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...und da sagte Don Camillo...

...und da sagte Don Camillo...

Titel: ...und da sagte Don Camillo... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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eröffnet, um uns Konkurrenz zu machen. Wenn die Straße erst einmal begradigt ist, kommt der ganze Verkehr hier vorbei: Der Markt in Castelpiano ist der wichtigste im ganzen Gebiet, und wir werden unser Auskommen haben, ohne uns umzubringen.»
    Auch die Frau lockte der Gedanke sehr, ein Gasthaus zu eröffnen, und nachdem sie alles aufgelöst hatten, was es aufzulösen gab, machten Folini und seine Frau sich daran, das Haus umzugestalten. Der Vater der Frau war Maurer; seit einiger Zeit arbeitete er nicht mehr, da er die sechzig überschritten hatte, aber in diesem speziellen Fall griff er doch wieder zur Maurerkelle. Der Stivone war nur zwei Schritte entfernt und lieferte Sand und Kies, und Folini hatte das Pferd und den Karren behalten. Der Alte machte sich an die Arbeit, Tochter und Schwiegersohn fungierten als Handlanger.
    Mehr als ein Jahr verwendeten sie dafür, alles baulich in Ordnung zu bringen, aber es lohnte sich. Als dann auch Fenster und Türen, Möbel, Küche, Keller etc. an ihrem Platz waren, warf Folini das wichtigste Problem auf: «Wie soll es heißen?»
    Der Alte hatte diesbezüglich keine Vorstellung, aber unter dem Eindruck der Ereignisse schlug er dann vor, es «Gasthaus Garibaldi» zu nennen.
    Frau Folini wies den Vorschlag zurück, da sie das Unternehmen nicht mit der Politik vermengt sehen wollte. Für sie wäre «Küche nach Hausfrauenart» vollkommen ausreichend gewesen.
    Folini war nicht leicht zufriedenzustellen, und Don Camillo, der in Jagdausrüstung auf Gott weiß welchen Wegen dorthin geraten war, fand die drei angeregt debattierend vor.
    «Streitet ihr euch?» erkundigte er sich.
    «Nein, wir suchen den Namen.»
    «Welchen Namen?»
    «Den Namen des Lokals.»
    Don Camillo wußte von nichts, und dann, nachdem die Folinis die Zusicherung bekommen hatten, daß er mit keiner lebenden Seele darüber sprechen werde, ließen sie ihn das Haus besichtigen.
    «Hochwürden, gefällt Ihnen die Idee nicht auch?» sagte Folini am Ende.
    «Eine schöne Idee, gewiß», brummte Don Camillo. «Aber ich hätte erst damit angefangen, nachdem die Straße fertig ist.»
    «Sie machen die Straße, das ist eine Frage von Monaten», entgegnete Folini, «und dann wird das hier ein Volltreffer sein.»
    Das Jahr 1934 ging dahin. 1939 starb Frau Folinis Vater, ohne die Freude erlebt zu haben, daß mit den Arbeiten an der neuen Straße begonnen worden wäre. Niemand dachte mehr an die Begradigung.
    Dann brach der Krieg aus, und nicht einmal die Folinis hatten noch den Mut, daran zu denken, daß die Begradigung vor dem Ende des Unglücks in Angriff genommen werden könnte.
    «Wir werden Geduld haben müssen», sagte Folini. «Ist der Krieg erst einmal zuende, wird alles ins Lot kommen.»
    Folini brachte sich schon seit Jahren als Taglöhner durch, denn sein Geld war längst aufgebraucht. Jeden Morgen ging er zur Arbeit, und bevor er sich auf den Weg über die Felder machte, sagte er zur Frau:
    «Ich verlasse mich auf dich.»
    «Mach dir keine Sorgen», gab die Frau zur Antwort.
    Und nachdem ihr Mann verschwunden war, fing sie an zu fegen, zu polieren und abzustauben.
    Die Tatsache, daß das «Gasthaus zur Sonne» mitten in einer Waldung, an der trostlosesten und verlassensten Stelle der Erde erstanden war, hatte keine Bedeutung. Die Straße war nicht vorhanden, aber nach dem Krieg würde man sie anlegen, und dann mußte alles bestens vorbereitet sein.

    Der Hund Ful stürzte sich in einen Akazienwald, Don Camillo folgte ihm und brach, einem Panzer gleich, durch das Gezweig.
    Nach einem langen, ermüdenden Marsch trat Don Camillo auf eine Lichtung hinaus, auf einen grünen, weichen Teppich. Es war ein vollkommenes Rechteck, und etwa in der Mitte der einen Längs-Seite stand ein schmuckes Häuschen. Er ging darauf zu, und ein alter Mann mit weißem Schnurrbart trat heraus und kam ihm entgegen.
    «Sieh mal einer an, Folini! Ich dachte, du seist irgendwo gestorben. Wieso hast du dich nie mehr in der Kirche blicken lassen? Dabei warst du doch ein guter Christ!»
    «Das bin ich noch immer, Hochwürden. Aber ich habe keine Minute Zeit.»
    «Und was machst du Schönes?»
    «Arbeit, wohin man blickt, und das bißchen Zeit, das mir bleibt, brauche ich für den Betrieb. Schließlich muß ich ja meiner armen Frau zur Hand gehen.»
    Don Camillo sah Folini verblüfft an.
    «Ich begreife nicht recht, von was für einem Betrieb du sprichst.»
    «Das Gasthaus», erläuterte Folini.
    Sie waren beim Haus angelangt, an dessen

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