... und dann bist du tot
keine Angst?«
»Was glaubst du wohl?«
»Ich werde besser Joe anrufen.«
»Nein«, sagte Lally schnell.
»Du musst es ihm sagen.«
Sie schüttelte ungestüm den Kopf. »Nein. Joe macht sich schon genug Sorgen um Jess und das Baby. In einer Woche ist das etwas anderes, auch wenn er dann wütend wird.«
»Er ist dein Bruder, Lally. Er hat ein Recht darauf, es zu erfahren.«
»Und ich habe das Recht, ihm die Angst zu ersparen.« Lally blieb unnachgiebig. »Du wirst ihn nicht anrufen, Hugo. Ein stark beschäftigter Bulle ist ein verletzbarer Bulle. Joe hat es mir selbst gesagt. Und ich habe keine Lust, mich wieder um ihn zu sorgen.« Sie legte ihre Hand auf seinen Arm. »Versprich mir, dass du ihn nicht anrufst.«
»Wenn du das möchtest. Ich bin trotzdem nicht deiner Meinung.«
»Versprich es mir, Hugo.«
»In Ordnung, ich verspreche es.« Hugo war unglücklich und schwieg einen Augenblick. »Möchtest du, dass ich bei dir bin, wenn der Eingriff vorgenommen wird? Ich könnte deine Hand halten.«
»Und mittendrin kippst du dann um?«, fragte Lally scherzhaft. »Ich möchte nicht, dass sich Dr. Ash noch um jemand anderen kümmern muss.«
»Ich werde nicht umkippen.«
»Vielleicht kippst du nicht um, aber dir wird die ganze Zeit übel sein, und ich habe Wichtigeres zu tun, als mir Sorgen um dich zu machen.«
»Das hört sich an, als sei ich ein Schwächling.«
Lally schlang ihre Arme um ihn. »Du bist alles andere als ein Schwächling, Hugo Barzinsky. Du bist ein starker, sensibler, wundervoller Mensch, und ich weiß nicht, was ich ohne dich täte.«
Hugo errötete.
Um vier Uhr begann Dr. Ash mit dem Eingriff. Lally wurde bei vollem Bewusstsein in das Katheterlabor in der Kardiologie gefahren. Sie war so gut wie möglich auf das, was mit ihr geschehen würde, vorbereitet. Dr. Sheldon war nach Holyoke gekommen, um nach ihr zu sehen, und das hatte ein wenig geholfen. Ihr Hausarzt war kein Lügner. Wenn er sagte, dass eine Herzschrittmacher-Implantation keineswegs so schön sei wie ein Tag am Meer, aber auch nicht annähernd so schlimm, wie einen Zahn gezogen zu bekommen, war sie geneigt, ihm zu glauben. Und sie vertraute Dr. Ash, selbst wenn er so unglaublich gut aussah.
Im Labor waren noch zwei weitere Personen.
»Hallo, Miss Duval, ich heiße Joanna King.« Eine dunkelhäutige, etwa dreißigjährige Frau von klassischer Schönheit kam zu ihr und schüttelte ihr freundlich die Hand. »Ich bin Röntgenärztin und werde die Implantation auf unserem Röntgengerät überwachen.«
»Danke.« Lally wusste nicht, was sie sonst sagen sollte, obwohl die Frau sogar in ihrem weißen Kittel eher wie ein Pariser Modell als eine Röntgenärztin aussah. Allmählich wunderte sie sich über all die gut aussehenden Menschen hier.
»Und das ist Bobby Goldstein.« Lucas Ash zeigte auf den jungen Kardiotechniker mit dem freundlichen Gesicht und der Brille, der auf der anderen Seite des Raumes stand. Goldstein, der beschäftigt war, hob eine Hand und winkte ihr zu. »Mr. Goldstein ist dafür verantwortlich, die Trickkiste in Betrieb zu setzen, okay?«
»Okay.« Ihre Stimme klang heiser.
Als sie dort saß und darauf wartete, dass es begann, war Lally einerseits erleichtert und andererseits entsetzt, weil sie ganz offensichtlich nicht in einem Operationssaal war. Das Kathederlabor war blitzsauber, und in einer Ecke stand ein Instrumentenwagen. Aus einem Lautsprecher erklang Mozart. Es gab keinen einschüchternden Operationstisch, nicht zu viel blendenden Stahl oder grelles Licht und keinen schrecklichen, widerlichen Geruch. Andererseits konnte sie sich der Frage nicht erwehren, wo denn die Geräte für die Wiederbelebung waren, falls etwas schief gehen sollte.
Der Schrittmacher bestand aus einem kleinen Gehäuse, das dem ähnelte, das ihr Dr. Ash in seinem Büro gezeigt hatte, und aus zwei isolierten Kabeln, die die elektrischen Impulse von dem Aggregat zu ihrem Herzen leiten würden und später mit dem Gehäuse verbunden wurden. An den Enden der Kabel befanden sich zwei winzige Elektroden, die letztendlich im rechten Vorhof im oberen Teil des Herzens und in der rechten Kammer im unteren Teil des Herzens verankert wurden. Dr. Ash hatte Lally versichert, dass sie abgesehen von dem Einstich für die Lokalanästhesie, um die Brust für den Schnitt zu betäuben, keinen richtigen Schmerz, sondern lediglich ein paar ungewöhnliche Empfindungen verspüren würde. Der Schnitt wurde auf ihrer Brust etwas unterhalb der linken
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