Um Mitternacht mit dir im Bett
etwas seine Aufmerksamkeit.
Michael folgte seinem Blick und sah Blair, wie sie mit einem Mann sprach, der halb so alt war wie Seamus. Noch nie hatte er sie so lebhaft gesehen. Auf ihn wirkte sie wahrhaftig nicht verunsichert oder einsam.
Nachdenklich nahm er einen Schluck von seinem Brandy. Sobald er Blair bloßgestellt hätte, würde er sich auf sein eigenes Leben konzentrieren können. Er fühlte sich in letzter Zeit sehr unzufrieden. Auch unruhig. Die geschäftlichen Erfolge vermittelten ihm nicht mehr dieses Lustgefühl der Macht wie früher.
Er drückte die halb gerauchte Zigarre aus und schaute erneut zu Sarah hinüber. Während des Dinners war sie schweigsam gewesen, obwohl er sich alle Mühe gegeben hatte, sie zu unterhalten.
Sie war so verdammt schön.
Er wünschte sich, seinen Geburtstag mit ihr allein feiern zu können. Bei einem intimen Dinner. Dann tanzen. Ein Lächeln von ihr wäre das beste Geburtstagsgeschenk. Aber momentan lächelte sie nicht. Sie wirkte verspannt, nervös. Zweifelsohne dachte sie an das Verbrechen, das sie gleich begehen würde – ein Verbrechen, zu dem er sie zwang.
“Michael!”
Er fuhr zusammen und wandte sich wieder zu seinem Großvater um, der ihn mit vorwurfsvoller Miene ansah. “Hast du was gesagt, Grandpa?”
“Verflixt, Junge, du bist erst dreißig und zu jung, um einen Hörschaden zu haben. Ich will noch einen Brandy”, brüllte er und hielt sein leeres Glas in die Höhe. Alle Herren lachten nachsichtig.
“Tut mir leid”, entgegnete Michael, “du nimmst noch Schmerzmittel. Der Arzt sagte, ein Glas sei genug.”
“Du bist genau wie meine Pflegerin.” Seamus wies mit dem Zeigefinger auf Sarah, und alle Augen richteten sich jetzt auf sie.
Ein Mann pfiff leise durch die Zähne. “Donnerwetter, Michael, ich könnte auch eine Pflegerin gebrauchen. Wo hast du die denn gefunden?”
In meinem Bett. Vor meinem Safe. Sie hatte es auf mein Herz abgesehen. Doch laut sagte er: “Sie wissen doch, dass ich meine Quellen nie preisgebe, meine Herren.”
“Stimmt. Er würde nicht mal seinem Großvater erzählen, wo er die aufgetrieben hat”, brummte Seamus.
Michael lächelte geduldig. “Du kennst mich, ich bin in diesen Dingen absolut verschwiegen.”
Alle lachten wieder, und Sarah schaute zu ihnen herüber. Die Brillanten glitzerten an ihrem schlanken Hals und erinnerten ihn daran, weshalb sie überhaupt hier war.
Seamus fasste sie genauer ins Auge. “Das Halsband kommt mir verdammt bekannt vor.”
“Ich dachte, es würde perfekt zu ihrem Kleid passen.” Michael schlug einen beiläufigen Ton an, doch sowohl er als auch sein Großvater wussten, dass er noch nie zuvor einer seiner Freundinnen den Familienschmuck geliehen hatte.
“Perfekt ist das richtige Wort für sie”, bemerkte einer der Gäste leise.
Michael trank seinen Brandy aus. “Wollen wir jetzt die Galerie besichtigen?”
Es war an der Zeit, aktiv zu werden.
Sarah versuchte, gelassen mit der Frau neben sich zu plaudern, als sie die Haupttreppe zum ersten Stock emporstiegen. Aber ihre Gedanken kreisten um das, was vor ihr lag.
In der Galerie musste sie sich heimlich entfernen, den Safe aufbrechen und dann zu den Gästen zurückkehren, bevor jemand Argwohn schöpfte.
Aus Michaels Mund hatte alles ganz einfach geklungen, aber sie war nicht so überzeugt von ihren Fähigkeiten als Einbrecherin. Wenn nun jemand sie dabei erwischte? Nein, daran durfte sie erst gar nicht denken. Sie musste nur Schritt für Schritt vorgehen.
“Er ist umwerfend, nicht wahr?”, sagte die Frau neben ihr.
Sarah warf ihr einen Seitenblick zu. Sie erinnerte sich, dass die Frau Maureen hieß. Eine dieser jungen grünen Witwen, die es heute Abend hier zuhauf gab. Die großen Altersunterschiede bei den Ehepaaren hatten Sarah überrascht. Sie hatte davon gehört, dass manche Männer Frauen als Aushängeschilder betrachteten, aber so viele hatte sie noch nie beisammen gesehen.
“Wer?”, fragte sie zurück, während sie mit der Handfläche über das polierte Mahagonigeländer strich.
“Michael natürlich.” Maureen beugte sich über das Geländer, um zu beobachten, wie er Seamus in seinem Rollstuhl zur hinteren Treppe fuhr, wo man inzwischen einen Lift installiert hatte.
“Ich verstehe nicht ganz, was Sie meinen”, antwortete Sarah ausweichend.
Maureen schnaubte wenig damenhaft. Sie hatte den ganzen Abend über den Cocktails kräftig zugesprochen. “Ich meine, Michael Wolff ist nicht nur begütert und
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