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...und da sagte Don Camillo...

...und da sagte Don Camillo...

Titel: ...und da sagte Don Camillo... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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diesen zwanzig Jahren angefangen hätten, die Lust zu verlieren, ich und mein 5 Mann, dann hätten wir es längst wegen dieser verflixten Straße getan. Wir sind sicher, daß uns die göttliche Vorsehung helfen wird, und daß man bald mit den Arbeiten an der Straße anfangen wird. Nicht wahr, Folini?»
    «Natürlich ist das wahr», rief der Alte lebhaft, an den] die letzte Frage gerichtet gewesen war. «Jetzt ist es nur noch eine Frage von Monaten, allerhöchstens!»
    Don Camillo trank sein Wasser und erhob sich.
    «Wartet, Hochwürden, ich gehe schnell ein paar Birnen für Euch pflücken», sagte Folini. «Nur eine Minute!»
    Als der Alte sich entfernt hatte, näherte sich die Frau Don Camillo.
    «Um Himmelswillen, Hochwürden», flüsterte sie ihm zu, «weckt keine Zweifel in diesem armen Kerl. Seit zwanzig Jahren lebt er nur für sein Gasthaus. Nicht, daß er mir noch vor Kummer stirbt.»
    Die Alte verschwand still, und kurz darauf kam Folini mit dem Körbchen voller Birnen zurück.
    Sie traten zusammen auf die weiche, grüne Lichtung hinaus und gingen schweigend bis an die Stelle, wo der Pfad im Akazienwald verschwand.
    «Hochwürden», flüsterte Folini, «sagt so etwas nie wieder! Die Ärmste lebt nur von der Hoffnung, daß sie die Straße machen. Ihr dürft ihre Seele nicht verbittern.»

    «Jesus», rief Don Camillo ungestüm, als er vor Christus am Hochaltar kniete, «willst du den einfältigsten Trottel der Welt sehen?» gr schlug sich zweimal kräftig auf die Brust und erklärte:
    «Da ist er!»
    «Wer sich erniedrigt, wird erhöht werden», antwortete Christus lächelnd.
    Don Camillo aber war wütend:
    «Jesus», flehte er, «tu’ mir einen Gefallen und versetze mich in die Lage, mir selbst einen Fußtritt zu geben.»
    «Törichte Bitten zur Ausübung von Gewalt kann ich nicht erhören. Quäle dich nicht, Don Camillo. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Liebe dich selbst wie deinen Nächsten.»
    «Nein, Herr, einen Idioten wie diesen Don Camillo kann ich nicht lieben!»
    «Im Gegenteil, Don Camillo: Liebe ihn mehr als jeden anderen, denn er, der glaubt, die anderen den Weg des Glaubens zu lehren, kommt mitunter vom Weg ab und merkt es nicht einmal.»
    Don Camillo protestierte stolz:
    «Herr, dumm bin ich, das stimmt, aber den Weg des Glaubens kenne ich sehr wohl!»
    «Wer sich erhöht, wird erniedrigt werden, bei der ersten Gelegenheit erkläre auch dies, Don Camillo», flüsterte Christus.
    Um die Wahrheit zu sagen, ließ die Gelegenheit nicht auf sich warten: Am Nachmittag um fünf kam der Smilzo und klebte eine Bekanntmachung an die Mauer der Pfarrerwohnung. Don Camillo kam sofort herbeigelaufen, und seine Absichten waren eher kriegerischer Natur.
    «Bürger», begann die Bekanntmachung, «die demokratische Verwaltung ist stolz, Euch ankündigen zu können, daß eines Eurer großen Anliegen demnächst verwirklicht wird. Morgen beginnen die Arbeiten zur Begradigung der Straße nach Castelpiano ...»
    «Sieh dir das an und lerne, du dummes Stück», rief Don Camillo.
    Der Smilzo, der in sicherer Entfernung stehengeblieben war, fragte: «Wie meint Ihr, Hochwürden? Ist etwas nicht in Ordnung?»
    «Ich rede nicht mit dir.»
    «De gustibus non disputoribus» , behauptete Smilzo und bestieg wieder sein Fahrrad. «Es gibt auch Leute, : denen es Spaß macht, mit sich selber zu reden.»
    «Jesus», sagte Don Camillo, nachdem er im Laufschritt vor dem Hochaltar angekommen war, «ich muß den Folinis sofort diese Bekanntmachung bringen!» J
    «Nicht nötig», antwortete Christus. «Die haben nie gezweifelt. Sie haben immer fest daran geglaubt, daß die Straße angelegt würde. Zu dir haben sie nur deshalb so gesprochen, weil sie wußten, daß du nicht an ein so tiefes Vertrauen glauben kannst. Sie wußten, daß du sie für verrückt erklärt hättest.»
    Don Camillo senkte den Kopf.
    «Jesus», stammelte er, «wie kann man in einer Angelegenheit wie dieser begreifen, ob es sich um eine fixe Idee oder um Vertrauen auf die göttliche Vorsehung handelt?»
    «Das sind Dinge, die man nicht begreifen, sondern nur fühlen kann. Du mußt lernen, dem gesunden Menschenverstand zu mißtrauen, Don Camillo. Sehr oft ist er nichts anderes als Nichtverstehen.»
    Don Camillo wandte sich betrübt ab. Sehr bald aber dachte er an die grüne Lichtung mitten im Akazienwald. Er dachte an die Straße, die sie durchschneiden würde, und ihm wurde leicht ums Herz.

Nacht im «Kreml»

    Die Häuser im Hauptort drängten sich dicht

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