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... und dann bist du tot

... und dann bist du tot

Titel: ... und dann bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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gehe?«
    »Wenn du willst.«
    »Kann ich irgendetwas tun?«
    Er antwortete nicht. Lally schaute ihn einen Moment hilflos an und setzte sich dann auf die Kante eines Sessels. Sie fühlte sich schuldig, als hätte ihr Besuch diese hässliche Szene ausgelöst, obwohl sie genau wusste, dass es viele noch schlimmere Zwischenfälle gegeben haben musste und dies der Grund war, warum sie überhaupt gekommen war. Sie dachte an die arme Katy, die allein dort oben in ihrem Zimmer war, und daran, wie entsetzlich und demütigend die öffentliche Zurschaustellung der Schwäche ihrer Mutter für sie sein musste.
    Schließlich hob Chris den Kopf. Als er Lally anschaute, versuchte er nicht, seine grenzenlose Traurigkeit zu verbergen. Lally erkannte in diesem Moment, dass sie die erste Zeugin dieses zutiefst gestörten Familienlebens war. Es war fast so, als wäre sie Augenzeugin eines Verbrechens gewesen. Sie konnte noch nicht einmal versuchen, sich einfach leise davonzustehlen, weil Andrea Webber ihre Hand ausgestreckt und sie mitten in diesen Sumpf gezogen hatte. Jetzt war sie in die Sache verwickelt, ob sie wollte oder nicht. Sicher spürte Chris Webber das auch, und daher hatte sie ihr Recht, wegzugehen, eingebüßt. Und als Lally den Mann jetzt ansah, seine ungeheure Hoffnungslosigkeit erkannte und dann an Katy oben in ihrem Zimmer dachte, stellte sie fest, dass sie nicht sicher war, ob sie gehen wollte.
    Einige Minuten saßen sie schweigend da. Ab und zu bellten die Hunde auf dem Hof. Jade hob ihren Kopf und lauschte, blieb jedoch dort liegen. Im Wohnzimmer tickte die Standuhr. Draußen auf der Straße schaufelte ein Nachbar den Schnee weg, und der Verkehr auf der 102. Straße floss gleichmäßig dahin.
    »Es ist mir sehr peinlich«, sagte Chris schließlich.
    »Es ist nicht deine Schuld«, sagte Lally. »Ich war nicht eingeladen und bin einfach hier eingedrungen.«
    »Du warst unser Gast.« Chris’ Blick offenbarte noch immer seinen Kummer. »Ich hoffe, sie hat dir nicht wehgetan, als sie dich festgehalten hat.«
    »Nein«, sagte Lally, obwohl ihr Handgelenk brannte. »Du hattest Recht. Ich bin nicht gekommen, um über die Schuhe oder die Bänder zu sprechen. Ehrlich gesagt bin ich wegen Katys blauer Flecke gekommen. Vermutlich war das keine so gute Idee.«
    »Ich bin froh, dass du gekommen bist.«
    »Warum? Geholfen habe ich euch wohl kaum, nicht wahr?«
    »Doch, du hast mir geholfen, eine Entscheidung zu treffen.« Chris presste die Zähne zusammen und zögerte einen Moment, um nach den richtigen Worten zu suchen. »Und jetzt muss ich dich um deine Hilfe bitten, obwohl ich überhaupt kein Recht habe, dich um etwas zu bitten.«
    »Mehr Recht als ich zu meinem Besuch. Und ich würde euch wirklich gern helfen.«
    »Könntest du vielleicht Katy mit zu dir nach Hause nehmen - nur für ein oder zwei Stunden? Wenn sie nicht hier im Hause wäre und sich jemand um sie kümmern würde, könnte ich versuchen, ein wenig Ordnung zu schaffen. Ich weiß, es ist zu viel verlangt, aber ...«
    »Meinst du, sie hat Lust mitzukommen? Ich wäre sehr froh, aber ob es in dieser Situation richtig ist?«
    »Ich glaube schon«, sagte Chris nachdenklich. »Es ist Zeit für mich, endlich zu handeln und zu überlegen, wie ich unsere Probleme lösen kann. Und es ist sicher einfacher, wenn ich mir über Katy keine Sorgen machen muss.«
    »Kein Problem. Wenn sie einwilligt, nehme ich sie gerne mit zu mir.«
    »Ich hatte gehofft, unseren Familienfrieden noch einigermaßen wahren zu können.« Er schüttelte den Kopf. »Doch jetzt sind die Grenzen überschritten. Es ist höchste Zeit, dass ich mich um unsere Probleme kümmere.«
    »Um Andrea.«
    Er nickte. »Sie braucht Hilfe.«
    Lally biss sich auf die Lippe. »Ich glaube, Katy braucht auch ein wenig Hilfe.«

5. Kapitel
    Donnerstag, 7. Januar
    D ie Obduktion der Leiche Jack Longs im People’s Hospital in Boston verzögerte sich um drei Tage. Schuld daran waren eine Massenkarambolage auf der Schnellstraße Richtung Massachusetts, bei der elf Fahrzeuge ineinander rasten, und eine Schießerei mit zahlreichen Toten. Genau eine Stunde später wurde mit der Obduktion des Leichnams von Marie Ferguson im Chicagoer Memorial-Krankenhaus begonnen.
    Die Obduktion wurde in einem Raum neben der Pathologie im Kellergeschoss durchgeführt. Es war eine unterirdische Welt, mit künstlichem Licht, die vom Rest des Krankenhauses abgetrennt war, ein ungefähr fünfzehn Quadratmeter großer, kalter, unfreundlicher Ort aus

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