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Umzug ins Glück

Umzug ins Glück

Titel: Umzug ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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nichts, was mich
     einen ruhigen Samstagabend in meinem Haus so richtig genießen ließ. Zum Fernsehen war es noch zu früh. Zum Stricken oder Lesen
     hatte ich keine Lust. Ich hatte noch nicht mal Hunger!
    Frustriert griff ich zum Telefon und rief Ines an. Ich musste doch wenigstens irgendjemandem Bericht erstatten, wie dieser
     private Flohmarkt verlaufen war. Leider erwischte ich nur ihren Anrufbeantworter und hinterließ keine Nachricht.
    Auch Magnus war nicht zuhause, aber das ist für Studenten am Samstag ja normal. Ich versuchte es auf seinem Handy.
    »Mama?«, fragte er beunruhigt. »Ist was passiert?«
    Das hat man davon, wenn man seine Kinder darauf trainiert, dass man sie immer am Sonntag anruft und ansonsten nur, wenn es
     einen handfesten Grund gibt.
    »Nein, eigentlich nicht«, sagte ich. »Bist du unterwegs?«
    »Ich bin in Hildesheim mit ein paar Kumpels«, berichtete er. »Wir sind gleich auf einen Geburtstag eingeladen. Und was heißt
     ›eigentlich nicht‹?«
    Tja, wie sollte ich das ausdrücken? »Wir haben heute in Tante Paulas Haus einen Garagenverkauf gemacht«, erzählte ich.
    »O cool«, sagte Magnus. »Wie viel ist dabei rausgekommen?«
    »Weiß ich noch nicht«, sagte ich. »Aber es lief ziemlich gut. Es waren unglaublich viele Leute da, weil Jan Hörnum eine Menge
     Reklame gemacht hatte.«
    »Das ist dieser Käpt’n-Blaubär-Typ, richtig? Stimmt das, dass der früher mal eine Art Filmstar war? Gerrit hier behauptet,
     seine Ma wäre ein heißer Fan von ihm.«
    »Ja, das stimmt«, sagte ich. »Vermutlich sind eine Menge Leute seinetwegen gekommen. Es war ein Mordsgedränge, und das war
     total anstrengend, weißt du?«
    »Kann ich mir vorstellen«, meinte er mitfühlend. »Warst du die ganze Zeit da und hast Tante Paulas Zeugs verramscht?«
    So würde ich es zwar nicht bezeichnen, aber zutreffend war es schon. »O ja«, stöhnte ich.
    »Du armes Mütterchen«, sagte mein Sohn, während im Hintergrund jemand grölend die Ergebnisse der Bundesliga verkündete, »dann
     wirst du es dir jetzt sicher erst mal gemütlich machen, was? In die Badewanne gehen und dann mit einem Buch aufs Sofa legen?«
    »Mal sehen«, sagte ich und verabschiedete mich dannbald, weil er mir möglichst taktvoll mitzuteilen versuchte, dass er jetzt mit seinen Freunden weiterziehen müsste. Nachdenklich
     blieb ich noch eine Weile mit dem Telefon in der Hand sitzen. In die Badewanne, mit einem Buch aufs Sofa, mit einer Wärmflasche
     ins Bett – war das inzwischen meine Art, mir das Leben schön zu machen?
    Ich war sechsundvierzig. Rein statistisch könnte ich noch fast doppelt so alt werden. Wollte ich denn jetzt schon damit anfangen,
     wie eine Greisin zu leben? Auch wenn ich nicht scharf darauf war, noch den Motorradführerschein zu machen oder das Bungeespringen
     anzufangen, gab es doch sicher spannendere Möglichkeiten, was man mit seinem Samstagabend anfangen könnte.
    Eine davon drängte sich mir unnachgiebig auf und war nicht mehr wegzudrängen. Sie hatte kurze blonde Haare, blaue Augen mit
     vielen Lachfältchen drum herum und neuerdings auch ein Temperament, das mich magisch in Bann zog. Ich war ziemlich ratlos.
     Eigentlich hätte mich dieser spontane Ausbruch total verschrecken müssen. Ich mag es nicht, wenn Leute gewalttätig werden,
     wenn sie sich nicht anders zu helfen wissen als ihre Kraft einzusetzen. Ich sehe mir noch nicht mal Boxkämpfe an, auch wenn
     mir immer alle einzureden versuchen, dass es dabei um Taktik und Können ginge statt darum, sich gegenseitig zu verprügeln
     – ich bemerke immer nur die zugeschwollenen Augen und die blutigen Lippen.
    Aber das hier war etwas anderes. Nick hatte sich nicht auf blödsinnige, machohafte Weise geprügelt. Er hatte seiner Hilflosigkeit
     nachgegeben, er hatte endlich mal seine Gefühle rausgelassen, auf eine sehr undisziplinierte Art, ganz ohne seine sonstige
     freundliche Kommunikation, ganz direkt, ganz spontan   … und unheimlich sympathisch. Eigentlich hätten wir uns die Astscherenhälftenteilen und zusammen die Bank komplett zerlegen sollen. Ich hatte so viel Verständnis für seine Wut.
    Ob Sie es glauben oder nicht, in diesem Moment passierte etwas Denkwürdiges. Ich begann mich in Nick zu verlieben. Bisher
     war es nur eine gewisse Anziehung gewesen. Mir hatte es geschmeichelt, dass sich ein vorzeigbarer Mann für mich interessierte.
     Es hatte mich aufgewertet, dass er mit mir zusammenleben wollte. Ich hatte es genossen, dass er so

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