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Und dennoch ist es Liebe

Und dennoch ist es Liebe

Titel: Und dennoch ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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nassem Haar fuhr ich ins Mass General und fragte nach der Kindertagesstätte für Angestellte, doch so etwas gab es nicht auf dem Krankenhausgelände. »Himmel«, sagte ich zu der Rezeptionistin am Informationsschalter. »Nicholas hat ihn in eine öffentliche Krippe gebracht.« Und dann lachte ich laut. Wie lächerlich sich das alles entwickelt hatte. Wenn Nicholas über eine Krippe oder eine Tagesmutter auch nur nachgedacht hätte, bevor das Baby geboren wurde, dann hätte ich nicht den ganzen Tag mit Max zu Hause bleiben müssen. Ich hätte Kurse am College belegen und vielleicht auch wieder zeichnen können. Ich hätte etwas für mich selbst tun können. Hätte ich nicht daheim mit Max festgesessen, ich hätte vielleicht nie das Bedürfnis verspürt wegzugehen.
    Da ich nicht das Telefonbuch von Boston nach Kindertagesstätten durchforsten wollte, fuhr ich wieder heim und fand mich mit der Tatsache ab, dass ich einen Tag verloren hatte. Dann tauchte Nicholas wieder auf und sagte mir erneut, ich solle machen, dass ich von seinem Rasen runterkomme. Aber letzte Nacht war er dann herausgekommen. Er war nicht wütend – oder zumindest nicht so wütend wie am Anfang. Er kam die Treppe herunter und setzte sich so dicht neben mich, dass ich ihn hätte berühren können. Er trug einen Bademantel, den ich noch nie gesehen hatte. Während ich ihn beobachtete, dachte ich an die Zeit zurück, als noch alles anders war. Im Geiste sah ich uns wieder Bagel essen und den Immobilienteil des Sunday Globe durchforsten. Einen Augenblick lang, aber wirklich nur einen Augenblick, ging etwas hinter seinen Augen vor. Natürlich konnte ich nicht sicher sein, aber ich glaubte, es war so etwas wie Verständnis.
    Deshalb stehe ich heute hier, gestiefelt und gespornt und bereit, Nicholas bis zum Ende der Welt zu folgen. Er ist spät dran – es ist schon nach sieben –, und ich sitze bereits im Wagen. Ich bin aus der Einfahrt verschwunden und parke nun ein Stück die Straße hinunter, denn ich will, dass er glaubt, ich sei verschwunden. Wenn er losfährt, werde ich mich an seine Stoßstange klemmen, ganz so wie im Film und immer mit ein paar Wagen zwischen uns.
    Er kommt aus der Tür und trägt Max unter dem Arm wie ein FedEx-Päckchen. Ich starte den Motor. Dann lasse ich das Fenster runter und beobachte Nicholas aufmerksam für den Fall, dass er etwas tut, das mir einen Hinweis geben könnte. Ich halte die Luft an, während er die Tür abschließt, zu seinem Wagen geht und Max in den Kindersitz setzt. Der Kindersitz ist neu, und im Gegensatz zu dem alten, den ich noch kenne, kann Max nun nach vorne schauen. Quer über die Rückenlehne des Vordersitzes verläuft eine Plastikstange, an der ein ganzer Zirkus von Tierfiguren hängt, jede mit einer anderen Glocke. Max kichert, als Nicholas ihn anschnallt. Dann schnappt Max sich einen gelben Gummiball, der an der Nase eines Elefanten hängt. »Dada«, sagt er – ich schwöre, ich kann das hören –, und ich lächele über das erste Wort meines Babys.
    Nicholas schaut sich kurz um, bevor er einsteigt, und ich weiß, dass er nach mir Ausschau hält. Ich habe ungehinderte Sicht auf ihn: sein schimmerndes schwarzes Haar und seine himmelblauen Augen. Es ist schon eine ganze Weile her, seit ich ihn mir zum letzten Mal richtig angeschaut habe. Stattdessen habe ich mir aus meinen Erinnerungen ein Bild von ihm gemacht. Nicholas ist wirklich der bestaussehendste Mann, den ich je gesehen habe. Daran haben auch Zeit und Entfernung nichts geändert. Es sind weniger seine Züge als vielmehr der Kontrast. Es ist weniger sein Gesicht als vielmehr seine Leichtigkeit und seine Präsenz. Als er den Gang einlegt und den Block hinunterfährt, zähle ich laut: »Eins, Mississippi, zwei, Mississippi …« Ich schaffe es bis fünf; dann folge ich ihm.
    Wie erwartet fährt Nicholas nicht zum Mass General. Er nimmt eine Route, die ich von irgendwoher kenne, doch ich kann sie nicht einordnen. Erst als ich drei Häuser von der Einfahrt seiner Eltern entfernt parke, wird mir klar, was während meiner Abwesenheit geschehen sein muss.
    Ich kann Astrid nur aus der Ferne sehen. Ihre Bluse ist ein blauer Fleck vor dem Hintergrund der schweren, hölzernen Tür. Nicholas reicht ihr das Baby, und ich spüre einen Schmerz in meinen eigenen Armen. Er sagt ein paar Worte und geht dann wieder zu seinem Wagen.
    Ich habe zwei Möglichkeiten: Ich kann Nicholas dorthin folgen, wo auch immer er jetzt hinfahren mag, oder ich kann warten,

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