...und da sagte Don Camillo...
bedeckte sein Gesicht mit der «Unità». «Don Camillo in Zivil!» knurrte er vor sich hin. «Das ist ja allerhand! Wie der wohl hierhergekommen ist, der verflixte Kerl?»
Das war ganz einfach. Don Camillo war in P. in seinem normalen Priestergewand in den ersten Drittklaßwagen eingestiegen und, als der Zug abfuhr, durch alle Abteile geeilt; als er keine bekannten oder verdächtigen* Gesichter bemerkte, hatte er sich in der Toilette eingeschlossen.
Nachdem er sein Priestergewand mit dem in seinem Koffer mitgebrachten bürgerlichen Anzug vertauscht hatte, war er in den Zweitklaßwagen weitergegangen. Es wäre ja möglich gewesen, daß in den Drittklaßabteilen jemandem seine Physiognomie aufgefallen war, und der hätte die Verwandlung des Inhabers dieses Gesichts sicher merkwürdig gefunden. In der zweiten Klasse riskierte Don Camillo nichts, denn aus seinem Dorf reiste niemand, nicht einmal der reichste Landwirt, jemals zweiter.
Als er den Aufpreis bezahlt hatte, öffnete er Peppones Abteiltür ein Stück weit und streckte vorsichtig den Kopf hinein, zog ihn jedoch gleich zurück und schloß die Tür wieder. Einer, der mit der «Unità» über dem Gesicht schläft, kann ja in keinem Fall eine erfreuliche Gesellschaft für einen Priester sein.
So nahm er seinen Koffer und spähte in jedes Abteil, bis er ein gänzlich unbesetztes fand.
In Peppones Kopf unter der «Unità» arbeitete es inzwischen fieberhaft: «Er kann nur nach Mailand fahren - aber warum in Männerkleidern?»
Peppone zog alle Hypothesen in Erwägung, selbst die kühnsten und abwegigsten, und gelangte zum einzig möglichen Schluß: Um herauszufinden, was Don Camillo im falschen Gewande in Mailand vorhatte, mußte man ihn um jeden Preis beschatten.
Peppone vergaß seine Traktorersatzteile: Wenn ein Reaktionär sich verkleidet, steckt bestimmt etwas Unanständiges dahinter.
Sogleich begab er sich auf den Kriegspfad; er sah nach, ob die Luft im Gang rein war, dann eilte er in die dritte Klasse und blieb erst am vorderen Ende des ersten Wagens stehen. Als der Zug in Mailand einfuhr, stieg Peppone mit hochgeschlagenem Mantelkragen aus und marschierte stracks zum Bahnsteigausgang. Bei einem Zeitungskiosk blieb er stehen und behielt die Ansteigenden im Auge. Als er in der Menge die hohe Gestalt Don Camillos erblickte, stieg er die Treppe hinunter und wartete in der Halle auf seinen Mann.
Ob er wohl ein Taxi, den Autobus oder die Straßenbahn nahm? Peppone bereitete sich geistig auf die Verfolgung vor. Doch Don Camillo kam lange nicht, und Peppone dachte schon mit Schrecken, daß er die Seitentreppe benützt haben und unter dem Straßenübergang in den Trolleybus gestiegen sein könnte.
Don Camillo hatte aber einfach zuerst seinen Koffer bei der Gepäckaufbewahrung eingestellt; nach etwa zehn Minuten tauchte er unten in der Halle auf.
Tram, Taxi, Bus? Und wenn ihn ein Privatwagen abholte? Peppone stockte der Atem vor Angst, die Spur des Heimlichtuers zu verlieren. Doch die Spannung löste sich auf ebenso unvorhergesehene wie tröstliche Weise: Don Camillo machte sich zu Fuß auf den Weg. Das erleichterte das Beschattungsunternehmen erheblich, und Peppone schickte sich an, die Verfolgung aufzunehmen.
In diesem Augenblick stellte sich ihm einer der Straßenfotografen in den Weg, mit der Leica um den Hals: «Machen wir einen schönen Schnappschuß?»
«Nichts da!» wehrte Peppone Unwirsch ab. Dann kam ihm eine Idee, und er rief den jungen Mann zurück: «Nicht mich», erklärte er ihm. «Aber sehen Sie den Langen dort im braunen Mantel und grauen Hut? Versuchen Sie den zu erwischen, aber ohne daß er es merkt. Ich zahle gut!»
«Wird gemacht», antwortete der Fotograf und stürzte der großen Gestalt nach. In sicherem Abstand folgte Peppone und beobachtete das Manöver. Der Junge war tüchtig: Er überholte Don Camillo unbefangen, versteckte sich hinter einer Straßenbahn und schoß von dort das erste Bild.
Zehn Meter weiter gelang ihm die zweite Aufnahme und wenig später eine dritte.
Don Camillo hatte nichts bemerkt; er erschien inmitten dieses ganzen Gewimmels etwas belämmert. Peppone triumphierte: mit einem Fotodokument dieser Art konnte er im Wahlkampf einiges anfangen. Schon sah er in Gedanken die Plakate mit den Vergrößerungen dieser Aufnahmen und dem Text: «Wer mag der elegante Herr sein, der durch Mailand spaziert?»
«Um die Kutte nicht zu entehren, legt man sie natürlich lieber ab!»
Der Fotograf kam zurück:
«Ging glatt wie
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