Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
Vom Netzwerk:
Mantel tropfte das Regenwasser.
    »Borowski, was ist denn los?«
    Er trat noch einen Schritt näher und starrte den Knipser an.
    »Borowski«, sagte ich etwas lauter, »was willst du hier? Ist was mit Herrmanns?«
    »Ich geh mal nach nebenan«, sagte der Knipser und raunte mir ins Ohr: »Wäre schön, wenn es nicht zu lange dauern würde, gnädige Frau.«
    »Ja, ja. Ich lauf ja nicht weg«, sagte ich übellauniger, als ich eigentlich wollte.
    Nachdem die Schlafzimmertür zugeklappt war, kam Borowski an den Tisch und setzte sich. Er guckte auf die Rabattkupons und sagte: »Die hab ich auch. Aber wat soll ich mit so viel Milch?«
    »Ich habe die Hälfte Berti gegeben. Hat sie im Kiosk verbraucht.«
    »Der Herrmanns hat gesacht, kauf dir lieber dat Radio. Milch is wat für Säuglinge.«
    Ungeniert trank Borowski aus der Kaffeetasse des Knipsers.
    »Ich hätte dir gerne eine saubere Tasse gegeben.«
    »Bier wär’ mir lieber«, sagte Borowski.
    »Werd mal nicht unverschämt. Es ist mitten in der Nacht! Warst du vorhin nicht sturzmüde? Was willst du hier?«
    »Nach dem Koffer suchen! Und nach dem Flachmann. Wenn der Herrmanns stirbt, dann will der mit dem Flachmann begraben werden! Ich dachte, du holst dat Taxi und wir fahren dahin, nach’n Weitmarer Holz, und gucken, ob dat Zeuch da irgendwo liecht.«
    »Spinnst du? Warum?!«
    »Weil … Hab ich doch schon gesacht, Mann! Dat sind die wichtigsten Sachen in seinem Leben. Wenn der Herrmanns wüsste, dat alles wech is …«
    »Wenn du ihn nicht aus dem Koma quatschst und petzt, dann wird er es vorläufig nicht erfahren. Du kannst doch morgen bei Tageslicht da hinfahren. Mitten in der Nacht findest du da gar nix. Außerdem …«, ich ließ eine Kunstpause auf Borowski wirken, und er ging tatsächlich darauf ein und fragte: »Wat, außerdem?«
    »Außerdem glaube ich, dass du mehr weißt, als du sagst, oder? Raus damit, aber zackig. Wie du siehst, habe ich Besuch und heute noch was anderes vor.«
    Borowski guckte in die Kaffeetasse, knallte sie plötzlich auf den Tisch und stürmte, ohne auf Wiedersehen zu sagen, hinaus.
    Ich beschloss spontan, dass es auf eine Minute mehr oder weniger jetzt auch nicht ankam, und auf einen Streit mehr oder weniger mit Kieslowski über Telefonrechnungen auch nicht, und wählte Winnies Handynummer. Die Mailbox sprang an, und ich sagte schnell: »Ruf mich bitte zurück«, und legte wieder auf.
    Der Knipser steckte den Kopf durch die Tür. »Was war das denn?«
    »Mein Schneider. Ich brauch ja wohl Klamotten für Paradise Island.«

08
    Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war der Knipser schon weg. Ich schlurfte in die Küche.
    Auf dem Tisch lag aufgeschlagen das aufgequollene Moleskine- Notizbuch. Der Knipser hatte mir eine Nachricht hineingekritzelt: Wie schön, dass sich manche Dinge niemals ändern. Ich ruf dich an. Und wenn es irgendwie machbar ist, fahr bitte nicht mehr Taxi. Ich mach mir Sorgen um Dich …
    Ich klappte das Buch zu. Es war also abgemachte Sache – in drei Tagen werde ich nicht mehr hier sein. Ich werde einfach noch mal von vorne anfangen. Wir spulen den Film ein paar Monate zurück und schneiden einen neuen Take rein. Manchmal kann das Leben wie im Fernsehen sein. Romantic Comedy mit Happy End. Na, bist du jetzt zufrieden?, zickte meine innere Stimme. Ja, du alte Miesmacherin, das bin ich. Wenn du mich jetzt für die nächsten Jahre bitte mal in Ruhe lassen würdest?
    Der Kater war nirgends zu sehen und auch nicht der Hauch einer verräterischen Pfütze irgendwo. Wie aufs Stichwort erschien der kleine spanische Teufel Raoul in dem Moment, als die Espressokanne auf dem Herd gurgelte und fauchte. Er setzte sich wortlos an den Tisch und nahm seine Kochmütze ab. Ich zündete mir eine Zigarette an und wartete. Raoul lehnte sich mit beiden Ellbogen auf die Tischplatte und starrte mich an. Je länger er mich mit seinen dunklen Augen fixierte, desto näher rückten seine buschigen Augenbrauen zusammen, bis er fast so aussah wie Isnogud der Großwesir. Ich nippte am Kaffee und beobachtete das Schauspiel der Augenbrauenwanderung; ich nahm noch einen Schluck Kaffee – immer noch keine Reaktion von Raoul.
    »Willst du auch Kaffee?«
    »No.« Seine Augenbrauen schoben sich schon fast übereinander.
    »Was dann?«
    »Was gehte hier vor?«
    »Äh …? Gar nichts. Und selbst wenn, geht es dich vermutlich nix an.«
    »Gehst du weg?«
    »Jepp.«
    »Mit diese Ex… Mann?«
    »Jepp.«
    »Buen viaje.« Raoul sprang auf, schnappte

Weitere Kostenlose Bücher