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Umzug ins Glück

Umzug ins Glück

Titel: Umzug ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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zu erkennen. Konnte man Saunadörfer nicht näher an ein Shopping-Center
     mit Kino bauen?
    »Ich gehe doch nicht allein in die Sauna«, erklärte Ines. »Man kann da bestimmt Handtücher und so was leihen. Los, wir fragen
     mal.«
    Also lieh ich mir gegen eine Gebühr, die den Wert des Gutscheins vermutlich wettmachte, ein Saunahandtuch, einen Bademantel
     und ein paar Gummilatschen, alles säuberlich einzeln in Cellophantüten verpackt. Zusammen mit einer der 2-Liter -Wasserflaschen aus dem Rucksack war es ein ziemlich unhandliches Paket. Nachdem mir schon auf dem Weg zur Umkleidekabine
     zweimal die flutschige Packung mit den Schlappen runtergefallen war, befand sich meine Laune auf dem Nullpunkt.
    »Nun stell dich nicht so an«, befahl Ines. Sie hatte gut reden. Sie hatte ja alles dabei, was sie brauchte.
    Als wir erst mal mit dem Saunieren angefangen hatten, ging es mir etwas besser. Wenn jeder nur ein Handtuch bei sich hat,
     sind wieder alle gleich.
    »So«, sagte Ines. »Jetzt erzähl mir mal, was es mit diesem komischen Rucksack auf sich hat.«
    Etwas unwillig beschrieb ich ihr, wie ich Nicks These von der richtigen Motivation zum Abnehmen umgesetzt hatte.
    »Ein interessanter Ansatz«, meinte sie. »Was hast du denn plötzlich mit Nick zu tun? Ich dachte immer, du magst ihn nicht
     besonders.«
    »Gute Frage«, sagte ich. »Solange ich ihn kenne, ärgert er mich. Früher eher mit Gummiflitschen und Regenwürmern, inzwischen
     sind es andere Provokationen. Aber ich fand seine Ideen doch ganz bedenkenswert.«
    »Ich hab ihn lange nicht gesehen«, sagte Ines. »Sieht er immer noch so gut aus?«
    »Du findest, dass er gut aussieht?«, fragte ich verblüfft. Darüber hatte ich noch nie nachgedacht. Til Schweiger sah gut aus.
     George Clooney sah gut aus. Aber Nick? »Er verliert langsam seine Haare«, berichtete ich. »Aber er wird nicht fett. Eigentlich
     sieht er immer noch so aus wie früher.«
    »Und da sah er gut aus«, beharrte Ines. »Ist dir nie aufgefallen, was er für tolle blaue Augen hat?«
    »Tja   …«
    »Was ist denn mit seinem Privatleben? Hat er jemanden?«
    »Nicht dass ich wüsste«, antwortete ich. »Hast du Interesse an ihm?«
    Ines sah mich etwas beleidigt an. »Hör mal, nur weil ich mich nach deinem Stiefvetter erkundige, heißt das doch nicht, dass
     ich ihn heiraten will! Es geht mir doch eher um dich, wenn deine Tante möchte, dass ihr zusammen in ein Haus zieht.«
    »Wenn er eine Freundin hat, dann weiß ich jedenfalls nichts davon«, sagte ich. »Er scheint eher mit seinen Kumpels rumzuziehen.
     Das ist schon fast einschläfernd: Egal worüber man redet, er hat immer irgendwo einen Freund, der ihm einen Gefallen tut.«
    »Kumpels?«, wiederholte Ines nachdenklich. »Ist er vielleicht schwul?«
    Ich fiel vor Überraschung fast von der Bank. »Nick schwul? Spinnst du?«
    »Überleg mal«, sagte sie kühl. »Er ist ein attraktiver Mann   …«
    »Findest du vielleicht.« Wobei   … vielleicht hatte sie ja recht. Hässlich war er jedenfalls nicht.
    »…   mit einer guten Position, aber weit und breit keineFrau in Sicht. Dafür eine Menge Freunde, die er offensichtlich gut kennt. Er achtet auf sein Äußeres und legt Wert auf Ästhetik.
     Er fährt ein französisches Auto   …«
    »Ines!«, rief ich entrüstet. »Findest du das nicht etwas zu weit hergeholt?«
    »Ich sammle nur Indizien«, verteidigte sie sich. »Selbst die kleinste Kleinigkeit passt manchmal ins Bild. Und wir wollen
     ihm doch nichts Böses. Wir haben doch nichts gegen Homosexuelle. Im Gegenteil.«
    Ich fand ihre Toleranz an der Stelle bewundernswert, wenn man bedachte, wen sie alles nicht so gut tolerieren konnte. Fleischesser
     zum Beispiel. Oder Leute, die gern ›Germany’s Next Topmodel‹ anschauten. Ganz schlimm wetterte sie auch gegen CD U-Wähler . Wenn dann jemand wagte zu zitieren »Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden«, dann konnte sie einen ganz verächtlich
     ansehen und sagte: »Mag sein. Aber die denken ja gar nicht.«
    Ich rutschte von meinem Sitzplatz und schlang mein Leihhandtuch enger um mich. Ich musste hier raus, um mal in Ruhe nachzudenken.
    »Wird’s dir zu heiß?«, fragte sie harmlos. Sie ahnte nicht, was gerade in meinem Inneren abging.
    Ich nickte und verließ die Sauna in Richtung Dusche. Danach ging ich in den Pool und schwamm mindestens zehn Bahnen, wobei
     ich die ganze Zeit über Nick nachdachte. Und im Ruheraum tat ich auch nichts anderes.
    Ich habe nichts

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