Unbescholten: Thriller (German Edition)
Abfluss, ging zu einem Waschbecken und füllte ihn neu.
»Ein deutscher Geschäftsmann, mit dem wir Probleme haben.«
»Warum?«
Thierry sah ihn an. »Und wer bist du, Jens?«
Jens brauchte nicht lange über seine Antwort nachzudenken. »Ich bin nur einer, der in etwas reingeraten ist, mit dem er überhaupt nichts zu tun hat. Ich möchte es als Zufall betrachten. Aber jetzt gerade sieht es eher aus wie Schicksal.«
Thierry nickte. Es klopfte an die Tür. Jens sah Thierry fragend an.
»Keine Sorge«, meinte der. Er öffnete das Garagentor. Ein junger Mann im Kapuzenpullover lächelte breit und überreichte ihnen eine zusammengerollte Gummimatte.
»Land Cruiser, wie gewünscht.«
Thierry nahm sie, und der junge Mann verschwand wieder. Man hörte, wie ein frisierter Motor startete.
Thierry entfernte die blutige Matte aus dem Kofferraum. Sie war festgeklebt, und es dauerte eine Weile, bis sie sich löste. Er zog die neue hervor.
»Sie ist etwas kleiner, aber es wird gehen.«
Sophie hörte Geräusche aus der Garage und trank aus der Tasse, die Daphne vor sie hingestellt hatte. Der Tee schmeckte bitter, fast widerwärtig.
Daphne nahm Sophies Hand. Erst zuckte Sophie zurück, sie fühlte sich unwohl und empfand diese Geste als aufdringlich. Aber Daphne ließ sie nicht los, und nach einer Weile fühlte es sich besser an.
»Wie bist du da hineingeraten?«
Sophie hob die Schultern und versuchte zu lächeln.
»Hector ist ein guter Mann«, sagte Daphne. »Er ist wirklich ein guter Mann«.
Sie sah Sophie eindringlich an. Dann ließ sie ihre Hand los und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Leise, fast flüsternd fuhr sie fort: »Du hast etwas gesehen, das nicht für deine Augen bestimmt war.«
Daphne wirkte plötzlich ernster, als wollte sie Sophie warnen.
Jens und Thierry kamen in voller Montur in die Küche. Wäre die Situation eine andere gewesen, hätte Sophie wohl gelacht.
Der Land Cruiser wirkte wie neu, als sie sich auf den Beifahrersitz setzte. Jens nahm hinter dem Steuer Platz. Sie verließen das Grundstück und fuhren auf die Schnellstraße Richtung Innenstadt.
Jens sah zu ihr hinüber. Sie starrte aus dem Fenster.
»Wir müssen irgendwann mal reden«, sagte er.
»Ja.«
Dann schwiegen sie wieder. Keiner wollte über Belangloses plaudern. Jens fand einen Zettel und schrieb ihr an einer roten Ampel seine Handynummer auf.
»Danke«, flüsterte sie.
Er stieg am Karlaplan aus, und Sophie rutschte auf den Fahrersitz hinüber. Ihr Abschied fiel einsilbig aus.
Albert schlief friedlich in seinem Zimmer. Sie betrachtete ihn eine Weile, dann ging sie nach unten. In der Küche machte sie Licht und blickte auf ihre Hände hinab, sie waren vollkommen ruhig. Sophie horchte in sich hinein. Auch in ihr war alles ruhig. Sie hätte aufgewühlt sein müssen, verängstigt und schockiert über die Ereignisse. Wieder schaute sie auf ihre Hände, sie waren weich und ganz still. Ihr Puls ging regelmäßig. Sie setzte einen Topf mit Wasser auf, holte englischen Tee aus dem Küchenschrank, stellte sich ans Fenster und wartete darauf, dass das Wasser kochte.
Sie sah dasselbe wie immer, die Straßenlaterne, die die Straße erleuchtete, und die Lampen vor den Eingangstüren der Nachbarn. Alles war wie immer, aber sie fühlte sich nicht mehr zu Hause. Nichts, was sie sah, schien ihr mehr vertraut.
Zu Hause zog Jens sich um und packte seine Tasche. An einer Tankstelle nahm er unter falschem Namen einen Mietwagen und brach nach München auf. Um sich wach zu halten, trank er Energydrinks und rauchte. Er dachte an Sophie Lantz, die jetzt Brinkmann hieß.
––––––––
Carlos Fuentes hatte zwei Zähne eingebüßt. Seine Augen waren zugeschwollen, und als er versuchte zu antworten, kam nur ein Gurgeln aus seinem Mund.
Er saß auf einem Stuhl im Büro des Trasten. Er hatte geweint und gebettelt. Weder Hector noch Aron nahmen Notiz davon. Als sie an seiner Tür geklingelt hatten, hatte Carlos sofort gewusst, was ihm blühte. Schon auf der Fahrt zum Restaurant hatte er seinen Deal mit Roland Gentz gestanden. Mit dem Handrücken wischte Carlos sich jetzt das Blut vom Mund.
»Du gestehst mir zu schnell, Carlos.«
Carlos atmete schwer. »Aber ich sage die Wahrheit, Hector!«
Aron reichte Carlos ein Handtuch, damit er sich das Gesicht abwischen konnte.
»Warum hast du das getan, Carlos?«, fragte Hector.
»Weil er gedroht hat, mich zu töten«, antwortete Carlos panisch.
»Und das hat genügt?«
Carlos
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