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Und der Basilisk weinte (German Edition)

Und der Basilisk weinte (German Edition)

Titel: Und der Basilisk weinte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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süffisanten Bemerkungen seiner Kollegen. Na wartet!
    «Gut. Dann gehen wir auf die Pirsch. In genau der Reihenfolge, die du vorgeschlagen hast. Und das mit dem Schickimicki-Kommissär kriegst du hundert Mal, was sage ich, tausend Mal zurück. Ich muss noch kurz was erledigen, wir sehen uns in einer Viertelstunde.»
    Nadine schlenderte pfeifend aus dem Raum, der Faust, die Ferrari drohend erhob, schenkte sie keinerlei Beachtung.
    Bevor Ferrari mit Nadine das Kommissariat verliess, folgte er einer Eingebung. Er klopfte ans Büro des Staatsanwalts und trat ein.
    «Darf ich reinkommen, Herr Staatsanwalt?»
    «Ah! Sie sind es, Ferrari. Das passt jetzt ganz schlecht, ich wollte soeben weg. Wenn es nicht zu lange dauert …»
    «Nur eine Minute.»
    Bevor es sich Jakob Borer anders überlegen konnte, setzte sich Ferrari auf einen Stuhl.
    «Nehmen Sie nur Platz», brummte Borer.
    «Danke, das habe ich bereits. Wie gesagt, ich will Ihre Zeit nicht lange in Anspruch nehmen. Ich komme gleich zur Sache. Was können Sie mir über Ihren ehemaligen Kollegen Alexander Streck sagen?»
    «Streck?», wiederholte Borer misstrauisch. «Weshalb interessieren Sie sich für den Kollegen Streck, Ferrari?»
    «Der Name fiel in Zusammenhang mit dem Mordfall Arnold Gissler.»
    «Hm. Ich hatte nur dieses eine Mal mit ihm zu tun, im unsäglichen Fall Fahrner. Ich kannte Kollege Streck nicht besonders gut.»
    «Kommen Sie, Herr Staatsanwalt. Sie sind ein schlechter Lügner. Sie verschweigen mir doch etwas.»
    Der Staatsanwalt spielte mit seinem Kugelschreiber.
    «Streck … man munkelte da so einiges … nichts Konkretes.»
    «Wo Rauch ist, brennt meistens auch ein kleines Feuer.»
    Borer sah sich wie ein Verschwörer um.
    «Aber es bleibt unter uns, Ferrari!», flüsterte er. «Versprochen?»
    «Mein Ehrenwort!»
    «Bei diesem Prozess damals mit den vier jungen Leuten soll nicht alles mit rechten Dingen zu- und hergegangen sein. Sie müssen wissen, dass Streck mit dem Vater des einen Jungen befreundet gewesen ist.»
    «Stähli.»
    «Das wissen Sie? Weshalb fragen Sie dann?»
    «Mehr weiss ich leider nicht.»
    «Die klebten anscheinend wie siamesische Zwillinge aneinander. Böse Zungen behaupten, dass Streck mich und Ihren Vorgänger voll verarscht habe. Entschuldigen Sie diese harte Bezeichnung, aber ich kann es nicht treffender formulieren. Mehr noch, er habe sogar die polizeilichen Ermittlungen behindert. Einzig und allein mit dem Ziel, den Prozess zu verlieren. Da gibt es noch etwas …»
    «Jetzt bin ich aber gespannt», der Kommissär duckte sich instinktiv.
    Jakob Borer stand auf und setzte sich auf die Tischkante.
    «Die Akten, Ferrari, ein Teil der Prozessakten sind auf unerklärliche Weise verschwunden.»
    «Das ist höchst interessant. Woher wissen Sie das?»
    «Na ja, damals war ich noch jung. Mit der Niederlage konnte ich mich nicht abfinden. Ich verliere nicht gerne! Nach dem Prozess bin ich ins Archiv gegangen, um mir die Akten nochmals vorzunehmen. Einzelne Akten waren verschwunden. Ich dachte zuerst, dass sie vielleicht noch bei Streck lägen. Als er dann in Pension ging, liess ich mir die gesamten Akten bringen. Aber es fehlten noch immer einzelne Teile.»
    «Und welche?»
    «Einige der Einvernahmen, die Bernhard Meister gemacht hat.»
    «Das haben Sie sicher dem zuständigen Regierungsrat gemeldet.»
    «Wo denken Sie hin! Ich liess die Akten zurückbringen. Es hat sich niemand mehr für den Fall interessiert. Weshalb sollte ich schlafende Hunde wecken?»
    Genau. Weshalb solltest du dich in die Nesseln setzen, dachte Ferrari. Einen Kollegen im Nachhinein in die Pfanne hauen, brachte sowieso nichts. Und als Kollegenschwein dazustehen, war für die Karriere nun auch nicht gerade förderlich.
    «Meister wollte den Fall wieder aufrollen. Ich habe ihm davon abgeraten», ergänzte Borer.
    «Obwohl Sie wussten, dass etwas faul war?»
    «Meister stand kurz vor der Pensionierung. Die Polizei stand im Kreuzfeuer der Kritik. Ebenso die Staatsanwaltschaft. Das war nicht der Moment, um Öl aufs Feuer zu giessen.»
    «Wer wurde eigentlich Strecks Nachfolger?»
    «Sebastian Kolb, der jetzige Erste Staatsanwalt. Und, um gleich Ihre nächste Frage zu beantworten, ich habe Kolbs Posten bekommen.»
    «Dann hat sich Ihr Schweigen ja bestens bezahlt gemacht.»
    «Was erlauben Sie sich?!», polterte Borer.
    «Wie würden Sie es denn sonst nennen?»
    Der Staatsanwalt wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiss von der Stirn. Die nächsten Sekunden

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