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Unbescholten: Thriller (German Edition)

Unbescholten: Thriller (German Edition)

Titel: Unbescholten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Söderberg
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Ferne.
    Sophie sah sich noch einmal die letzten Bilder an. »Welches magst du am liebsten?«
    Er beugte sich vor und schlug ein Bild auf, das ihn als Achtjährigen zeigte. Er stand aufrecht da und schaute mit wachen Augen in die Kamera.
    »Warum?«, fragte sie.
    »Es gibt nichts, was ein Mann mehr liebt als den Jungen, der er mal war.« Er nickte überzeugt. »Warum fährst du hier draußen Boot mit mir, Sophie?«
    Die Frage kam unvermittelt, und sie lachte, weil sie nicht wusste, was sie sagen sollte.
    »Weil du mich eingeladen hast«, sagte sie. »Ganz einfach.«
    »Du hättest Nein sagen können.«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    »Warum nicht?«, fragte er.
    »Ich weiß es nicht, Hector.«
    Ihr Blick ruhte auf ihm. Sie sah etwas in ihm, das sie anzog, dem sie aber auch ausweichen wollte. Hector war auf diese ganz besondere Weise ehrlich, als gäbe es in seiner Persönlichkeit keinen Platz für Lügen oder Spiele. Sie wollte einfach nicht glauben, dass er das Doppelleben führte, das die Polizei ihm unterstellte.
    »Sind wir Freunde?«, fragte er.
    War sie seine Freundin?
    »Ja, das hoffe ich«, sagte Sophie.
    »Wir sind erwachsen«, sagte er, als wäre das eine Feststellung.
    Sie nickte. »Ja, das sind wir.«
    »Aber du wirkst unschlüssig«, stellte er fest und blickte sie an. »Einen Tag bist du mir ganz nah. Und dann bist du plötzlich distanziert und hältst mich auf Abstand. Als ob du dich nicht entscheiden könntest.«
    Sie beugte sich vor und küsste ihn auf den Mund. Es war ein spontaner Impuls, dem sie folgte. Hector erwiderte den Kuss, doch dann lehnte er sich zurück und sah sie noch durchdringender an als zuvor. Als hätte er sie durchschaut und versuchte, etwas Kompliziertes zu begreifen.
    Ein Motorboot fuhr an ihnen vorbei, Sophie sah ihm nach.
    »Wollen wir nach Hause fahren?«, fragte sie.
    Sein Blick ruhte weiterhin auf ihr, dann stand er auf, schnippte den halb aufgerauchten Zigarillo über die Reling und drückte einen Knopf am Armaturenbrett. Der Anker wurde gelichtet. Hector legte den Finger auf den Startknopf, zögerte dann und drehte sich noch einmal zu ihr um.
    »Ich habe einen Sohn. Aber ich darf ihn nicht sehen. Seine Mutter lässt es nicht zu. Ich habe ihn seit zehn Jahren nicht mehr gesehen.«
    »Wie heißt er?«
    »Er heißt Lothar Manuel Tiedemann, er trägt den Nachnamen seiner Mutter, ist sechzehn Jahre alt und wohnt in Berlin.«
    Ein paar kleine Wellen ließen das Boot schaukeln.
    »Jetzt weißt du so ziemlich alles über mich, Sophie«, sagte er, dann startete er den Motor und fuhr aus der Bucht hinaus.
    ––––––––
    Gunilla ging den Karlavägen entlang. Es war warm in der Sonne, eine laue Brise wehte. Auf Höhe der Artillerigatan überquerte sie die Straße. An den kleinen Tischen auf dem Bürgersteig vor der Bäckerei Tösse saßen Leute. Sie blieb stehen und wartete, während sie den Gesprächsfetzen der Spaziergänger lauschte.
    Ein paar Minuten später kam Sophie auf sie zu. Und dann spazierten sie nebeneinander in Richtung Sturegatan.
    Nach einer Weile begann Gunilla zu reden. Wie immer ging es dabei um die Personen, mit denen sich Hector umgab, ihre Namen und Rollen, was sie vermutlich taten oder nicht taten. Gunilla hatte viele Fragen, Sophie antwortete, so gut sie konnte. Sie sagte, sie würde Hector kaum kennen, wolle das stille Vertrauen nicht enttäuschen, das er ihr schenke.
    Gunilla sagte: »Ich bin bei meiner Arbeit schon vielen Hector-Guzman-Typen begegnet. Sie geben sich erst ungezwungen und charmant, aber dann zeigen sie ihr wahres Gesicht. Sie zerstören das Leben anderer Menschen.«
    Sophie erwiderte nichts, sie ging nur weiter neben Gunilla her.
    »Lass dich nicht täuschen, Sophie. Dieses Spiel mit dem Feuer kann sehr gefährlich werden!«

Lars erzählte dem Arzt, dass er abends arbeite, zu wenig schlafe und Kopf- und Rückenschmerzen habe. Der Arzt war der Meinung, Lars sei überarbeitet und leide an einem sogenannten Erschöpfungssyndrom. Er leuchtete ihm mit einem Lämpchen in die Augen, befühlte seine Mandeln und fuhr ihm mit einem Finger in den After. Dann verschrieb er ihm Lonarid für Kopf und Rücken sowie Oxazepam für das, was Lars nicht benennen konnte.
    »Ich merke Sie für einen Kontrolltermin in sechs Wochen vor«, sagte der Arzt.
    Lars löste die Rezepte in der Apotheke ein und fuhr wieder mit dem Volvo durch den dichten Innenstadtverkehr.
    Als Kind hatte er ständig unter Schlafstörungen gelitten. Rosie hatte ihm ihre

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