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umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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elf Uhr bemerkt, also 22.30 Uhr, da muss das aber schon länger im Gange gewesen sein …«
    Da war ich aber schon längst bei Matti gewesen … Und ich habe kein Porzellan dabeigehabt. War es möglich, dass nach mir noch jemand in der Laube gewesen ist? Warum nicht? Die schlimmere Vorstellung war – was wäre passiert, wenn die Besucher mich angetroffen hätten? Ich wäre wohl nicht in einem Zustand gewesen, um mit dieser Situation umzugehen. Blieb nur noch die Frage: Warum hatte ich mir die Haare abgeschnitten?
    Meine innere Stimme meldete sich aus ihrer Kuschelecke: Weil man das so macht, wenn der Kerl ’ne andere hat. Neue Frisur, neues Leben. Zum Gesamtpaket fehlt noch ein Wellness-Tag im Spa, aber so weit sind wir nicht gekommen, und Vitamintabletten waren aus.
    »Sagen Sie mal, soll ich Ihnen nicht doch noch einen Kaffee …? Sie sehen schwer angeschlagen aus.«
    »Nein, danke … Es ist nichts. Alles in Ordnung. Und es ist niemand anders zu Schaden gekommen?«
    »Nee, Gott sei Dank nicht … Wollen Sie einen Apfel oder so?«
    Wieczorek stand auf, kramte in einem Schrank herum und legte drei kleine, schrumpelige Äpfel auf den Tisch. »Vom eigenen Apfelbaum. Bio. Bitte schön.«
    »Danke. Aber ich glaube, mein Magen … Ich steck einen ein. Für später …«
    Nicht wegnicken und nicht ausflippen. Aufrecht sitzen bleiben!
    »War der Herr Herrmanns beliebt im Verein? Hat der Feinde?«
    »Ach, der is’n Spinner. Aber ganz in Ordnung. Hier wollte dem keiner was. Ich weiß, dass der eigentlich hier sogar gewohnt hat, was ja verboten ist, aber glauben Sie, ich schubs einen alten Mann auf die Straße? Der war schon ganz patent, und wat die Rosen anging … Fachmann. Nur rumgeprahlt hat der immer. Der kann quatschen wie’n Maschinengewehr. War ja auch viel rumgekommen, von Berufs wegen. Aber vor allem hat der mit seinem neuen Job die Welle gemacht … Was sein Chef alles hat und wie reich der ist … Aber Mann, wat soll’s? Hat doch jeder so seine Macken, ne?«
    Wie man unschwer erkennen konnte … Mittlerweile, um nicht auf der Stelle einzuschlafen, hatte ich die ausgestopften Tiere gezählt und war bis 33 gekommen, die noch atmende Loki nicht mitgerechnet. Noch eine Minute hier drin und ich falle schnarchend vom Stuhl.
    »Dann will ich mal. Kiosk von Oma Berti, welche Straße noch gleich? Und ich brauch Ihre Telefonnummer, für alle Fälle.«
    Meine schauspielerische Glanzleistung hatte mir alles abverlangt. Wieczorek dagegen war hochzufrieden mit seinen 15 Minuten Berühmtheit und begleitete mich auf dem Rückweg.
    Ich blieb vor Herrmanns’ Gartentörchen stehen. Das Areal rund um die Laube war noch mit Flatterband abgesperrt. Erst jetzt bemerkte ich den Kanonenofen, der wie ein tapferer Soldat aufrecht inmitten des Schutthaufens stand. Die offene Ofenklappe hatte sich durch die Hitze verbogen. Es sah aus, als riefe der kleine Ofen ein letztes Mal um Hilfe. Etwas fehlte in dem Suchbild. Wo war der Safe?
    »Möchten Sie mal einen Blick drauf werfen?«, fragte Wieczorek.
    »Nee, nee, hat die Polizei ja abgesperrt. Da lässt man lieber die Finger davon. Stell dich gut mit der Polizei, haste immer was zu berichten …«
    Wieczorek lachte. »Sie sind mir ja ’ne ganz Ausgebuffte.«
    Kommt drauf an. »Ist das Areal noch genauso wie nach dem Brand?«
    »Ja.«
    »Ist keiner gekommen, um irgendwas abzuholen, was vielleicht für den Herrmanns noch von Wert sein könnte?« Wenn du nicht gleich antwortest, frag ich, wo der Safe ist, und dann lande ich mit Glasaugen an der Wand!
    »Nee …« Wieczorek starrte auf den rauchenden Schutthaufen. »Obwohl … doch.«
    Na? Na?
    »Da war so’n Safe … Den hat aber die Berti abholen lassen.«
    Danke!
    »Ich ruf Sie an, wann wir ein Kamerateam schicken. Vielen Dank, Herr Wieczorek.«
    »Immer gern, Frau … Frau?«
    »Korff, Wilma Korff. War nett, Sie kennengelernt zu haben.«
    »Übrigens, die Mütze, ist die echter Waschbär?«
    »Allerdings. Hat mir die kanadische Bergwacht geschenkt. Aber nicht weitererzählen.« Und den Namen hab ich mir grad von meiner ehemals besten Freundin geklaut. Sollte Wilma das je erfahren …
    Wieczorek machte große Augen. »Sie kommen ja ganz schön rum.«
    Kann man wohl sagen.
    Mittlerweile war es schon 13 Uhr durch. Ich wusste nicht, wohin. Mein Abgang bei Matti war nicht gerade freundschaftlich verlaufen. Sollte ich da jetzt wieder aufkreuzen und so tun, als wäre nichts gewesen? In jedem Fall würde es ein Gespräch erforderlich

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