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Umarme mich, aber rühr mich nicht an - Die Körpersprache der Beziehungen. Von Nähe und Distanz

Umarme mich, aber rühr mich nicht an - Die Körpersprache der Beziehungen. Von Nähe und Distanz

Titel: Umarme mich, aber rühr mich nicht an - Die Körpersprache der Beziehungen. Von Nähe und Distanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samy Molcho
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Eitelkeit lässt mich die Signale, die ich erhalte, verkennen. Versuche ich nun eine kleine unerlaubte Annäherung, werde ich durch eigenes Verschulden eine große Enttäuschung erfahren. Ich bin das Opfer meiner eigenen Projektionen. Es gibt auch Signale, die nichts sagen wollen und doch wirken, wie beispielsweise die Kleidung, das Outfit.

    Gerade am Arbeitsplatz ist es deshalb wichtig, die kleinen Signale nicht zu übersehen, die Nähe verweigern: die leichte Abwendung, den Abstand, den eine Hand oder ein Arm markiert, das Nicht-Reagieren auf einen Scherz.
    Annäherung wiederum hat unterschiedliche Beweggründe. Ist es Freundschaft und der Wunsch nach dauernder Nähe oder handelt sich überhaupt nur darum, sich ein Ventil zu verschaffen für eine momentane Stresssituation? Fast jeder Mensch braucht im Beruf von Zeit zu Zeit einen Blitzableiter, fühlt das Bedürfnis, ein wenig Nähe, ein wenig Zuwendung bei einem anderen zu finden, sozusagen zur Beruhigung seiner Nerven. Diese Konstellation wird gelegentlich zum Schaden beider Beteiligten zu persönlich interpretiert. Denn der Wunsch nach Nähe gilt in diesen Fällen natürlich nicht der Person, sondern nur deren Funktion als Blitzableiter.

Raumsignale
    Der Raum, in dem wir arbeiten, steckt voller Möglichkeiten, Zeichen zu setzen. Die geringsten Chancen dazu bietet das Großraumbüro, das die Selbstdarstellungsfläche auf den eigenen Arbeitsplatz beschränkt. Wir können beobachten, wie jeder versucht, seinen Raum durch persönliche Accessoires zu markieren, vielleicht durch ein Bild, ein Foto oder auch eine Pflanze. Außerdem wird er versuchen, sich von zu großer Nähe abzuschirmen, was in Büros, in denen die Mitarbeiter einander gegenübersitzen, nicht ganz einfach zu bewerkstelligen ist. Heutzutage helfen die Computer gelegentlich dabei, kleine Mauern zu errichten. Immer jedoch erzeugt die erzwungene Nähe das Gefühl, ständig unter Beobachtung zu stehen, und steigert den Wunsch nach Distanz. Ein gutes kollegiales Verhältnis kann das Bedürfnis höchstens verringern. Am schwersten fällt die Abschirmung vor unerwünschter Nähe Mitarbeitern, deren Arbeitsplatz sich im freien Raum befindet. Sie können kaum verhindern, dass ihnen jemand ungefragt über die Schulter schaut. Der persönliche Raum ist ungeschützt, Stellwände bilden höchstens provisorischen Schutz.

    Raumwirkungen: Zwei einander gegenüber aufgestellte geöffnete Computer bilden eine kleine Mauer, so dass zwei abgeschirmte Arbeitsbereiche entstehen. Die Installation sorgt für leichtere Konzentration jeder der beiden Kolleginnen, schafft jedoch zugleich persönliche Distanz und erschwert die Kommunikation.
    Um miteinander Kontakt aufzunehmen, müssen die beiden Kolleginnen eine unbequeme Körperhaltung einnehmen, denn sie haben jedes Mal eine Barriere zu überwinden.

    Eine veränderte und vielleicht geschicktere Raumkonstellation mit seitlich verrückten Geräten ist hier zu sehen. Beide Kolleginnen können konzentriert und ungestört an ihren Geräten arbeiten …
    … und der direkten Kommunikation steht nichts im Wege.

    Alle geschickte Raumkonstellation nützt jedoch wenig, wenn eine Kollegin intensiv und ausdauernd zu telefonieren hat. Der anderen bleibt nichts anderes übrig, als zu versuchen, sich abschirmend zu konzentrieren.
    Je höher wir in der Hierarchie aufsteigen, umso größer werden die Räume und umso mehr Gestaltungsraum steht zur Verfügung. Wer es dahin geschafft hat, kann sich Bewegung verschaffen und damit seine Energie in Fluss halten. Er muss sich nicht einengen, womit auch seine Kommunikationsfähigkeit steigt. Der Raum gestattet es ihm, Signale zu setzen, die unmissverständlich demonstrieren, wie viel Nähe er dem Besucher zu gewähren beabsichtigt. Will er Nähe, wird er eine Sitzecke zum Gespräch wählen und nicht den Schreibtisch, um die reine Konfrontationsstellung zu vermeiden. Nähe schafft in jedem Fall größere Vertrautheit und einen persönlicheren Ton. Der Schreibtisch wiederum als Verhandlungsplattform prägt das Gespräch von vornherein distanzierter. Wobei Fragen wie diese auch noch eine Rolle spielen: Wie groß ist der Schreibtisch und welchen Abstand vom Partner gibt der Hausherr vor? Stehen die Sessel in großen Abständen voneinander frei im Raum, signalisiert dies: Ich lasse dir Bewegungsfreiheit, lege aber selbst auch Wert auf Distanz und lasse niemand zu nah an mich herankommen! Natürlich sieht eine solche freie Sitzordnung sehr leger und

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