...und da sagte Don Camillo...
Kran, um mich herauszuholen!»
«Dummes Zeug! Der Boden ist gefroren und pickelhart. Und wenn du’s nicht schaffst, pfeifst du, dann komme ich.»
«Wenn der Boden hartgefroren ist, radle ich mit der bis auf den Montblanc!» behauptete der Smilzo selbstsicher. «Los, laden wir auch die andere Kiste auf.»
Als auch diese auf der großen Ladepritsche stand, legte Peppone dem Smilzo eine Hand auf die Schulter: «Smilzo, sag mir ehrlich: Willst du’s wirklich tun?»
«Chef, ich lege den zweiten Gang ein, und dann hält mich niemand mehr auf.»
«Smilzo, es geht nicht nur darum, zwei Kisten von hier zu meinem Haus zu bringen. Es geht darum, daß sie hingebracht werden, ohne daß es jemand merkt. Sonst würden wir die Operation nicht um diese Zeit durchführen!»
«Das habe ich schon begriffen. Ich werde sausen wie e in Wilder. Aber was soll ich tun, wenn mir jemand begegnet? Wegfliegen kann ich schließlich nicht!»
Peppone gab ihm die letzten Anweisungen: «Ich gehe jetzt auf dem normalen Weg nach Hause. In einer Stunde erwarte ich dich auf dem Karrenweg. Du bleibst hier, und wenn es zwei Uhr schlägt, fährst du los.»
«Gut, Chef ... Damit ich mich beim Fahren einrichten kann: Ist etwas Zerbrechliches darin? ... Vielleicht etwas, das explodieren kann? ...»
«Es ist Ware, die bei mir zu Hause sein muß. Das übrige geht dich nichts an. Tu, was du kannst: Je schneller du von der Straße wegkommst, desto besser für alle.»
Der Smilzo trocknete sich die schweißnasse Stirn. «Schon gut, Chef. Aber vorher muß ich noch auftanken. Ich möchte nicht unterwegs liegenbleiben, weil mir der Sprit ausgeht.»
«Grappa?» brummte Peppone.
«Nein, ich brauche Super: Cognac.»
Peppone entfernte sich und kam mit einer halben Flasche Cognac zurück: «Paß auf, daß dir der Motor nicht ersäuft.»
Der Smilzo blieb allein zurück, aber die Schnapsflasche leistete ihm gute Gesellschaft.
Als er es zwei Uhr schlagen hörte, sperrte er die Garage und das Tor zur Seitenstraße auf, nahm noch einen großen Schluck Cognac und trat in die Pedale.
Der Nebel war dicht, aber der Smilzo kannte den Weg auswendig; außerdem hatte der Branntwein ihm merkwürdigerweise den Blick geschärft.
Schon war er auf der Gartenstraße: Die «Sturmwolke» mit ihrem Cognacbrennstoff lief wie noch nie, und der Smilzo strampelte, als hätte er nicht zwei, sondern sechs Beine.
Das Licht der Laterne bei der Kurve drang schwach durch den Nebel. Nach der Kurve noch hundert Meter, dann kam die Schleuse, und die «Sturmwolke» konnte im Feldweg verschwinden.
Da ist die Kurve. Der Smilzo hat es eilig, die verflixte Laterne hinter sich zu lassen. Ein letzter Schluck, und er biegt mit Vollgas herum.
Doch genau hinter der Kurve lauert die Gefahr: zwei rote Augen glühen im Nebel. Zwei Scheinwerfer. Zwei Fahrräder. Zwei schwarze Schatten.
Zwei Carabinieri!
«Halt da!»
Die «Sturmwolke» läuft auf einem Kieshaufen am Straßenrand auf, der Smilzo schnellt aus dem Sattel, fällt in den Straßengraben, steht wieder auf, springt über den Zaun und verschwindet in den Wiesen, vom Nebel verschluckt.
Inzwischen wartet Peppone auf dem Feldweg. Er muß noch mehr als eine Stunde harren, bis der Smilzo vor ihm auftaucht.
«Und die Ware?» will er wissen.
«Chef, die Carabinieri haben mich bei der Kurve angehalten. Damit sie mich nicht erwischen, bin ich ausgerissen.»
«Halt da!»
Don Camillo - auf dem Rückweg vom alten Bedi, an dessen Sterbebett er gewacht hatte - war eben in die Gartenstraße eingebogen, als er die «Sturmwolke» mit voller Smilzokraft auf sich zurasen sah. Um nicht überfahren zu werden, hatte er «Halt da!» gebrüllt.
Das geheimnisvolle Teufelsfahrzeug hatte angehalten, und dahinter war ein Mann weggeflitzt und verschwunden. Ein Mann, der so stockbesoffen war, daß er doppelt sah und einen Priester für zwei Carabinieri hielt.
Don Camillo stieg vom Fahrrad, näherte sich argwöhnisch dem Gefährt und erkannte es sogleich. Es war nicht schwer zu erraten, daß der Verschwundene niemand anders sein konnte als die bessere Hälfte der «Sturmwolke».
Um zwei Uhr nachts fuhr der Smilzo einen Transport, und ausgerechnet auf der Gartenstraße?
Für wen denn?
Er dachte an den Feldweg, der von der Schleuse hinter das Haus Peppones führte.
Als er dann die Militärkisten sah, deren Gewicht ausprobierte und feststellte, daß sie verschlossen und versiegelt waren, brauchte er gar nichts mehr zu denken, denn da hatte er schon
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