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...und da sagte Don Camillo...

...und da sagte Don Camillo...

Titel: ...und da sagte Don Camillo... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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alles begriffen.
    Er legte sein Fahrrad auf die Kisten, schwang sich auf den Sattel des Dreiradwagens und trat in die Pedale. Das Wendemanöver war nicht einfach, aber das Licht der Laterne, das die Kurve erhellte, half ihm, und dann strampelte er los wie eine ganze Schwadron von Smilzos. Er begegnete keiner Menschenseele, und zwanzig Minuten später traf er vor dem Pfarrhaus ein.
    Es gelang ihm, die «Sturmwolke» durch die so weit wie möglich aufgesperrte Tür in den Flur zu zwängen. Und da saß sie nun mit ihrer ganzen höllischen Fracht in der Falle.
    Mit einem Stemmeisen knackte Don Camillo rasch die Vorhängeschlösser an den beiden Kisten. Fast ängstlich hob er den ersten Deckel hoch, dann mit festerer Hand den zweiten.
    Ein dicker Hund! So etwas hatte er wirklich nicht erwartet.
    Um vier Uhr früh holte Don Camillo den Buchdrucker Barchini aus dem Bett, hieß ihn schnellstens in die Kleider fahren, drückte ihm ein Blatt Papier in die Hand und befahl ihm, sich unverzüglich an die Arbeit zu machen.
    Um sechs Uhr fanden sich drei junge Burschen bei Barchini ein und bekamen eine Rolle Papier ausgehändigt.
    Um acht Uhr, als der Nebel sich verzog, fanden die Leute an allen Straßenecken Plakate angeklebt, auf denen stand:

    FUNDANZEIGE
    Heute morgen wurden zwei große Kisten aufgefunden, die Tonnen von unverkauften Exemplaren der Zeitung «Unità» enthalten.
    Offensichtlich wurden sie von jemandem verloren, der die besagten Exemplare nicht verkaufen konnte und, um sich vor seinen Vorgesetzten nicht zu blamieren, die ihm zugestellten Zeitungen jedesmal aus eigener Tasche bezahlte.
    Um sich der lästig werdenden Ware endlich zu entledigen, nutzte er die neblige Nacht aus, um sie auf Schleichwegen nach Hause zu schaffen, vermutlich über den Feldweg, der kurz vor der Schleuse links abbiegt.
    Der zerstreute Verlierer der obenerwähnten drei oder v ier Tonnen von Exemplaren der «Unità» kann diese im Pfarrhaus abholen.

    Um acht Uhr an diesem Morgen begann ein Hohngelächter, und von fünf nach acht bis Mitternacht defilierten alle schlimmsten Reaktionäre der ganzen Zone durch den Flur des Pfarrhauses, um sich von der Echtheit des Fundes zu überzeugen.
    Don Camillo hatte die Veranstaltung gewissenhaft organisiert. Er hatte die «Sturmwolke» verschwinden lassen, die Zeitungspakete aus den Kisten genommen und chronologisch auf dem Fußboden aufgereiht; Anschläge an der Wand wiesen darauf hin, wie der Umfang der Bündel ständig zunahm - was bedeutete, daß der Verkauf der Zeitung von Tag zu Tag zurückging.
    So lieferte Don Camillo eine exakte Mißerfolgskurve und formulierte interessante Voraussichten für die Zukunft. Am folgenden Morgen gingen die Leute schon früh aus dem Haus, weil sie die Reaktion des Unbekannten kaum erwarten konnten. Und in der Tat fanden sie an den Straßenecken die Antwort:

    BEKANNTMACHUNG
    Jeder nazifaschistische Reaktionär kann sich bei der zuständigen Verwaltung zum doppelten Preis alte Zeitungen beschaffen, um sie dann als Fundsache auszugeben.
    Es ist dies ein raffiniertes und bequemes System, das allerdings eine Stange Geld kostet. Doch das ist ja bei den Knechten der amerikanischen Kriegshetzer zur Genüge vorhanden!

    Der Typ wußte sich gut zu verteidigen, und die Leute waren ein wenig verunsichert, denn schließlich sagte er da nichts Unglaubwürdiges. Trotzdem warteten sie die Entwicklung voll Zuversicht ab, und vierundzwanzig Stunden später erschien das dritte Plakat:

    FUNDANZEIGE
    Zusammen mit den Kisten voll unverkaufter Exemplare der «Unità» wurde auch das Fahrzeug aufgefunden, mit dem die genannten Kisten in tiefer, geheimnisvoller Nacht transportiert wurden. Nach Aussage von Fachleuten handelt es sich dabei um einen Dreiradlieferwagen genannt «Sturmwolke». Das Fahrzeug ist im Pfarrhaus zu besichtigen, und der Verlierer kann es gegen Vorweisung des auf den Namen des Herrn Giuseppe Bottazzi ausgestellten Ausweises der K. P. abholen.

    Das war ein Volltreffer; wieder strömte das ganze Dorf zum Kirchplatz, und da stand die «Sturmwolke» vor der Pfarrhaustür, wo jedermann sie sehen konnte.
    Die Leute wurden nicht müde, sie zu bestaunen, und verweilten in angeregtem Geplauder. Doch da geschah etwas Unerwartetes.
    Der Smilzo kam mit der «Sturmwolke» angeradelt.
    Er hielt an, zog ein Plakat aus einer Rolle und klebte es mit vier Pinselstrichen Leim an die Pfarrhausmauer. Und die verblüfften Zuschauer lasen:

    BEKANNTMACHUNG
    Der Herr Giuseppe Bottazzi ist

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