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...und da sagte Don Camillo...

...und da sagte Don Camillo...

Titel: ...und da sagte Don Camillo... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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hatte, und richtete einen Finger auf Peppones Brust. «Kanaille!» rief er aus.
    Peppone schnaubte vor Wut. «Die Kanaille seid Ihr, der den Hunger der Ärmsten zu Wahlzwecken ausnutzt!»
    Don Camillo packte eine Eisenstange, die in der Kaminecke stand. «Wenn du noch einmal den Mund aufmachst, bringe ich dich um!» schrie er. «Ich habe niemandes Hunger ausgenutzt, ich habe hier Pakete für alle Armen, und ich verweigere keinem Armen sein Paket. Mich interessiert der Hunger der Armen, nicht ihre politische Einstellung. Aber weil du Kanaille keinem helfen kannst, der Hunger leidet, weil du in deinem Magazin nur bedrucktes Papier und Lügen hast, darum willst du, daß niemandem geholfen wird. Und wenn einer bedürftigen Leuten etwas gibt, behauptest du, er wolle Stimmen fangen, und verbietest den Leuten von deiner Partei, die Sachen anzunehmen, und wenn’s einer trotzdem annimmt, behandelst du ihn .als Volksverräter. Du verrätst das Volk, weil du ihm wegnimmst, was die andern ihm geben. Politik? Propaganda? Der Junge von Stràziami, die Kinder deiner andern armen Genossen, die aus Angst vor dir ihre Pakete nicht abholen, die wissen nicht, daß Amerika sie ihnen schickt. Die wissen nicht einmal, ob es ein Amerika gibt. Für die ist es einfach etwas zu essen, und das nimmst du ihnen weg. Du Kanaille siehst ein, daß einer, der sein Kind hungern sieht, in der Not für das Kind Brot stiehlt, aber daß er dieses Brot annehmen darf, wenn Amerika es ihm anbietet, das siehst du nicht ein. Weil das zum moralischen Nachteil Rußlands wäre! Was wußte denn Stràziamis Bub von Amerika und Rußland? Endlich hätte er einmal seinen Hunger stillen können, und da kommst du und reißt ihm das Essen vom Munde weg. Du, Kanaille, nicht ich!»
    Peppone schüttelte den Kopf. «Ich habe nichts gesagt und nichts getan.»
    «Du hast zugelassen, daß so ein Nichtsnutz die gemeinste Schandtat der Welt verübt hat: einen Vater vor seinem Kind zu schlagen. Das Kind hat doch immer ein unendliches Zutrauen zu seinem Vater, es achtet ihn stets als den Stärksten von allen, es hält ihn für unantastbar - und du hast es zugelassen, daß ein hinterhältiger Tropf diese Illusion zerstört, das einzige Gut, das das Schicksal auch dem ärmsten Kind gelassen hat. Was würdest du sagen, wenn ich heute abend zu dir nach Hause käme und dir vor deinem Jungen Ohrfeigen austeilte?»
    Peppone hob die Achseln. «Das müßte man erst mal können.»
    «Und ob ich es kann!» schrie Don Camillo wutentbrannt. «Und ob ich es könnte!» Dabei packte er die dicke Eisenstange, die er in den Händen hielt, an beiden Enden, biß die Zähne zusammen und bog die Stange, knurrend wie ein Tiger, zu einem U.
    «Daraus mache ich dir und Stalin eine Krawatte, und den Knoten auch noch dazu!» versprach er. Peppone betrachtete ihn besorgt und sagte nichts mehr.
    Don Camillo öffnete den Schrank und nahm ein Paket heraus, das er Peppone reichte.
    «Bring es ihm, wenn du nicht der letzte Dummkopf bist! Das schickt nicht Amerika oder England oder Portugal: das schickt die göttliche Vorsehung, die keine Wählerstimmen nötig hat, um im Weltall an der Regierung zu bleiben. Du kannst auch die übrigen abholen und selber verteilen lassen.»
    «Gut, ich schicke Euch den Smilzo mit dem Lieferwagen», brummelte Peppone und verbarg das Paket unter seinem Mantel. An der Tür drehte er sich um, legte das Paket auf einen Stuhl, hob die U-förmige Eisenstange auf und versuchte sie geradezubiegen.
    «Wenn du das schaffst, stimme ich für die Volksfront», grinste Don Camillo.
    Peppone wurde vor Anstrengung puterrot. Dann schmetterte er die Stange, die sich nicht um einen Millimeter bewegt hatte, zu Boden. «Wir brauchen Eure Stimme nicht, um zu siegen», sagte er, nahm das Paket wieder auf und ging hinaus.

    Stràziami saß die Zeitung lesend vor dem Feuer, und der kleine Junge kauerte neben ihm.
    Da trat Peppone ein, legte das Paket auf den Tisch, löste die Schnur und machte die Umhüllung auf.
    «Hier», sagte er zu dem Jungen. «Das ist für dich. Das schickt dir der liebe Gott persönlich.»
    Dann streckte er Stràziami etwas hin. «Und das ist für dich, du hast es auf meinem Amboß vergessen.»
    Stràziami nahm den Parteiausweis und legte ihn in die Brieftasche. «Schickt den auch der liebe Gott persönlich?» fragte er.
    «Alles kommt vom lieben Gott», knurrte Peppone. «Alles: das Gute und das Böse. Es trifft, wen’s trifft. Jetzt hat’s uns getroffen.»
    Der Bub war

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