und das Goldene Dreieck
legte offensichtlich verwirrt auf. »Stellen Sie bitte Kaffee auf, Bishop, sie kommt herunter.«
Das erstaunte nun Bishop. »Warum in aller Welt?«
Carstairs runzelte die Stirn. »Weiß ich nicht. Sie behauptet, sie könne mir nicht sagen, wo Mornajay zu erreichen ist, außerdem klang sie verstört.« Bishop ging in sein Büro und wärmte den abgestandenen Kaffee auf. Als Mrs. Hudson eintrat, führte er sie zu Carstairs und bot ihr eine Tasse an.
Sie bedankte sich, nahm die Tasse und stellte sie auf den Schreibtisch, machte jedoch keine Anstalten zu trinken, Sie war von rundlicher Statur, ihr sandfarbenes Haar war zu einem Knoten hochgesteckt. Sachlichkeit und Tüchtigkeit sagte man ihr nach, deshalb staunte Bishop über die Tränen in ihren Augen. »Ich wußte einfach nicht, was ich tun sollte«, gestand sie bedrückt. »Und ich muß einfach mit jemandem reden, Mr. Carstairs. Mr. Mornajay ist wie vom Erdboden verschluckt! Am Montag ist er um zehn Uhr mitten in einer Besprechung gegangen und nicht mehr zurückgekehrt. Ich habe alles getan, es zu vertuschen - ich habe gelogen, habe auch nachts gearbeitet, damit alles erledigt wurde, habe die Leute hingehalten... Mr. Carstairs, ich habe mich in allen Krankenhäusern erkundigt; ich habe sogar seine Tante in Minneapolis angerufen.«
Und wir haben Mittwochabend, dachte Bishop betroffen über ihre Eröffnung.
Carstairs zog die Brauen zusammen. »Das sieht Mornajay gar nicht ähnlich! So etwas hat er noch nie zuvor gemacht, oder?«
»Nie!« versicherte sie ihm. »Er ist immer an seinem Schreibtisch, außer im Urlaub natürlich, und ich arbeite jetzt bereits dreizehn Jahre für ihn. Mein Gefühl sagt mir, daß ich mich Ihnen in dieser Sache anvertrauen kann - und ich brauche Hilfe! Er muß gefunden werden!«
Carstairs wirkte ein wenig verwirrt und trommelte mit den Fingern auf den Schreibtisch, während er überlegte. Schließlich bat er ruhig: »Erzählen Sie mir doch vom Montagmorgen, Mrs. Hudson.«
»Selbstverständlich.«
»Sie sagten, er sei mitten in einer Besprechung weggegangen?«
Sie nickte. »Ich habe immer wieder darüber nachgedacht, Mr. Carstairs. Ein Anruf kam, den er trotz der Besprechung durchstellen ließ, und gleich danach ist er ohne jegliche Erklärung gegangen. Der Anruf kam aus Bangkok.«
Carstairs zog die Brauen hoch. »Bangkok! Haben Sie eine Ahnung, von wem?«
»Ja. Von einer Frau namens ChinLing.«
»Hatte er regelmäßige Verbindung mit ihr?«
Sie schüttelte den Kopf. »Sie meinen, ob sie eine Agentin ist nein, dem Namen nach gehört sie nicht zu uns, ich habe mich vergewissert. Ich erinnere mich ganz genau an ihren Namen, weil ich ihr sagte, daß er sich in einer wichtigen Besprechung befinde und nicht gestört werden dürfe. Aber sie sagte, es sei äußerst dringend, und beschwor mich, ihm zu sagen, daß ChinLing am Telefon sei. Also tat ich es, und - ich muß gestehen, ich war sehr überrascht - er sagte, ich solle sofort durchstellen.«
»Und gleich danach hat er das Büro verlassen? Wie lange sprachen er und ChinLing?«
»Ich nehme an, das ist wichtig, ja. Lassen Sie mich überlegen...« Sie schloß die Augen und dachte nach. »Ich schätze, fünf Minuten - über die Vermittlung läßt es sich bestimmt genau feststellen.«
In diesem Augenblick hätte Bishop das Gehalt einer Woche für Carstairs' Gedanken gegeben, und er fragte sich, wieviel seiner Reaktion er zeigen würde. Carstairs handelte sowohl nach Intuition wie Logik, das machte ihn zu etwas Be sonderem. Er selbst hatte nicht die geringste Ahnung, was zu Mornajays mysteriösem Verschwinden geführt haben mochte. Der Mann war alles andere als impulsiv und tat nichts ohne gründliche Überlegung. Bei ihm hatte man das Gefühl, daß er kein Privatleben kannte und nur für seine Arbeit lebte.
Bishop hörte, wie Carstairs zu Mrs. Hudson sagte, daß er diskret seine Verbindungen benutzen würde, um Mornajay zu finden; daß sie sich keine Sorgen machen solle; daß er froh sei, daß sie ihm von Mornajays Verschwinden erzählt hatte, und daß er ihr Vertrauen nicht enttäuschen würde.
Als sie gegangen war, blickte er Bishop nachdenklich an und sagte grimmig: »Das paßt absolut nicht zu Mornajay!«
Bishop nickte und griff nach der Tasse Kaffee, die Mrs. Hudson nicht angerührt hatte.
Ein längeres Schweigen folgte, dann schnippte Carstairs plötzlich mit den Fingern. Er griff nach dem Telefon und bat um eine Verbindung nach Bangkok, er wollte zuerst mit der U.S.Botschaft sprechen, dann mit dem
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