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Und der Basilisk weinte (German Edition)

Und der Basilisk weinte (German Edition)

Titel: Und der Basilisk weinte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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unaufgefordert dank seiner natürlichen Autorität. Für alle im Betrieb war er die unbestrittene Nummer zwei. Nicht de jure, aber de facto. Wenn der Inhaber in die Ferien fuhr, überliess er seine Firma dem Schicksal. Gissler leitete den Betrieb ganz selbstverständlich.»
    «Komischer Typ.»
    «Die Kolleginnen und Kollegen loben ihn über den grünen Klee. Kein einziger, der etwas an ihm auszusetzen hat. Der Saubermann und ideale Kollege in einem.»
    «Irgendjemand hatte aber trotzdem etwas gegen ihn. Wann wurde er ermordet?»
    «Die Tatzeit ist nicht genau zu definieren. Peter meint, der Zustand der Leiche deute daraufhin, dass er etwa zehn Tage tot ist. Sicher ist er nicht. Die Wärme hat den Verfall beschleunigt. Du hast ihn ja gesehen.»
    «Ich darf gar nicht daran denken!»
    «Entweder Freitagabend oder Samstagvormittag vor einer Woche. Vermutlich Freitagabend. Am Morgen bringt man niemanden um.»
    «So, so! Du musst es ja wissen.»
    Ferrari nahm sich das nächste Notizblatt vor. Andreas Richter war verheiratet, Vater einer fünfjährigen Tochter und wohnte mit seiner Familie in der Pilgerstrasse.
    «Wo ist die Pilgerstrasse, Nadine?»
    «Für einen absoluten Basel-Kenner hast du aber wenig Ahnung, mein Lieber.»
    «Danke, also wo?»
    «Eine Querstrasse der Missionsstrasse. Wenn du mit dem Dreier vom Spalentor Richtung Burgfelderplatz fährst, kommst du zur Haltestelle Pilgerstrasse. Ziemlich genau in der Mitte der Missionsstrasse.»
    «Ach, die kleine Strasse links hoch. An der Ecke ist ein Secondhand-Kleiderladen.»
    «Das weiss ich nun wiederum nicht. Wenn du vor dem Sportmuseum stehst, die Strasse rauf.»
    «Sag ich doch. Alles klar.»
    Ferrari vertiefte sich erneut in Nadines Notizen. Andreas Richter war Leiter einer karitativen Stiftung, die sich zum Ziel gesetzt hatte, älteren Menschen zu helfen. Einige Male hatte er sich mit der Regierung in Basel angelegt, wobei er von der Presse kräftig unterstützt wurde.
    «Dieser Richter scheint die Interessen der älteren Leute recht gut zu vertreten.»
    «Tonis Informant schwärmt in den höchsten Tönen von Richter. Übrigens, Dr. Andreas Richter, ein Akademiker. Keine Skandale, absolut bester Leumund. Noch nie mit dem Gesetz in Konflikt geraten.»
    «Ausser damals …»
    «Richtig. Ich korrigiere mich, danach nie mehr. Ich habe mich noch bei den Grauen Panthern über ihn erkundigt. War so eine Eingebung von mir, alte Menschen gleich Graue Panther. Logisch und ein Volltreffer. Die wollen ihn als neuen Präsidenten. Der jetzige Präsident, ein distinguierter, älterer Herr um die achtzig schwärmte in den höchsten Tönen von Richter. Er habe mehr für die alten Leute in der Region getan als alle Altersvereinigungen zusammen. Du musst wissen, Francesco, dass sich die Altersvereine bös in den Haaren liegen.»
    «Alterssturheit.»
    «Jeder kocht sein eigenes Süppchen. Nur in einem Punkt sind sich die Tattergreise einig, mit Andreas Richter würden sie vereint marschieren. Aber das will er auch nicht.»
    «Noch einer, der sich verweigert.»
    «Ich verstehe nicht?»
    «Gissler wollte nicht Stellvertreter werden, Richter weigert sich, Präsident der Grauen Panther und der VAVBA zu werden.»
    «VAVBA?»
    «Vereinigte Altersvereine Basel. Klingt doch gut. Oder?»
    Nadine schmunzelte.
    «Ja, das will er nicht. Du solltest ihm den Namen vorschlagen. Vielleicht hat er nur keinen Namen für seinen Verein.»
    «Er ist der dritte.»
    «Du sprichst in Rätseln, Francesco. Geht es etwas präziser?»
    «Ich meine, Andreas Richter wird als dritter ermordet. Ihr jungen Leute könnt einfach nicht so schnell denken», stichelte der Kommissär.
    «Schon gut … Bitte keine Grundsatzdiskussion übers Alter. Ich stimme dir zu, sofern Bernhard Meister der Mörder ist.»
    «Wovon du überzeugt bist, Nadine.»
    «Sagen wir es so: Ich bin überzeugt davon, dass Meister in der Sache drin hängt. Ziemlich tief sogar.»
    «Er weiss mehr, als er uns gestern erzählt hat. Aber nach wie vor bleibe ich dabei, mein Vorgänger ist kein Mörder.»
    «Kein Mörder, nur ein Mann, der Schicksal spielt.»
    «Hm!»
    Der Kommissär vertiefte sich in die Notizen über Robert Selm.
    «Der gibt nicht viel her, Nadine.»
    «Noch so ein Einzelgänger. Niemand weiss etwas über ihn, keiner sorgt sich um ihn. Ich habe lange gebraucht, um seine Adresse rauszubekommen. Er lebt bei einer Schlummermutter in der Allschwilerstrasse. Sie putzt, bügelt und kocht für ihn. Aber die weiss auch nichts, nicht einmal,

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