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Umwege zum Glück

Umwege zum Glück

Titel: Umwege zum Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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schaffen – schön wäre es, wenn ich meinen letzten Zehner nicht auszugeben brauchte.
    Ich blieb eisern auf fünfzig Stundenkilometer, brauchte lange nicht zu schalten oder zu bremsen – der gute Theodor, er würde es schon schaffen!
    Der Nebel wurde dichter. Wie froh war ich doch, daß ich nicht auf der Autobahn war. Ich hatte genug gesehen von Auffahrunfällen und Massenkarambolagen wegen schlechter Sicht und zu hoher Geschwindigkeit.
    Theodor keuchte wieder. Na, dann also nichts wie in eine Tankstelle, und zwar die allererste, die ich sah.
    Mit der allerletzten Puste kroch Theodor hin vor eine Zapfsäule, dann verstummte der Motor endgültig. Es war eine Münztankstelle, kein Mensch zu sehen.
    Himmel! Ich hatte ja keine Münzen! Einen einzigen Zehnmarkschein und ein Fünfpfennigstück!
    Es war mir klar, was ich zu tun hatte: Warten. Es war überhaupt nichts anderes zu tun. Ja doch – vielleicht einen Wagen anhalten?
    Es war kühl und feucht, und ich fror. Ich fummelte rum im Wagen nach einem Halstuch, das bestimmt irgendwo liegen mußte.
    Dann – o Glück, o Freude – wurden Theodor und ich von ein Paar Scheinwerfern angestrahlt. Ein Ford kam angerollt und hielt hinter mir.
    Schon war ich an der linken Tür, mit meinem Geldschein in der Hand.
    „O bitte – entschuldigen Sie –, können Sie einen Zehnmarkschein wechseln?“
    Die Tür ging auf, und ein gutaussehender junger Mann stand vor mir.
    „Es tut mir furchtbar leid, ich habe grade festgestellt, daß ich nur ein einziges Fünfmarkstück habe. Ist Ihr Tank ganz leer?“
    „Leergekratzt! Ich bin mit den allerletzten Tröpfchen bis hierher gekommen!“
    Der Fremde runzelte die Stirn.
    „Was machen wir denn – halt! Haben Sie einen Kanister?“
    „Ja, aber er ist leer!“
    „Meiner auch. Holen Sie ihn bitte, dann werden wir es schaffen. Passen Sie mal auf. Ich lasse das Benzin direkt in meinen Kanister laufen, Sie halten den Ihren daneben, und in dem Augenblick, wo ich ,jetzt’ sage, schieben Sie ihn unter den Strahl.“
    „Es ist furchtbar lieb von Ihnen, aber wie soll ich dann zahlen?“
    „Lieber Himmel, das ist doch Nebensache, Sie können doch nicht die Nacht hier verbringen. Her mit dem Kanister!“
    Ich holte ihn, und wir machten es, wie der Fordfahrer gesagt hatte. Als das Benzin anfing, in seinen Kanister zu laufen, hielt ich den meinen ganz dicht daneben, und als er „jetzt“ sagte, hatte ich schon die Kanisteröffnung unter dem Strahl.
    „Man muß sich zu helfen wissen“, sagte der junge Mann fröhlich lächelnd.
    „Sie meinen, Sie müssen mir zu helfen wissen?“
    „Nun ja, in diesem Fall. Machen Sie die Haube auf, ich gieße die teuren Tropfen ein. Wie weit wollen Sie, doch nicht nach. Hirschbüttel?“ Er hatte mein Autokennzeichen gesehen.
    „Nein, Gott sei Dank, nur nach Kiel.“
    „Das schaffen Sie jetzt spielend. Und ich auch. Außerdem werden wir bestimmt eine offene Tankstelle im Stadtgebiet finden.“
    „Und wo darf ich meine Schulden morgen oder Montag bezahlen?“
    „Hier ist meine Karte, Anschrift steht drauf.“
    „Tausend Dank. Moment mal – “ Ich fand wie erwartet einen Papierfetzen in meiner Tasche und kritzelte Namen und Adresse darauf. „Damit Sie wissen, wer Ihnen das Geld schuldig ist! Ich komme dann gleich Montag früh und…“
    „Bitte nicht Montag früh! Dann treffen Sie mich nicht, ich muß nämlich schrecklich früh los. Erst nachmittags, so ab drei, bin ich da.“
    „Das paßt mir eigentlich gut, denn ich habe eine Vorlesung Montag ganz früh…“
    „Ach, Sie studieren?“
    „Ja. Medizin.“
    „Achnee! Ich werde Sie bestimmt aufsuchen, wenn ich mal irgend ein Wehwehchen habe.“
    „Tun Sie das lieber nicht, ich bin erst im ersten Semester! Ich muß nun weiter, Herr – “ ich warf einen Blick auf die Karte „Herr Jährner. Vorerst tausend, tausend Dank, ich weiß gar nicht, wie ich dies wiedergutmachen kann.“
    „Vielleicht gebe ich Ihnen diesbezüglich einen Tip, wenn wir uns wiedersehen“, lächelte Klaus Jährner. „Also bis Montag dann, – und gute Weiterfahrt, Doktorchen!“
    Er wartete, bis ich den Motor gestartet hatte und wieder auf der Landstraße war. Dann überholte er mich, und beim Vorbeifahren hupte er einen Abschiedsgruß. Kurz danach war sein Wagen im Nebel verschwunden.
    Ein paar Kilometer vor Kiel fand ich eine offene Tankstelle und tankte für fünf Mark. Dann hatte ich noch zwei fünfzig, um Montag meine Schulden zu zahlen, und zwei fünfzig als Reserve –

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