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Um Mitternacht mit dir im Bett

Um Mitternacht mit dir im Bett

Titel: Um Mitternacht mit dir im Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Gabriel
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hinunter und flüsterte: “Komm zu mir um Mitternacht.”

10. KAPITEL
    Später an diesem Abend streifte Sarah in ihrem Zimmer die Sandaletten ab und genoss das Gefühl, barfüßig über den dicken Teppich zu laufen. Dann holte sie den fünfzig Jahre alten Brief unter ihrem Kopfkissen hervor, wo sie ihn versteckt hatte. Einen Brief von ihrer Großmutter an Seamus Wolff. Einen Brief, den er all die Jahre aufbewahrt hatte.
    Es schickte sich natürlich nicht, den Brief mitzunehmen und dann auch noch zu lesen, aber die Neugier war stärker. Vielleicht würde er die fünf Jahrzehnte dauernde Fehde zwischen den Hewitts und den Wolffs erklären.
    Sarah öffnete den Umschlag, nahm das feine rosa Blatt heraus und faltete es auseinander. Die Kehle wurde ihr eng beim Anblick der vertrauten, graziösen Handschrift ihrer Großmutter.
    Lieber Seamus
,
    was gestern Abend zwischen uns geschehen ist, war unrecht. Ich liebe Bertram. Das wirst Du zwar nicht hören wollen, aber ich muss der Stimme meines Herzens folgen.
    Du bist ein guter Mensch, Seamus, Du verdienst eine gute Frau. Diese Frau bin ich nicht, aber ich hoffe aufrichtig, dass Du sie eines Tages finden wirst.
    Ich möchte Dich bitten, das Geschehene für Dich zu behalten. Es zu enthüllen würde nichts ändern, und ich fürchte, letzten Endes wärst Du allein der Leidtragende.
    Ich weiß, wie sehr Bertram Deine Freundschaft schätzt. Ich möchte auf keinen Fall Unfrieden zwischen Euch stiften. Mit der Zeit wird Dir klar werden, dass ich recht hatte. Bis dahin bitte ich Dich, keinen Kontakt mehr mit mir aufzunehmen.
    Anna
    Sarah las den Brief noch einmal. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Seamus und ihre Großmutter? Eine Dreiecksgeschichte? Ein heimliche Romanze?
    Die letzte Erinnerung, die sie an ihre geliebte Großmutter hatte, war die einer zierlichen, weißhaarigen Dame, hinfällig und ans Bett gefesselt, aber dennoch darauf beharrend, dass kein Aufhebens von ihr gemacht wurde.
    Aber es bestand kein Zweifel, dass sie einst eine hübsche, lebenslustige Frau gewesen war. Sarah hatte Bilder im Familienalbum gesehen, darunter Fotos von Annas Hochzeit mit Bertram.
    Sarah sah noch direkt vor sich, wie Anna vor Glück gestrahlt hatte. Die Liebe zu ihrem stattlichen jungen Bräutigam stand ihr ins Gesicht geschrieben.
    Was gestern Abend zwischen uns geschehen ist, war unrecht.
    War das denn möglich? Sarah war nicht so naiv zu glauben, ihre eigene Generation hätte den Sex erfunden, und sie hatte selbst erfahren, wie schnell ein Fehler passierte, wie leicht man der Leidenschaft des Augenblicks erlag.
    Wusste ihr Großvater davon? War das etwa der Grund für seinen unauslöschlichen Hass gegen Seamus Wolff? Wenn dem so war, hatte er doch stets nur Liebe und Aufmerksamkeit für seine Frau an den Tag gelegt. Das war ihm hoch anzurechnen.
    Ich muss der Stimme meines Herzens folgen.
    Sarah horchte in sich hinein. So schwer es ihr auch fiel zuzugeben, ihr Herz zog sie zu Michael. Besser gesagt, zu dem Mann, der sie in der Neujahrsnacht so leidenschaftlich geliebt hatte, und nicht zu dem, der sie gezwungen hatte, ein Verbrechen zu begehen.
    Aber er hat es ja nur für seinen Großvater getan, sagte eine leise Stimme in ihr.
    Sarah musste die Stimme zum Schweigen bringen, diese Stimme ihres Herzens, die immer wieder nach Entschuldigungen für Michaels Verhalten suchte und ihr einreden wollte, dass sein Interesse an ihr mehr war als nur rein körperlicher Art.
    Die alte Kaminuhr in ihrem Zimmer schlug mit ihrem gedämpften Gong Mitternacht. Nachdem sie den Brief sorgfältig zusammengefaltet und wieder in das Kuvert gesteckt hatte, legte sie ihn in ihren Picknickkorb. Dann trat sie ans Bett, hob eine Ecke der Matratze hoch und langte darunter. Sie tastete einen Moment umher, bis sie den großen Umschlag fand.
    Sie hoffte von ganzem Herzen, dass Michael nicht einen gewaltigen Fehler gemacht hatte. Tief Luft holend ging sie zur Tür, öffnete sie und spähte auf den Flur.
    Er war leer, aus keinem der Schlafzimmer drangen Geräusche. Sarah trat hinaus, lief barfuß zu Michaels Tür und klopfte leise.
    Da keine Reaktion erfolgte, drückte sie die Klinke herunter und öffnete die Tür. Sie betrat das Zimmer und schloss rasch die Tür hinter sich.
    Zuerst dachte sie, Michael sei nicht da. Nur eine kleine Lampe brannte, die lange Schatten aufs Bett warf. Dann sah sie ihn am Fenster stehen, ein Brandyglas in der Hand.
    Sie ging auf ihn zu. “Ich bringe dir Seamus’ Testament.”
    Er

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