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Um Haaresbreite

Um Haaresbreite

Titel: Um Haaresbreite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Gang mit hohen Gestellen voller gebundener Ordner mit Eisenbahnberichten, zumeist aus längst vergangenen Zeiten. Am Ende eines Regals mit großen Mappen blieb er stehen, blickte durch die unteren Gläser seiner Bifokalbrille und las laut die Titel vor.
    »Sehen wir mal, Gleisstreckenlagepläne der
New Haven & Hartford,
der
Lake Shore & Michigan Southern,
der
Boston & Albany…
aha, da ist es:
New York & Quebec Northern.»
Er nahm die Mappe heraus, le gte sie auf einen Tisch, löste die Schnüre auf dem Deckel. »War damals eine der größten. Über zweitausend Meilen an Schienenstrecken. Ihr Paradepferd war der
Manhattan Limited-Expreß.
Sind Sie an einem besonderen Streckenabschnitt interessiert?«
    »Vielen Dank, ich finde es schon«, sagte Shaw.
    »Möchten Sie eine Tasse Kaffee? Ich kann Ihnen oben im Büro einen machen. Dauert nur ein paar Minuten.«
    »Sie sind ein zivilisierter Mann, Mr. Rheingold. Kaffee wäre eine gute Idee.«
    Rheingold nickte und ging durch den Gang zurück. An der Tür drehte er sich noch einmal um.
    Shaw saß am Tisch und beugte sich aufmerksam über die vergilbten Eisenbahnkarten.
    Als er den Kaffee brachte, lag die Mappe ordentlich verschnürt wieder in ihrer Nische im Regal.
    »Mr. Shaw?«
    Keine Antwort. Das Bibliothekszimmer war leer.
73
    Pitt fühlte sich erregt und entschlossen, sogar begeistert.
    Die Gewißheit, eine Tür geöffnet zu haben, die Generationen vor ihm übersehen hatten, wirkte auf ihn wie ein Aufputschmittel. Zuversichtlich, wie er es seit langem nicht mehr gewesen war, stand er auf einer kleinen Wiese und wartete auf die Landung des zweimotorigen Jets.
    Unter normalen Umständen wäre ein solches Unterfangen unmöglich gewesen, denn der Boden war mit alten Baumstümpfen und ausgetrockneten Gräben übersät. Die längste flache Strecke betrug kaum fünfzehn Meter und endete an einer moosbewachsenen Felswand. Pitt hatte einen Hubschrauber erwartet und begann sich ernsthaft zu fragen, ob der Pilot lebensmüde war oder das falsche Flugzeug gewählt hatte.
    Dann sah er fasziniert, wie die Tragflächen und Motoren sich langsam in die Vertikale richteten, während der Rumpf und das Heck horizontal blieben. Als sie in einem Winkel von neunzig Grad standen, ging das Flugzeug in Schwebestellung und begann dann, sich auf den unebenen Boden zu senken.
    Sowie das Fahrgestell das Gras berührte, trat Pitt hervor und öffnete die Tür des Cockpits. Ein jungenhaftes Gesicht mit Sommersprossen und rotem Haar grinste ihm fröhlich entgegen.
    »Morgen. Sind Sie Pitt?«
    »Ja.«
    »Steigen Sie ein.«
    Pitt stieg ein, schloß die Tür, setzte sich in den Copilotensitz.
    »Ist das ein VTOL?«
    »Jawohl«, antwortete der Pilot.
»Vertical takeoff and landing,
ein Scinletti 440, in Italien hergestellt. Hübscher kleiner Flieger, manchmal ein bißchen knifflig. Aber wenn ich ihm Verdi vorsinge, ist er brav und artig.«
    »Benutzen Sie keinen Hubschrauber?«
    »Vibriert zu sehr. Außerdem eignet sich ein Hochgeschwindigkeitsflugzeug am besten für Vertikalfotografie.« Er hielt inne. »Ich heiße übrigens Jack Westler.« Er bot ihm nicht die Hand, schaltete auf Vollgas, und die Scinletti stieg wieder auf.
    In etwa sechzig Meter Höhe drehte sich Pitt in seinem Sitz um und sah, wie die Tragflächen wieder in die Horizontale gingen.
    Sie flogen mit erhöhter Geschwindigkeit.
    »Welches Gebiet sollen wir aufnehmen?« fragte Westler.
    »Die alte Eisenbahnspur entlang dem westlichen Hudson-Ufer bis nach Albany.«
    »Nicht mehr viel davon übrig.«
    »Kennen Sie die Gegend?«
    »Ich habe mein ganzes Leben im Hudson River Valley verbracht. Schon mal vom Geisterzug gehört?«
    »Verschonen Sie mich damit«, antwortete Pitt müde.
    »Wie Sie wollen.« Westler ließ das Thema fallen. »Wo soll denn der Film beginnen?«
    »Fangen wir bei Magees Haus an.« Pitt warf einen Blick in die hintere Kabine. Keinerlei Ausrüstung zu sehen. »Da wir von Filmen sprechen, wo sind eigentlich die Kamera und der Kameramann?«
    »Sie meinen die Kameras, Plural. Wir benutzen zwei, und die Linsen sind in verschiedenen Winkern eingestellt, um Reliefwirkung zu erzielen. Sie befinden sich unter dem Rumpf.
    Ich bediene sie hier vom Cockpit aus.«
    »In welcher Höhe werden Sie fliegen?«
    »Kommt ganz auf die Fokallinsen an. Die Höhe wird mathematisch und optisch vom Computer berechnet. Unsere sind auf eine Höhe von dreitausend Meter eingestellt.«
    Von hier oben war der Blick auf das Tal überwältigend. Die

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