Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Und am Ende siegt die Liebe

Titel: Und am Ende siegt die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
ihren ganz nahe war, und sagte leise: »Entweder folgst du mir jetzt hinunter in die Kabine, oder ich muß dich vor versammelter Mannschaft die Treppe hinuntertragen.«
    Da überkam sie ein Gefühl der Hilflosigkeit. Warum konnte dieser Mann nicht vernünftig mit ihr reden? Was mußte sie tun, damit er verstand, wie wichtig es war für sie, das Gefühl zu haben, sie würde gebraucht?
    Als er ihr die Hand auf die Schulter legen wollte, drehte sie sich auf den Absätzen um und eilte die Treppe hinunter. Sie lief in ihre Kajüte, setzte sich dort auf die Fensterbank und kämpfte gegen die Tränen an. Es war nicht leicht, sich die Illusion zu bewahren, sie würde eines Tages als Lady respektiert werden, wenn sie behandelt wurde wie ein unmündiges Kind.
    Es dauerte eine Weile, ehe Travis mit einem Tablett voller Speisen zu ihr in die Kabine kam. Schweigend deckte er den Tisch und setzte sich dann neben sie. »Das Abendbrot ist fertig«, sagte er und wollte ihre Hand nehmen; doch sie entzog sie ihm.
    »Verflixt noch einmal!« brauste er auf, von der Bank hochfahrend. »Du sitzt da, als hätte ich dich verprügelt. Und das nur, weil ich sagte, du sollst dein Abendbrot nicht versäumen und nicht auf deinen Schlaf verzichten, um ein paar Leuten zu helfen, die du nicht einmal kennst!«
    »Ich kenne Sarah!« fauchte sie ihn an. »Und du hast auch nicht gesagt, daß ich mich ausruhen sollte, sondern du hast es mir befohlen! Du hast immer nur verlangt, nie etwas erbeten. Ist dir noch nie der Gedanke gekommen, daß ich ein vernunftbegabtes Wesen mit einem eigenen Willen bin? In England hast du mich in ein Zimmer eingesperrt, das ich nicht verlassen durfte. Nun hältst du mich in einer kleinen Kajüte fest. Warum fesselst du mich nicht an das Bett oder kettest mich an den Tisch? Warum zeigst du nicht ehrhch, was ich für dich bin?«
    Die verschiedenartigsten Gefühle spiegelten sich auf seinem Gesicht, bis er sich von seiner Verwirrung erholte und meinte: »Ich habe dir doch erklärt, warum ich dich nicht in England zurücklassen konnte. Ich habe sogar diesen Jungen, mit dem du dich auf dem Quarterdeck unterhalten hast, gefragt, ob er ein alter Bekannter von dir sei. Wenn ja, hätte ich dich zu deiner Familie zurückbringen können.«
    Nun liefen ihr die Augen über; denn sie hatte geglaubt, Travis wäre eifersüchtig, während er nur nach einer Gelegenheit suchte, sie rasch wieder loszuwerden. »Es tut mir leid, daß ich dir so zur Last falle«, sagte sie gekränkt. »Vielleicht solltest du mich über Bord werfen, um dir weiteren Kummer zu ersparen.«
    Darauf konnte Travis nur noch verwundert den Kopf schütteln und sagen: »Deine Logik wird mir wohl immer unbegreiflich bleiben, auch wenn ich tausend Jahre lebte. Möchtest du denn nicht erst etwas essen, ehe ich dich hinunterbringe ins Zwischendeck? Meinetwegen kannst du die ganze Nacht hindurch den Seekranken das Nachtgeschirr vors Gesicht halten.«
    Dabei blickte er sie mit seinen großen Augen so treuherzig an, als müsse er sie um gut Wetter bitten. Wie konnte sie ihm nur begreiflich machen, daß sie keine Opfer von ihm verlangte, sondern nur das Recht auf eine freie Entscheidung? Und daß sie sich und ihrem Onkel beweisen mußte, ob sie etwas taugte?
    Travis führte sie zu dem gedeckten Tisch; doch sie schien sich von ihrer Betrübnis nicht befreien zu können. Sie stocherte lustlos mit der Gabel im Essen herum und brachte kaum einen Bissen hinunter, während sie sich bemühte, Travis zuzuhören. Doch keines seiner Worte nahm sie bewußt in sich auf, weil sie immer nur daran denken mußte, daß sie ihr Leben lang eine Gefangene bleiben würde und nie ihren eigenen Willen haben durfte.
    »Trink wenigstens deinen Wein«, redete Travis ihr zu.
    Gehorsam leerte sie ihr Glas und spürte, wie die Verkrampfung in ihrem Körper sich löste. Es erschien ihr ganz natürlich, daß Travis sie in die Arme nahm, fest an sich drückte und zum Bett trug. Sie nahm nur verschwommen wahr, wie er sie auszog, und als sie nackt vor ihm lag und er ihren Hals küßte, lächelte sie und schlummerte ein.
    Travis zog die Decke über sie, als er merkte, wie groß ihr Ruhebedürfnis war. Er nahm seine Zigarre und ging aufs Quarterdeck, um dort zu rauchen.
    »Habt ihr Euch schon eingewöhnt?«
    »Nun ja«, sagte Travis, sich zum Kapitän umdrehend, »wir sind gerade dabei.«
    Der Kapitän musterte Travis, der sich, die Zigarre im Mundwinkel, gegen die Reling lehnte. »Schwierigkeiten, mein Junge?«

Weitere Kostenlose Bücher