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Umzug ins Glück

Umzug ins Glück

Titel: Umzug ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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fügte er ein paar Reime von James Krüss ein, die mir plötzlich ein Stück Kindheit zurückgaben. Dann wieder brachte er fast
     den ganzen Saal mit dem Gedicht von Storm zum Weinen, von dem er uns den Anfang zitiert hatte.
    Das Publikum war begeistert und forderte lautstark Zugaben, die der Künstler gern gewährte. Nach zwei Stunden war dann endlich
     Ruhe, außerdem mussten die Hausbewohner vermutlich zum Abendessen. Schließlich waren wir hier in einem Altersheim, auch wenn
     diese Bezeichnung strikt vermieden wurde.
    Paula verabschiedete sich sehr gerührt von ihrem Idol. »Sie haben mir einen wundervollen Nachmittag beschert«, sagte sie und
     wedelte vom Rollstuhl aus gefährlich mit ihrer Krücke.
    Geschickt wich er ihr aus. »Dann hat es sich schon gelohnt«, gab er zurück. »Schön, dass Sie die Möglichkeit hatten zu kommen.«
    »Mia bringt dich ins Krankenhaus zurück«, sagteNick zu Paula. Und zu mir gewandt, fügte er hinzu: »Ich fange dann schon mal an zu kochen. Du findest doch zu mir hin?«
    »Natürlich!«, sagte ich, bei meiner Ehre gepackt.
    Paula ließ überraschte Blicke zwischen uns hin und her schwirren. »Ihr trefft euch noch?«
    »Wir haben einiges zu besprechen«, erklärte Nick, und ich beschloss, endlich die Katze aus dem Sack zu lassen: »Wenn wir doch
     in dein Haus einziehen sollen, gibt es viel zu planen!«
    Das rührte sie mehr als alle Storm-Gedichte zusammen. »Ach, Kinder!«, rief sie aus. »Da macht ihr mir ja so eine große Freude!«
    Wenn sie gekonnt hätte, hätte sie uns bestimmt zusammen in den Arm genommen. Stattdessen schob ich sie auf den Parkplatz und
     packte sie in mein Auto. Die ganze Fahrt jubelte sie darüber, dass wir ihr diesen Herzenswunsch erfüllten, und auch als ich
     sie endlich in ihr Zimmer bugsiert hatte, musste sie gleich der violetthaarigen Nachbarin davon erzählen. Danach kam eine
     solche Lobeshymne auf Jan Hörnum und seine Lesung, dass die Dame immer verkniffener wurde.
    Das war der Zeitpunkt, an dem ich mich vom Acker machte. Diese Jubel- und Neiddemonstrationen wollte ich mir ersparen. Ich
     hatte schließlich noch etwas Anstrengendes vor: einen ganzen Abend mit Nick zu verbringen und das zu essen, was er gekocht
     hatte.
     
    Das Haus, in dem Nick wohnte, war leicht zu finden. Seine Wohnung lag im ersten Stock. Er öffnete mir in einer schwarzen Schürze.
     Ich musste überlegen: Hatte ich je schon mal einen echten, harten, eindeutig heterosexuellen Mann in einer Schürze gesehen,
     Kneipenwirte jetzt mal ausgenommen? War das auch ein Indiz?
    »Endlich kommst du mal bei mir vorbei«, sagte er. »Dass ich das noch erleben darf!«
    »Ich hätte Blumen mitbringen sollen«, sagte ich in einer plötzlichen Erleuchtung. Bei jeder anderen Einladung hätte ich das
     getan, aber Nick   … Warum war Nick was anderes?
    »Bloß nicht«, sagte er. »Vermutlich hätten die dir im Blumenladen so ein Biedermeierbouquet angedreht, und das passt bei mir
     leider gar nicht.«
    Er ließ mich vorgehen, und ich sah, wie recht er hatte. (Natürlich würde ich mir für einen Mann kein Biedermeiersträußchen
     binden lassen, was dachte er eigentlich von mir? Aber es hätte auch wirklich nicht gepasst.) Nicks Wohnzimmer stammte aus
     einer Architekturzeitschrift über minimalistisches Wohnen. Er hatte das Holzparkett, von dem ich noch träumte, aber er stellte
     zwei schwarze Ledersofas mit Chromgestellen darauf. An der Wand hing ein rotes Bild. Nur Rot, wenn Sie sich das vorstellen
     können. Keine Formen, keine Farbabstufungen, nur eine rote Fläche mit einem einzigen schmalen schwarzen Strich, der es waagerecht
     wie ein Horizont teilte. Darunter gab es eine Art schwarzes Sideboard. Keine Vase. Keine Fernsehzeitung (aber auch kein Fernseher).
     Das Einzige, was in diesem Raum nicht streng geometrisch war, waren das Feuer in einem weiß getünchten Kamin und der Holzkorb,
     der dazugehörte.
    »Krass«, sagte ich. Es war einer der wenigen Momente, wo eins der Lieblingswörter von Magnus wirklich passte.
    »Ich weiß«, sagte er. »Das habe ich in meiner radikalen Phase eingerichtet. Komm besser mit in die Küche.«
    Die Küche war schon wohnlicher insofern, als es dort nicht nur graue Fronten und eine Granitarbeitsplatte gab, sondern auch
     eine leuchtend grüne Wand, an dereine Unmenge Bilder hingen: Kunstdrucke, Fotos, echte Bilder unterschiedlicher Qualität. Das gefiel mir.
    »Hast du mal eine Kunstgalerie aufgekauft?«
    »Nein«, schmunzelte er. »Das ist

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