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...und der grüne See

...und der grüne See

Titel: ...und der grüne See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Lause
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stoßen. Rüstem?“
    „Jawohl?“ Denny sah Rüstem zusammenschrecken, der soeben noch seine Steine an den Lederbändern polierte.
    „Du wirst auf mein Zeichen hin, absichtlich den Anschluss zum Team verlieren. Deine Aufgabe ist es, Ausschau nach Läufer und Leibwächtern zu halten und sie zu unterstützen.“
    Rüstems Daumen zeigte nach oben.
    Denny begab sich langsam auf seine Position. Die Anspannung in ihm legte sich und wich einer Vorfreude. Er konnte es kaum erwarten und starrte ins Tal, in das er gleich laufen würde. Ihm gefiel die Sichelformation. Er fand sie faszinierend, da sich diese menschliche Sichel während des Laufgeschehens tatsächlich so bewegte, als würde eine große unsichtbare Hand sie durch die Wälder schwingen.
    Die Glocke der Wehrburg schlug das erste Mal. Alle nahmen die vorgegebene Grundstellung ein. Der nächste Glockenschlag sollte als Startsignal gelten. Noch war etwas Zeit.
    Roswita hatte sich in einen der höheren Bäume hinaufgeschwungen. Sie beobachtete mit einem von Professor Look ausgeliehenen Teleskop die gegnerischen Bewegungen. „Sie haben drei Verteidigungslinien zusammengezogen!“, rief sie von oben. „Die jungen und unerfahrenen Neulinge haben die nach außen postiert. Im Zentrum wird es hart,

wenn wir dort durchkommen wollen.“
    „Bestens! Kannst runterkommen, Roswita. Denny, Rüstem! Kommt noch mal her. Rüstem, am besten fällst du in dem Moment zurück, in dem wir den  zweiten Ring passieren. Ich werde dir rechtzeitig Bescheid geben. Denny, du achtest genau auf Rüstem. Wenn er langsamer wird, gibst du Gas und mach einen Bogen um das Zentrum. Die alten Spieler sind mit allen Wassern gewaschen. Wenn du allein auftauchst, würden die dich locker auseinander nehmen. Also entferne dich nicht zu sehr von deinen Leibwächtern, ok?“
    „Ja, is knäcke!“, antwortete Denny konzentriert.
    Die Sichelformation stand zum Start bereit.
    Der nächste Glockenschlag hallte durch die verschneiten Wälder. Die Formation startete durch. Denny sah kurz zur Seite. Rüstem und ihn trennten lediglich zwei Meter. Sie konnten Blickkontakt halten.
    „Langsam anlaufen!“, wies Bernd an. „Wir müssen uns zunächst aufeinander einstimmen und die Formation halten.“

    Denny hatte zunächst Mühe, diese für ihn langsame Geschwindigkeit zu halten. Seine Beine liefen wie von selbst, mit dem Wunsch, das Tempo anzuziehen. Denny spürte, dass seine vier Turmaline eine starke Wirkung auf seine Laufsteine ausübten. Es dauerte ungefähr eine halbe Stunde, bis die Sichel sich stabil durch die weiße Landschaft schwang. In regelmäßigen Abständen kreuzten sich Dennys und Rüstems Blicke. Anfangs passierte nichts, nur hier und da ein leichtes Stolpern einiger Teammitglieder. Denny sah Mike häufig neben sich straucheln. Jedes Mal, wenn er auf seinen Kompass schaute, brach er aus unerklärlichen Gründen aus der Formation aus und drohte in die vorbeistreifenden Wälder einzutauchen.
    „Mike, was treibst du Honk da, zum Teufel?“, bollerte Bernd zu ihm rüber.
    Mike erwiderte nichts, sondern begab sich jedesmal wieder schnell hinter Denny. Dagegen lief Fabienne elegant und mit einer auffallenden Leichtfüßigkeit halbrechts hinter Denny, der sich das nur durch ihr halbes Elbendasein erklären konnte.
    Ein Grollen erfüllte die Luft. Die Uraner liefen gerade mit hohem Tempo einen schneebedeckten Hang hinauf, als sich von oben eine Schneelawine auf die lebende Sichel zu bewegte.
    „Passt auf!“, schrie Roswita nach vorn.
    Die mittlere und  vordere Spielerreihe reagierten sofort, indem sie damit begannen, mit kurzen Handbewegungen eine Schneise durch die weißen Massen zu schaufeln.
    „Außen weg!“, rief sie nochmals.
    Die äußeren Läufer stießen sofort ihre geballten Fäuste gegen den heranpeitschenden Schnee, der einen Teil der Mannschaft einzudecken drohte. Haarscharf rauschte der Schnee links und rechts an der Sichel vorbei.
    „Das ist der erste Ring!“ Der Mannschaftsführer übernahm. „Achtung, da sind … ah!“
    Bernds Warnung an die Spieler kam zu spät. Den Uranern schlugen dicke Äste entgegen. Die gesamte Formation geriet ins Wanken und drohte, sich aufzulösen.
    „Linie halten!“, schrie der Spielführer - jetzt mit einer Strieme im Gesicht.
    Mike, der als erstes aus dem Gleichgewicht kam und für einen kurzen Moment in einem Schneehügel verschwand, drohte den Anschluss zu Denny und den anderen Leibwächtern zu verlieren. Mühsam und mit einem Ausdruck von Panik

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