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Umwege zum Glück

Umwege zum Glück

Titel: Umwege zum Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Mutti zweiundvierzig ist!“
    „Ja, also, in unserem Zeitalter ist eine zweiundvierzigjährige Frau noch jung – “
    „Natürlich! Mutti ist jung, und sie ist hübsch, nur muß sie ein bißchen auf ihre Linie aufpassen. Sie hat im Frühherbst etwas zu viel zugenom – “ plötzlich hielt ich inne und riß die Augen auf.
    „Papa! Jetzt ist der Groschen bei mir gefallen! Mutti kriegt ein Kind!“
    Papa lächelte. „Das erzähle ich ja grade!“
    „Das tust du gar nicht, du hast herumgedruckst wie eine alte Oma, die dem Enkel erklären muß, daß er nicht vom Klapperstorch gebracht worden ist! Paps, du bist sagenhaft ungeschickt, und ich bin sagenhaft froh!“
    Ich gab meinem leicht errötenden Papa einen blitzschnellen Kuß, dann rannte ich durch die Halle, durchs Wohnzimmer und ins kleine Eckzimmer, Muttis privates Reich.
    „Mutti! Warum habt ihr es mir nicht schon längst erzählt! Wann kommt es? O Mutti, es ist ja großartig, nein, wie ich mich freue!“
    Mutti küßte mir die Wange und lächelte.
    „Findest du es wirklich großartig, Renilein? Ja, weißt du, das gleiche hat Madeleine auch geschrieben!“
    „So, das hat sie! Sie weiß es also, und ich bekomme es erst jetzt zu wissen. Dabei – “ Ich musterte Muttis mollig gewordene Figur – „dabei hast du es schon ziemlich lange gewußt!“
    „Mach mir bloß keine Vorwürfe, da ist dein Papa zuständig! Wir hatten uns doch geeinigt, ich sollte es meiner Tochter erzählen und Papa der seinen, und er hat immer so rumgedruckst…“
    „Sag mal, denkt er vielleicht, ich glaube an den Storch?“
    „Ach, um die Seite der Sache ging es doch nicht! Er meinte, ihr –  also du und Madeleine – würdet es komisch finden, ja sogar peinlich, daß eure alte Mutter…“
    „Von wegen alt!“
    „Nun ja, so ein Babychen stellt ja die ganze Hausordnung auf den Kopf, und du hast es großartig hingenommen, als Madeleine und ich hier eindrangen.“
    „Eindrangen ist gut! Mutti, das will ich nicht gehört haben! Willst du in vollem Ernst behaupten, ihr habt gedacht, daß ich nicht hundertprozentig begeistert sein würde?“
    „Na, mit zwanzig ein Geschwisterchen zu kriegen…“
    „Himmel, wie seid ihr dämlich – o Verzeihung, ich meinte – ich meinte…“
    „Du meintest genau dämlich, du unverschämte Göre“, sagte Mutti lachend. „Gut, ich gebe es zu. Also du bist wirklich glücklich darüber?“
    „Und wie! Mutti, die ganze Sache hat nur gute Seiten. Erstens, du und Vati, ihr liebt einander, habe ich recht?“
    „Das hast du, Kind!“
    „Na also! Und wenn zwei Menschen sich lieben, sollen sie doch ein gemeinsames Kind haben dürfen! Zweitens: Madeleine und ich kriegen ein gemeinsames Geschwisterchen, dann werden wir uns noch mehr als Schwestern fühlen. Drittens, wenn du nun einen Sohn kriegst – ich halte schon die Daumen –, hat Vati jemanden, der das Werk übernehmen kann, und ich bin nicht dazu verpflichtet, einen zu heiraten, der den ganzen Laden weiterführen kann!“
    Mutti wollte grade antworten, als Vati erschien, der anscheinend meine letzten Worte gehört hatte, denn er war es, der mir antwortete:
    „Aber Kind, du willst doch nicht im Ernst behaupten, daß du das als eine Verpflichtung empfindest?“
    „Ich weiß nicht – doch, jedenfalls so halbwegs. Das wäre doch schön für dich, Papa…“
    „Mein liebes Kind!“ sagte Papa. „Laß dies ein für allemal gesagt werden: Wenn du einen guten, netten Mann liebgewinnst und er dich, dann heiratest du ihn, ob er Arzt oder Malermeister, Wissenschaftler oder Tierpfleger ist! Wenn du denkst, ich würde mit meinem ollen Laden dem Glück meiner Tochter im Wege stehen, dann kennst du mich schlecht! Und wenn wir auch keinen Sohn kriegen, wenn auch weibliche Drillinge im März ankommen…“
    „Im März!“ rief ich. „In drei Monaten schon!“
    Ich weiß nicht, was ich weiter gesagt hätte, denn die Türglocke läutete. Ich rannte los und öffnete.
    „Lenchen!“
    „Renilein!“
    Strahlend, lächelnd, hübscher denn je stand Madeleine in der Tür. Da kam auch Kai, mit Koffern schwer beladen.
    Was gab das für ein Wiedersehen! Nein, wie war es schön, beisammen zu sein, die ganze Familie beisammen! Daß das Wiedersehen zwischen Madeleine und Mutti besonders herzlich war, versteht sich von selbst.
    „So!“ sagte Vati endlich. „Nun genug geküßt, ihr wollt bestimmt Hände waschen und Näschen pudern und so was, und ich will endlich meinen Nachmittagskaffee haben!“
    „Habt ihr

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