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...und da sagte Don Camillo...

...und da sagte Don Camillo...

Titel: ...und da sagte Don Camillo... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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aneinander, a l s getraute sich keines, allein dazustehen, und die Gassen und Sträßchen, die alle in die HauptstraBë mündeten, waren eng und krumm; trotzdem lag das Ganze wie ein Reiskorn unter tausend anderen verstreut in der endlos weiten, flachen Landschaft.
    Auch hier aber hatten die Leute den «Zentrumsfimmel», und wenn einer sich ein Haus bauen mußte, schien es undenkbar, das auch nur fünfzig oder sechzig Meter vom «Zentrum» entfernt zu tun. Sobald Menschen vom Lande in einem «städtischen Agglomerat» von ein paar Baracken wohnen, werden sie ebenso dumm wie die Städter, und anstatt in die freien grünen Felder hinauszublicken, schließen sie die Augen und träumen von Wolkenkratzern.
    Die Tavonis wollten sich schon seit vielen Jahren ein Haus bauen; aber natürlich wollten sie es im Zentrum, und im Zentrum gab es an unbebauter Fläche längst nur noch den Hauptplatz. So warteten sie geduldig und zuversichtlich, und das Warten sollte sich denn auch lohnen.
    Im Zentrum stand eine verfallene, vor mehr als fünfzig Jahren entweihte Kirche. Ein häßliches Ding aus tropfenden Ziegelsteinen, das höchstens noch als Hauptquartier der Dorfmäuse taugte. Eine Ungezieferburg, die keiner zu betreten wagte, weil ihm jeden Augenblick
    die Wände über dem Kopf Zusammenstürzen konnten.
    Im Lauf der Zeit wurde die ehemalige Kirche immer mehr zu einer öffentlichen Gefahr; den letzten Schlag hatte ihr das Hochwasser versetzt, das die ohnehin schon zu schwachen Grundmauern vollends ins Wanken brachte.
    Man mußte sie unbedingt abbrechen; doch auch das Niederreißen eines Hauses kostet Geld, besonders wenn es im eigentlichen Dorfkern und an einer schmalen Straße steht.
    Da kam jemandem Tavoni in den Sinn, und mal machte ihm einen Vorschlag: Wenn er das alte Gemäuer I auf seine Kosten niederreißen lasse, bekomme er das! Grundstück zu einem Vorzugspreis.
    Tavoni brauchte keine zwei Minuten Bedenkzeit; er unterschrieb sogleich den Vertrag und begann mit dem Abbruch.
    Seit fünfzig Jahren hatten alle die baufällige Kirche täglich gesehen, die eben deswegen entweiht und aufgegeben worden war, weil sie eine Gefahr für die Gläubigen darstellte und angesichts der verrutschten Fundamente auch nicht repariert werden konnte. Aber erst als Tavoni mit den Arbeiten begonnen hatte, witterten die. Leute das «Geschäft», und nachdem sie vergeblich versucht hatten, mit unsinnigen Angeboten Tavoni das «Geschäft» wegzuschnappen, sagten sie, Tavoni sei ein Trottel.
    «Nur ein Dummkopf», behaupteten sie, «kann auf den Grundmauern einer Kirche ein Wohnhaus aufbauen.»
    Tavoni aber demolierte gelassen weiter, und als alle Trümmer weggeräumt waren, bekamen manche beim Anblick der wunderbaren freien Baufläche fast die Gelbsucht. Es war ein harter Schlag, aber man versuchte das Gesicht zu wahren, indem man daran festhielt, es sei eben doch eine hirnwütige Idee, ein Haus auf die Fundamente einer ehemaligen Kirche zu stellen. Das dauerte allerdings nicht lange, denn als der Schutt beseitigt war, ließ Tavoni auch die Grundmauern ausheben. Er wollte ein Haus, das von zuunterst bis zuoberst neu war.
    Ein paar Tage lang fraßen die Leute ihre Wut in sich hinein, aber endlich lief die erlösende Neuigkeit durch das Dorf:
    «Tote! Unter dem Kirchenboden lagen große Gräber voller Gebeine und Totenschädel.»
    Wagenladungen von Gebeinen und Schädeln, erzählten die Leute. In Wirklichkeit waren es bloß einige Säcke voll armseliger Knochen, die sogleich zum Friedhof gebracht wurden, aber die Leute taten nun einmal so, als wären Dutzende von Tonnen Skelette zutage gekommen. Jemand war sogar abgeschmackt genug, in der Provinzzeitung die Nachricht vom Fund einer «antiken Totenstadt» erscheinen zu lassen, gekrönt von dem Satz: «Wie aus dem genannten Dorf verlautet, soll Herr Tavoni die Bauarbeiten abgebrochen haben, um anstelle des geplanten Hauses einen marmornen Säulenstumpf zum Gedenken an die makabre Ausgrabung errichten zu lassen.»
    Tavoni spie Gift und Galle, tat ihnen jedoch den Gefallen nicht, klein beizugeben. Im Gegenteil, er trieb die Arbeiten voran und grub Weiter, bis er auf völlig unberührte Erde stieß. Dann ließ er neue Grundmauern aus Beton errichten, füllte den riesigen Hohlraum mit Kies und Schotter aus dem Fluß und versiegelte ihn auf Bodenhöhe mit einer zwei Spannen dicken Betonschicht.
    Die Neider höhnten: «Er hat keinen Keller angelegt, weil er sich vor den Toten fürchtet!»
    Tavoni aber

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