und das Geheimnis der Tuerme
aussehen würde.
»Ja, sehr gut, danke Mum«, erwiderte ihre kleine blonde Tochter. »Ich wollte gerade nach unten kommen.«
»Schön«, sagte Mum und kehrte in die Küche zurück.
»Alles in Ordnung mit den Mädchen?«, fragte Charles, der noch immer in der Halle stand.
»Ja, danke, Charles, sie werden gleich unten sein«, sagte Mum. »Welche Etage wirst du dir heute vornehmen?«
»Ich muss noch ein Porträt hier in der Halle ablichten, dann mache ich im Treppenhaus weiter und arbeite mich so in den ersten Stock vor«, sagte er.
Flame, die gerade die Treppe herunterkam, hörte seine Antwort. Verflixt, wir müssen uns beeilen, dachte sie. Wir dürfen keine Zeit verlieren! Sie kehrte auf der Stelle um und rannte zurück nach oben, um ihren Schwestern zu sagen, dass sie sich sputen sollten.
Kurze Zeit später verschwand Mum im Esszimmer, wo sie eine Klavierstunde gab.
Die Schwestern kamen die Treppe hinuntergepoltert und trafen in der großen Halle auf Charles.
»Guten Morgen«, wünschten sie ihm höflich, aber kühl.
»Guten Morgen, Mädchen«, antwortete er und strahlte sie an, als wäre nichts zwischen ihnen vorgefallen. Sie sahen aus, als sei ihre Welt in bester Ordnung. Das war nichts Ungewöhnliches, aber an diesem Morgen schien es ganz besonders augenfällig. Was führten die Vier im Schilde?
In der Küche angekommen, schlangen die Schwestern ihr Frühstück so schnell wie möglich hinunter. Gleichzeitig berichteten sie ihrer Großmutter, was sich in der Nacht ereignet hatte und erzählten ihr, was sie im Laufe des Tages zu tun gedachten.
Marilyn Cantrip hörte ihnen gespannt zu. »Ihr werdet sehr vorsichtig sein müssen, meine Engel«, sagte sie warnend.
»Wie sollen wir an Charles vorbeikommen?«, fragte Flora. »Er ist in der Halle, also wird er sehen, wenn wir nach oben gehen und uns vielleicht folgen.«
»Wir könnten die Hintertreppe benutzen«, schlug Sky vor. »Dann weiß er nicht, dass wir oben sind.«
»Das ist eine Spitzenidee«, sagte Flame.
Die Cantrip-Schwestern gingen zu der kleinen Holztür, die sich in der hintersten Küchenecke befand. Flame legte den Riegel zurück und öffnete die Tür. Dann stiegen sie hintereinander die schmale Wendeltreppe hinauf, die bis auf den Dachboden führte. Viele Jahre zuvor waren über diese Treppe die Dienstboten – das Personal, das sich um Cantrip Towers und seine Bewohner gekümmert hatte – in ihre Schlafkammern auf dem Dachboden gelangt. Auf jedem Stockwerk gab es eine kleine Tür, die auf den Hauptkorridor des Hauses führte.
Als sie den ersten Stock erreicht hatten, schob Flame vorsichtig den Riegel zurück und öffnete die Tür einen Spalt. Eine Schwester nach der anderen schlüpfte leise hindurch. Einen Moment standen sie einfach nur da und lauschten.
»Wo ist Charles?«, flüsterte Marina.
»Er ist unten in der Halle, ich kann ihn hören«, antwortete Flora.
Die vier Mädchen warteten, dann bedeutete Flame ihnen, die Schuhe auszuziehen. Sobald sie in Socken dastanden, flüsterte sie: »Also gut. Flora, du gehst in das Gästeschlafzimmer an der Westseite des Hauses. Dein Platz ist links neben dem Kamin.«
Flora nickte.
»Ich werde dir gegenüber in der kleinen Abstellkammer auf der Ostseite stehen«, fuhr Flame fort. »Marina, du musst dich neben Grandmas Wohnzimmerfenster stellen, auf der Südseite. Pass auf, dass die Tür nicht quietscht, wenn du sie öffnest.«
»Geht klar«, flüsterte Marina.
»Sky, deine Position ist die schwierigste, weil sie im Flur neben der Treppe ist, direkt über der Haustür auf der Nordseite«, wisperte Flame.
Skys Augen wurden vor Schreck kugelrund. Die vier Schwestern schlichen auf die breite Mahagonitreppe zu. Flame spähte um die Ecke in die große Halle hinunter. Sie erhaschte einen Blick auf Charles, der gerade seine Scheinwerfer für eine Aufnahme ausrichtete.
Flame sah zu Sky hinüber und zeigte auf den Treppenabsatz, der von einem elegant geschwungenen Geländer eingerahmt wurde. »Du musst dich da vorn hinstellen, schön mittig«, flüsterte sie.
Sky verzog das Gesicht. »Aber Charles wird mich sehen!«, protestierte sie leise. »Er ist so nah.«
»Nicht, wenn du gut aufpasst«, erwiderte Flame beschwichtigend.
»Und wenn doch?«
»Setz dich auf den Boden, dann sieht man dich von unten nicht direkt. Und wenn er dich doch sieht, erzählst du ihm einfach, du meditierst oder so. Und streck deine Arme dieses Mal nicht aus!«
»Soll ich rüberkriechen?«, flüsterte Sky.
»Ja,
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