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Unberuehrbar

Unberuehrbar

Titel: Unberuehrbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
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findet der Typ bloß an ihr? Der ist doch mindestens zweihundert Jahre älter als sie.
    Cedric neben ihr seufzte leise. »Vierhundert«, murmelte er, und Frei hätte fast hysterisch angefangen zu kichern, als sie den Spott in seiner Stimme wahrnahm. Dachten diese beiden wirklich, dass sie und Cedric …?
    Aber was sollten sie auch sonst denken? Die Erkenntnis durchfuhr Frei wie ein Blitzschlag. Was sollten sie denken, wo sie doch Hand in Hand auf dieser Bank im Park saßen, allein, an einem Samstagabend …
    Mit einer Hektik, die sich beinahe wie Panik anfühlte, versuchte sie ihren Arm zurückzuziehen. Aber wie erwartet, erlaubte Cedric ihr nicht ohne weiteres, ihn loszulassen.
    »Cedric … Es … es reicht mir«, brachte sie flehentlich hervor. »Ich will das nicht mehr. Es ist genug für heute.«
    Cedric schloss kurz die Augen. »Stell dich nicht so an«, sagte er, aber trotz der schroffen Worte klang seine Stimme sanft. »Die beiden befriedigen nur ihre jugendliche Eitelkeit. Nicht alle Vampire sind so, daran solltest du immer denken.« Dannließ er sie endlich los – vorsichtig, als könne eine zu abrupte Trennung ihr weh tun. »Also schön. Machen wir eine Pause. Beruhige dich erst einmal.«
    Frei atmete tief durch. Ihr Kopf fühlte sich aufgebläht an, als hätte jemand mit viel Druck Luft hineingepumpt, die zitterte und von innen gegen ihre Schädeldecke drückte, bis sie die Hände gegen ihre geschlossenen Lider presste, um ihre Augäpfel am Herausspringen zu hindern. Sie spürte, wie Cedric sich bewegte, sie vielleicht ansah mit diesem eindringlichen, besorgten Blick, den er manchmal an sich hatte. »Du darfst das alles nicht so nah an dich heranlassen, Frei.«
    Frei schnaufte unwillig. »Aber ich will gar nicht wissen, was jeder Blödmann auf der Straße über mich denkt«, nuschelte sie in ihre Handflächen.
    Cedric seufzte. »Gerade darum musst du lernen, wie du diese Fähigkeit gezielt einsetzen kannst. Sie ist manchmal recht nützlich. Aber vor allem ist sie sehr unangenehm, wenn sie außer Kontrolle gerät. Dann nämlich, wenn du eben nicht mehr entscheiden kannst, was du hörst und was nicht.«
    Frei spürte einen Schauer über ihren Rücken laufen. Sie wollte sich das gar nicht vorstellen. Ständig angeschrien zu werden von Stimmen, die sie nicht hören wollte – nein, das wollte sie um nichts in der Welt erleben müssen. Mit einem Mal schien es ihr noch bedrohlicher als zuvor, sich unter anderen Vampiren aufzuhalten. Sie zwang sich, die Hände vom Gesicht zu nehmen. »Bitte. Ich möchte wieder reingehen.«
    Eine Weile blieb es neben ihr still. »Nein«, sagte Cedric dann mit einem kleinen Seufzer. »Aber das hast du dir wohl schon selbst gedacht.« Erneut griff er nach ihrer Hand – so behutsam diesmal, dass es sich fast wie ein Streicheln anfühlte. Mühsam versuchte Frei, ihren Atem zu beruhigen. Nein, sie
wollte
dasnicht, dachte sie verzweifelt – aber das spielte natürlich mal wieder keine Rolle.
    Der Druck von Cedrics Fingern verstärkte sich ein wenig. »Siehst du, Frei, wenn du diesen Schritt gehen kannst, dann bist du schon einmal ein großes Stück weiter«, erklärte er sehr ruhig. In der Ferne konnte Frei nun wieder die Gedankenstimmen der anderen Vampire hören, ein unverständlicher Brei aus Wortfetzen, der an- und abschwoll wie Meeresrauschen. Cedrics echte Stimme aber war lauter und stand klar und seltsam plastisch vor ihr wie ein Fels in der Brandung, auf den sie sich retten konnte. Frei atmete mühsam durch.
    Cedric musterte sie eindringlich. »Wir haben doch schon festgestellt, dass du Red September nicht finden wirst, solange du dich in meiner Wohnung versteckst, erinnerst du dich?«
    Jetzt zog Frei doch die Knie an die Brust. Es war immer das Gleiche, dachte sie wütend. Mit Red kriegte er sie jedes Mal. Und er wusste das genau. Das Schlimme war nur, dass sie dagegen nicht ankam – nicht einmal ankommen wollte, obwohl sie es hasste, dass dieses Thema ihr jedes Mal Tränen in die Augen trieb. »Ich weiß«, flüsterte sie tonlos. »Aber was ist, wenn ich es nicht kann?«
    Cedric seufzte. »So ein Unsinn. Du hast nur deshalb das Gefühl, keine Fortschritte zu machen, weil du viel zu ungeduldig bist.« Er legte die freie Hand an ihr Kinn. »Sieh mich mal an.«
    Widerwillig ließ Frei zu, dass er ihren Kopf herumdrehte, bis sie sich direkt in die Augen sahen.
    »Also.« Cedrics Blick war sehr ernst. »Ich will, dass du ab sofort aufhörst, zu denken, du könntest irgendetwas

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