoch. Ecke Harcourt Road, die Bö da, weißt du noch? Brrfu! Riß ihr sämtliche Röcke hoch, und ihr Boa-Halspelz hat den alten Goodwin fast stranguliert. Sie kriegte richtig Röte in dem Wind. Weiß noch, wie wir dann heimkamen: ich schürte das Feuer und brutzelte ihr die Hammelfleischstücke zum Abendbrot, mit der Chutney-Sauce, die sie so mochte.
    Und der gewürzte Grog dann. Konnte sie im Schlafzimmer sehn vom Herd aus, wie sie sich das Blankscheit ihres Korsetts aufhakte. Weiß.
    Ein Knistern und weiches Klatschen machte ihr Korsett auf dem Bett. Immer warm von ihr. Machte sich immer gern frei. Saß dann noch bis fast zwei Uhr, nahm die Haarnadeln raus. Milly zusammengekuschelt im Bettchen. Glücklich. Glücklich. Das war die Nacht…
    - Oh, Mr. Bloom, wie geht es Ihnen denn?
    - Oh, und selbst, Mrs. Breen?
    - Jammern nützt ja nichts. Was macht denn Molly so? Hab sie seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen.
    - Der gehts blendend, sagte Mr. Bloom fröhlich, Milly hat eine Stellung unten in Mullingar, wissen Sie.
    - Was Sie nicht sagen! Das ist ja großartig für sie!
    - Ja, bei einem Photographen dort. Legt sich ganz schön ins Zeug, die Kleine. Wie gehts denn Ihren Pflegebefohlenen so?
    - Geben dem Bäcker alle schön zu verdienen, sagte Mrs. Breen.
    Wie viele hat sie eigentlich? Kein neues in Sicht.
    - Sie sind ja in Schwarz, sehe ich. Sie haben doch nicht…
    - Nein, sagte Mr. Bloom. Ich komme nur grad von einer Beerdigung.
    Jetzt werd ich den ganzen Tag ausgefragt bis aufs Hemd, sehs schon. Wer ist denn gestorben und wann und woran? Immer dieselbe Leier, wie ne Platte mit nem Kratzer.
    - Ach du meine Güte, sagte Mrs. Breen, hoffentlich war es kein naher Verwandter.
    Könnte mir ebenso gut auch ihre Sympathie erwerben.
    - Dignam, sagte Mr. Bloom. Ein alter Freund von mir. Er starb ganz plötzlich, der arme Kerl. War herzleidend, glaube ich. Die Beerdigung war heute früh.
    Heut noch magst du dich erlaben,
    Morgen fressen dich die Raben.
    Dideldidel dumdum,
    Dideldideldei…
    - Traurig, die alten Freunde zu verlieren, sagten Mrs. Breens Frauenaugen melancholisch.
    Also das reicht jetzt davon. Ganz sachte: ihr Mann.
    - Und Ihr Herr und Gebieter?
    Mrs. Breen richtete die beiden großen Augen gen Himmel. Die hat sie jedenfalls nicht verloren.
    - Oh, reden Sie nicht von dem, sagte sie. Sogar die Klapperschlangen grausen sich vor ihm. Jetzt hockt er dort drinnen über seinen Gesetzesbüchern und sucht nach dem Verleumdungsparagraphen.
    Ich krieg glatt Sodbrennen, wenn ich bloß an ihn denke. Warten Sie, ich zeig Ihnen was.
    Heißer Mockturtle-Dampf und der Dunst frischgebackener Marmeladenpuffer drang bei Harrison nach draußen. Der schwere Mittagsruch kitzelte Mr. Bloom in der Kehle. Müssen gutes Backwerk machen, Butter, bestes Kernmehl, Demerara-Zucker, sonst würde mans beim heißen Tee sofort schmecken. Oder kommt das von ihr? Ein barfüßiger Straßenjunge stand über dem Gitterrost, die Düfte einsaugend. Töten den nagenden Hunger ab auf die Art. Macht das nun Lust oder Qualen?
    Billiger Mittagstisch. Messer und Gabel mit Ketten befestigt am Tisch.
    Macht ihre Handtasche auf, abgerauhtes Leder, die Hutnadel: die Dinger sollten eigentlich einen Schutz an der Spitze haben. Stechen einem in der Trambahn glatt ins Auge damit. Dieses Rumgekrame. Offen. Geld. Bedienen Sie sich. Aber wenn sie auch nur einen Sixpence verlieren, ist der Teufel los. Dann gibts Krach, au Backe. Mann schimpft. Wo sind die zehn Schilling, die ich dir Montag gegeben habe? Fütterst du etwa die Familie deines kleinen Bruders mit

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