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und das geheimnisvolle Erbe

und das geheimnisvolle Erbe

Titel: und das geheimnisvolle Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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hoffentlich?
    Was deine Ehe betrifft – auch das hat sie verstanden. Sie hatte von Anfang an ihre Zweifel daran und war froh, als du deinen Fehler bemerktest. Ja, sie wollte damals, dass du nach Hause kommst, aber nur deshalb, weil du ihr etwas verloren vor-kamst. Sie dachte, dass du ihre Hilfe brauchst, nicht umgekehrt.«
    »Weil sie sowieso wusste, dass ich zu nichts taug-te«, sagte ich bitter.
    Bills Finger gruben sich schmerzhaft in meinen Arm. »Hör auf. Du weißt selbst, dass das nicht wahr ist.«
    »Aber …«
    »Deine Mutter, Lori Shepherd, war genauso stur wie du. Sie hat niemals einen Menschen um Hilfe gebeten. Und das war auch der Grund, warum nach dem Tod deines Vaters plötzlich Funkstille herrschte. Dimity hat lange warten müssen, bis deine Mutter Vernunft annahm.«
    »Und hat sie es?« Ich setzte mich auf, und mein Herz raste. »Hat sie davon gesprochen?«
    »Ja, nachdem Dimity so ziemlich alles getan hatte, außer ihr eine Blaskapelle vorbeizuschicken.«
    Bill strich mir eine Strähne aus der Stirn. »Ja, deine Mutter hat es dann endlich herausgelassen, wirklich alles, ihren ganzen Schmerz und ihre Einsamkeit, aber auch die Freude, die sie durch dich empfand.
    Schließlich erzählte sie Dimity alles. Und sie hätte sich sehr viel Kummer ersparen können, hätte sie ihr Herz nur eher erleichtert.«
    »Vielleicht wollte sie mich schützen«, versuchte ich meine Mutter in Schutz zu nehmen.
    »Wahrscheinlich war das der Fall. Aber eigentlich hat sie dir damit nur wehgetan. Dimity hatte ihr auch das zu bedenken gegeben – wenn wir zurück sind, zeige ich dir den Brief. Sie meinte, dass du womöglich in dem Glauben aufwachsen könntest, deine Mutter sei eine eiserne Frau, und dass du ihr darin gleich sein wolltest. Und, so schrieb Dimity, dass du es schwer haben könntest, wenn du eines Tages merken würdest, dass du nicht so stark bist, wie du es von dir erwartest.«
    »Als meine Mutter starb …«
    »Da hast du gemerkt, dass du nicht aus Eisen bist. Du konntest nicht wissen, dass es niemanden gibt, der aus Eisen ist. Wie solltest du auch? Es gab ja niemanden, der es dir hätte sagen können.«
    »Du hattest dafür damals Dimity.«
    »Und deine Mutter hatte sie auch.« Bill sah auf die Hügel in der Ferne. »Aber wen hatte Dimity?«

    Ich folgte seinem Blick. Bills Worte hatten meiner wunden Seele gut getan, aber bei dem Gedanken an Dimitys unbekannten Schmerz kam mir wieder diese merkwürdige Sehnsucht, die ich beim Anblick des Herzens in der Baumrinde empfunden hatte.
    Als Bill ihren Namen nannte, schien sich die Lichtung verändert zu haben, so als ob etwas fehlte oder nicht ganz in Ordnung wäre. Plötzlich schien die Sonne grell herab, und eine kühle Brise ließ mich erschauern. Der Boden fühlte sich hart an, und als ich am Himmel nach den Habichten suchte, waren sie verschwunden.
    Bill griff nach der Tasche und stand auf, dann reichte er mir die Hand, um mir aufzuhelfen. »Es wird Zeit, zurückzugehen.«

    Den Rest des Tages verbrachte ich im Arbeitszimmer mit dem Lesen des Briefwechsels. Bill verbrachte ihn im Whirlpool.

19
    Wenn ich die Weitsicht gehabt hätte, Eintrittskarten für das Bühnenstück Tee mit den Pyms zu verkaufen, hätte ich gut ein kleines Vermögen verdienen können. Es war besser als jede Theateraufführung im Westend.
    Natürlich war es ein großer Vorteil, dass wir die Natur als Bühnenbildnerin hatten. Es war ein schö-
    ner, sonniger Tag, und als Emma eintraf, schien es wie selbstverständlich, dass wir den Tisch im Wintergarten deckten. Mit wachsendem Selbstvertrauen und mit Hilfe von Dimitys Kochbuch hatte ich mich an einen Gewürzkuchen, Erdbeertörtchen und Sahnebaisers gewagt. Während Bill Dimitys bestes Tischtuch ausbreitete und ihr gutes Porzellange-schirr aus dem Schrank holte, sorgte Emma dafür, dass überall frische Blumen standen, selbst Reginald bekam einen Kranz aus Gänseblümchen um die langen Ohren gelegt. Als die Gäste endlich eintrafen, hatte sich der Wintergarten in ein perfektes Bühnenbild aus der Zeit um die Jahrhundertwende verwandelt.
    Das wie geschaffen war für die Schwestern Pym.
    Sie waren eineiige Zwillinge und völlig identisch, angefangen von ihren Schleierhüten bis hin zu ihren lavendelfarbenen Handschuhen. Sie sahen so winzig und zerbrechlich aus, dass ich mich fragte, wie um Himmels willen sie es geschafft hatten, von Finch hierher zu kommen; bis ich ihr Auto sah, das sie hinter unserem Leihwagen geparkt hatten. Es war uralt und

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