Um Mitternacht mit dir im Bett
auf ihre Mitwirkung zu bauen. Sarah gefiel das Ganze nicht. Aber was blieb ihr übrig? Entweder ging sie auf seine Bedingung ein, oder sie wurde verhaftet und kam ins Gefängnis. “Wo ist das Testament?”, fragte sie zögernd. Sie hatte noch nie im Leben etwas gestohlen, bis auf ein paar erstohlene Stunden in Michaels Bett. Jetzt musste sie dafür die Zeche zahlen.
“Mein Großvater bewahrt es in einem Privatsafe im ehelichen Schlafzimmer auf.”
Sarah sah noch zu viele Schwierigkeiten. “Wenn ich das Testament stehle, braucht er nur ein neues zu verfassen.”
“Lass das meine Sorge sein.”
Offenbar hatte er an alles gedacht. Er war reich, mächtig, unnachgiebig. Ein Mann, der nach Belieben schalten und walten konnte. Er vermochte sogar eine Frau zu erpressen, nachdem er mit ihr geschlafen hatte. “Bist du ganz sicher, dass dieses Testament überhaupt existiert?”, hakte sie nach. Vielleicht gab es doch noch einen Ausweg. “Hast du es gesehen?”
Er nickte unwillig, spürbar genervt von ihren endlosen Fragen. “Ich war Zeuge.”
Dennoch wollte Sarah nicht klein beigeben. Er verlangte von ihr, ein Verbrechen zu begehen. Und sie wusste zu wenig von ihm, um seine wahren Beweggründe zu kennen. “Verdächtigt dein Großvater seine Frau?”
“Nein. Er lässt sich von ihr um den kleinen Finger wickeln.” Michael sah sie herausfordernd an. “Er weiß eben nicht, wie trügerisch schöne Frauen sein können.”
Sarah hob das Kinn. Nein, sie würde sich nicht noch einmal bei ihm entschuldigen. Immerhin hatte er in der Nacht nicht gerade den unbeteiligten Zuschauer gespielt. Als sie daran dachte, was er alles mit ihr getan hatte, wurde sie erneut über und über rot. Beschämt schloss sie die Augen. Nun saß sie also doch in seiner Höhle gefangen. “Und wenn mir deine Bedingung nicht gefällt?”
“Du kennst die Alternative.”
Sie öffnete die Augen. In seiner Stimme hatte etwas gelegen, was sie zweifeln ließ, ob er nicht doch bluffte. War es Reue? Oder gar schlechtes Gewissen? Aber beides passte nicht zu seinem Ruf der Skrupellosigkeit. Wahrscheinlich bildete sie es sich nur ein.
“Also, damit du nicht die Polizei holst”, fasste sie zusammen, “muss ich hier einziehen, deinen Großvater versorgen und sein Testament stehlen.”
“Richtig. Und du sollst den Safe offen stehen lassen, damit Blair sofort weiß, dass das Testament weg ist. Sonst wäre das Ganze witzlos.”
“Und wenn ich erwischt werde?”
“Wir müssen eben Hand in Hand arbeiten.”
Jetzt bemerkte sie noch etwas in seiner Stimme – etwas, das ihr sagte, dass er mehr von ihr wollte als den Diebstahl des Testaments. Sie musterte ihn kritisch und stellte fest, dass er tatsächlich an einen Wolf erinnerte: Sich seiner Beute bereits sicher, wartete er geduldig auf den Moment, um zuzuschnappen.
Ihr Instinkt gebot ihr wegzulaufen. Dieser Mann war wirklich gefährlich. Ja, er war leidenschaftlich, erfahren und gut im Bett. Aber sie war nicht sein Eigentum. Vielleicht wäre es gut, diesem Wolf zu zeigen, dass sie ihm gewachsen war.
“Nun, was ist?”, drängte er.
“Ich überlege.” Sie wog die Risiken ab, die beträchtlich waren. Aber hatte sie sich nicht vorgenommen, im neuen Jahr mehr zu wagen?
“Lass mich noch einmal die Bedingungen unserer Vereinbarung nennen.” Er war jetzt ganz Geschäftsmann. “Wenn du mein Angebot ablehnst, rufe ich die Polizei. Wenn du irgendjemandem den wahren Grund deiner Anwesenheit verrätst, rufe ich auch die Polizei. Wenn meinem Großvater etwas zustößt, während du im Dienst bist, rufe ich erst recht die Polizei.”
Die Hoffnung, dass er nur bluffte, konnte sie also aufgeben. “Das ist Erpressung.”
“Ich mache dir nur ein Angebot”, stellte er richtig. “Du kannst es annehmen oder ablehnen.”
5. KAPITEL
Michael wünschte, Sarahs Antwort würde ihm nicht so viel bedeuten.
Als er den gequälten Ausdruck auf ihrem Gesicht sah, regte sich sein Gewissen. Er hatte sie in eine Falle gelockt.
Doch er unterdrückte seine Schuldgefühle und biss die Zähne aufeinander, um nicht das auszusprechen, was sie hören wollte. Nämlich dass er ihr ihre Geschichte glaubte; dass er vergessen würde, wie er sie vor seinem geöffneten Safe ertappte; dass er sie laufen ließ.
Nein, er gab ihr keine Chance. Nicht nach dieser unbeschreiblichen Nacht. Sarah Hewitt hatte sich freiwillig in seine Höhle begeben, und da würde sie vorerst bleiben.
Zum Wohle meines Großvaters, redete er sich
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