Unbescholten: Thriller (German Edition)
Hectors Leibwächter und dieser Pole. Über den Dritten hab ich noch keine Informationen.«
Klaus hörte zu und aß sein Steak tartare. Er kaute schnell und hatte eine seltsame Art, das Besteck zu halten.
»Hector hat ein Büro hier in der Stadt, aber dort ist er nur selten. Als ich das letzte Mal in Stockholm war, um ihn zu beobachten, verbrachte er viel Zeit in einem Restaurant – dort werden wir zuschlagen.«
»Klingt gut«, sagte Klaus trocken. Er winkte dem Kellner und bat um die Rechnung.
Sie verließen das Restaurant und setzten sich in ihren Wagen. In ihr GPS gaben sie Sandborgsvägen, Enskede ein.
Sie arbeiteten sich durch den Stockholmer Verkehr, fuhren auf der linken Spur und über die Johanneshovsbro.
»Sieht aus wie ein großer Golfball«, meinte Klaus fast begeistert, als sie an der Globe Arena vorbeifuhren.
Sie hielten vor einem unansehnlichen Haus, und ein Mann mittleren Alters mit Glatze und Hängebauch, unzeitgemäßem Hemd und viel zu kurzem Schlips öffnete ihnen die Tür. Er sah aus, als wäre er gerade von der Arbeit gekommen – einer eher unzeitgemäßen Arbeit.
»Willkommen, meine Herren.«
Der Mann lachte über seinen Versuch, Deutsch zu sprechen.
Sie folgten ihm in den Keller hinunter, durch eine Stahltür, und Michail sah eine Menge Revolver und Maschinenpistolen an der einen Wand, Schrotflinten und Schnellfeuerwaffen an der anderen.
Der Glatzkopf lachte aufgeregt und redete wie ein Verkäufer in einer Werbesendung – ein Waffennarr, dachte Michail und unterbrach ihn. Er deutete auf die Wand.
»Geben Sie mir eine SIG und zwei Schlagstöcke.«
Der Narr nahm die Waffen herunter und reichte Michail eine kleinere Schachtel Munition. Er öffnete eine Schublade und zog zwei Schlagstöcke hervor. Michail reichte Klaus die Pistole und gab dem Glatzköpfigen ein Bündel Euroscheine.
Sie verließen den Keller, ohne sich zu verabschieden, und setzten sich wieder ins Auto. Klaus las von einem Zettel ab und tippte eine Adresse in ihr GPS ein. Michail wählte auf seinem Handy die Nummer, die Roland Gentz ihm gegeben hatte. Eine Männerstimme meldete sich.
»Carlos? Ich sollte dich anrufen. Tu, was man dir gesagt hat, wir sind in …«, Michail beugte sich vor und las vom GPS ab, »… in zwanzig Minuten da.«
Michail beendete das Gespräch.
»Bitte wenden Sie« , sagte die digitale Frauenstimme.
––––––––
Jens hatte die Antiquitätenhändler auf der Roslagsgatan abgeklappert sowie die Touristenfallen in Gamla Stan und auf der Drottninggatan, er hatte die kleinen Boutiquen in Söder und Kungsholmen aufgesucht. Nirgendwo hatte er Thierry gefunden. Die Chance, in der Stadt zufällig auf Aron oder Leszek zu stoßen, war minimal, auch wenn er nun schon seit mehreren Tagen hier herumstiefelte.
Weniger bekannt für ihre Läden war die Västmannagatan. Aber Jens hatte dort vor langer Zeit einen Globus aus Glas gekauft. Die Geschäfte, die in der Straße dicht beieinanderlagen, waren damals mehr auf Kuriositäten und Einrichtungsgegenstände aus den Fünfzigerjahren ausgerichtet gewesen. Aber es war einen Versuch wert.
Jens begann am Norra Bantorget und arbeitete sich die Straße hinauf bis zum Odenplan vor. Er war müde und frustriert, aber er hatte keine andere Wahl.
Er trat in einen kleinen Laden, den er normalerweise nicht bemerkt hätte, wenn er nicht genau diese Art von Geschäften gesucht hätte. Das Schaufenster war klein und dunkel, nur ein paar einzelne Dinge waren dort ausgestellt: Decken mit klaren Mustern, Masken, Schilde und Speere. Er ging hinein. Eine Glocke, die oben an der Tür befestigt war, läutete.
Das Ladenlokal war vollgestopft mit alten Dingen aus allen Ecken der Welt, es war, als betrete man viele verschiedene Orte gleichzeitig. Alte Kunstgegenstände, Textilien, Möbel, Schmuck, Skulpturen. In einer Glasvitrine in der Ecke standen kleine Steinfiguren. Sie sahen aus wie Miniaturen jener Figur, die er auf dem Boot gesehen hatte.
Hinter sich hörte er Schritte, er drehte sich um, und eine Frau trat durch den Vorhang zum Hinterzimmer. Sie hatte eine Hochsteckfrisur und ging sehr aufrecht.
»Guten Tag«, sagte Jens.
Sie antwortete ihm mit einem Lächeln.
»Thierry …«, sagte Jens, spürte, dass er diesmal richtig lag.
Sie zögerte, dann drehte sie sich um und verschwand wieder hinter dem Vorhang.
Jens spürte, wie sein Puls schneller schlug. Es dauerte nur ein paar Sekunden, bevor Thierry erschien.
»Du?«
Thierry hatte Aron angerufen,
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