Um Mitternacht mit dir im Bett
einflussreich, er ist auch sehr, sehr sexy.” Bekümmert blickte sie zu ihrem gedrungenen, ältlichen Mann hoch, der schwerfällig ein paar Stufen vor ihr die Treppe hinaufstieg. “Eine wirklich seltene Mischung.”
“Zur Galerie bitte hier entlang”, sagte Sarah, als sie den Treppenabsatz erreicht hatten.
Maureen folgte ihr mit klappernden Absätzen über die Marmorfliesen. “Deshalb zieht er die Frauen an wie das Licht die Motten, obwohl er im Grunde eiskalt ist.”
Ganz im Gegenteil, dachte Sarah. Das Gespräch wurde ihr von Minute zu Minute lästiger. Michael strahlte so viel Hitze aus, dass sie manchmal glaubte, sich daran zu verbrennen.
Sie betraten die Galerie, und kurz darauf schob Michael, von der anderen Seite kommend, seinen Großvater zu Blair. Dann steuerte er geradewegs auf Sarah zu.
“Sagenhaft sexy”, fuhr Maureen unbeirrt fort, ohne zu merken, dass Michael jetzt direkt hinter ihr stand. “Und dazu unheimlich reich. Welche Frau könnte da widerstehen?”
“Ich kann”, sagte Sarah, die wusste, dass Michael alles mitgehört hatte, und sah an Maureen vorbei.
Diese drehte sich um und wurde knallrot. “Alles Gute zum Geburtstag, Michael.”
“Danke, Mo. Ich glaube, Dick sucht nach dir.”
Maureen verzog das Gesicht. “Schlimmer als ein kleines Kind.”
Sarah schaute ihr im Weggehen nach. Jetzt wunderte sie sich nicht mehr, dass Michael noch ledig war, wenn das der Typ Frau war, mit dem er normalerweise verkehrte. Sie hatte die begehrlichen Blicke von so mancher Frau in seine Richtung gehen sehen; sie kamen ihr vor wie Geier, die über einer lockenden Beute kreisten.
“Die ägyptische Sammlung scheint großen Anklang zu finden”, bemerkte Michael, als er sah, wie die meisten Gäste sofort ins Kabinett strömten.
“Ihr solltet sie irgendwann einem Museum vermachen”, meinte Sarah, “damit mehr Leute ihre Freude daran haben.”
Seamus kam allein herangerollt. “Setz ihm nicht noch mehr Flöhe ins Ohr. Der Bursche verschwendet ohnehin alles, was er hat.”
“Meinen Besitz an eine Stiftung zu überschreiben ist keine Verschwendung”, erwiderte Michael.
“Was für eine Stiftung?”, fragte Sarah erstaunt. Aber sie wusste ja, dass Michael nichts vom Heiraten hielt, an wen sollte er also sein Vermögen vererben?
Er zuckte die Schultern. “Kann ich noch nicht sagen. Ich muss erst noch mehr Informationen einholen, damit ich auch die richtige Organisation finde. Aber da ich erst dreißig bin, habe ich keine Eile.”
“Dummes Zeug mit der Stiftung”, brummte Seamus. “Genauso gut kann ich Blair alles überlassen. Dann weiß ich wenigstens, dass sie es ausgibt.” Damit rollte er davon.
Als er außer Hörweite war, fragte Michael: “Bist du bereit?”
“Wenn du noch immer sicher bist, dass ich es wirklich tun soll, dann ja.”
Er zögerte, während sein Blick seinem Großvater folgte. “Ich habe keine andere Wahl.”
Sarah wusste, dass er davon überzeugt war. Ein Grund mehr, weshalb sie auf Distanz zu ihm gehen sollte. Schließlich wollte sie nicht enden wie Blair – beargwöhnt und belauert oder, noch schlimmer, eines Tages durch jemanden wie Maureen ersetzt zu werden. Und das hieß, dass auch sie keine andere Wahl hatte. “Dann also los.”
Michael führte sie in einen Nebenraum der Galerie, in dem einige Exponate lagerten. Sarah registrierte ein paar verstohlene Blicke in ihre Richtung, doch die meisten Gäste achteten nicht weiter auf sie.
“Hinter dieser Tür findest du die Dienstbotentreppe”, sagte er. Sie nickte und verschwieg ihm, dass sie diese Treppe bereits von ihrem ersten Einbruch her kannte. Er blickte auf seine Armbanduhr. “Wenn du in fünfzehn Minuten nicht zurück bist, werde ich nach dir sehen.”
Sie wusste, er wollte sie nur beruhigen, aber das Zeitlimit machte sie noch nervöser. Fünfzehn Minuten für einen Einbruch. Da sie beim letzten Mal schon gepatzt hatte, durfte sie jetzt keine Sekunde mehr verlieren.
Doch Michael umarmte sie noch einmal, zog sie an sich und flüsterte ihr ins Ohr: “Wenn es einen anderen Weg gäbe …”
Sie vernahm das Bedauern in seiner Stimme. Vielleicht war er doch nicht so gewissenlos. Sie schloss die Augen und wünschte, sie wären sich unter anderen Umständen begegnet.
Aber mit Wunschdenken löste sie ihre Probleme nicht.
“In fünfzehn Minuten”, bestätigte sie und machte sich von ihm frei.
Sie brauchte drei Minuten, um die Treppe hinaufzueilen und das Schloss an Seamus’ Tür mit einer
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