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und der Herr der Loewen

und der Herr der Loewen

Titel: und der Herr der Loewen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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seinen Cousins, dann den Verwandten seiner Frau, den Onkeln, Brüdern und Cousins usw. Und da dieser Vorgang sich nicht auf den einen
    Regierungsbeamten beschränkt, muß man alles wenigstens mit dreistelligen Zahlen multiplizieren. Schließlich funktioniert bei diesem Nepotismus nichts mehr im Land. Die Bürokratie wuchert und erstickt alle Ansätze demokratischer Bestrebungen im Keim. Ernest Bonzou wird unser Minister für öffentliche Arbeiten werden«, sagte er fest. »Er schließt im Juni sein Technikstudium in den USA ab und möchte heimkommen, und darüber bin ich sehr froh. Er wird das Kraftwerk entwerfen, Erddämme aufschütten und die Straße in den Süden bauen.«
    Sammat lächelte. »Und er hat mir versprochen, keine Cousins, Brüder, Schwestern, Onkel oder Väter einzustellen.« Sein Lächeln verschwand abrupt, und er fügte hinzu:
    »Selbstverständlich nur, falls ich dann noch hier bin.«
    »Darauf kommt es natürlich an.« Mrs. Pollifax' Blick ruhte auf ihm. »Das ist der Grund, weshalb ich mit Ihnen reden wollte. Konnte Inspektor Banda einen oder vielleicht auch mehrere Verdächtige ausmachen? Gibt es irgendwelche brauchbaren Hinweise?«
    Sammat preßte kurz die Lippen zusammen, dann antwortete er: »Nach dem Mord an Esau Matoka wurden in dem Unterholz hinter seiner Werkstatt ein paar dort hängengebliebene Fetzen einer Löwenmaske gefunden. Sie war aus Webpelz.«
    »War die Maske handgefertigt?« fragte Mrs. Pollifax. »Und stammt der Webpelz aus einem hiesigen Geschäft?«
    »Er hofft es jedenfalls.«
    Stirnrunzelnd sagte sie: »Aber was mich interessiert - und das gilt zweifellos auch für Sie -, ist das Motiv für diese Morde. Sie begannen nach dem Entschluß, Sie zum König zu machen, nicht wahr?«
    »O ja«, erwiderte Sammat. »Bis dahin lief alles sehr gut.«
    »Jemand will also verhindern, daß Sie größere Macht erhalten? Fällt Ihnen jemand ein, der sich dadurch bedroht fühlen könnte? Sie müssen sich Feinde geschaffen haben.«
    Er seufzte. »Das ist eine Frage, die ich mir aus Zeitmangel nur nachts stellen kann, wenn ich mich schlafen lege, die mir allerdings nicht viel ruhigen Schlaf gönnt. Jeden Tag besuche ich den Schrein meiner Ahnen, aber ich weiß immer noch nicht, wer dieser tödliche Feind sein könnte. Inzwischen hat es fünf scheinbar von Löwen Getötete gegeben, und wer weiß, ob nicht in diesem Augenblick bereits ein sechster solcher Mord geschieht. Inspektor Banda steht ebenso vor einem Rätsel wie ich und er beschäftigt sich momentan ausschließlich mit der Aufklärung dieser Morde.«
    Mrs. Pollifax nickte. »Sie hatten gehofft, daß Kadi sich auf dem Land und im Busch umhören und helfen könnte, Sammat, aber sie wurde außer Gefecht gesetzt. So gut ich es kann, will ich versuchen, für sie einzuspringen.«
    Das verblüffte Sammat sichtlich. Er sagte so taktvoll wie möglich: »Wenn Inspektor Banda mit den Ermittlungen nicht weiterkommt - und er ist wirklich gut -, was kann da eine mzungu tun?«
    »Eine mzungu«, entgegnete sie rasch, »kann sehen, was Sie vielleicht nicht sehen, ganz einfach deshalb, weil sie eine mzungu ist und fremd hier.«
    »Sie beherrschen unsere Sprache nicht«, erinnerte er sie.
    Mrs. Pollifax lächelte leicht. »Menschen sind überall auf der Welt gleich, Sammat, ob nun schwarz, braun oder weiß. Wir kennen allesamt Verlangen, Habgier, Eifersucht, Hoffnung, Triumph, Fehlschläge, Loyalität, Verrat, Furcht, Unruhe, Sorgen. Sogar eine mzungu - eine erfahrene - sieht so manches und kann beobachten, auch wenn sie die Sprache nicht beherrscht.«
    Sammat sagte verlegen: »Ich möchte mich entschuldigen. Zu sehen, wie Menschen wirklich sind, ist ungewöhnlich, und nach meinen Erfahrungen in Amerika hatte ich das Gefühl, daß ein mzungu nur unsere schwarze Haut sieht.«
    »Das ist sehr bedauerlich.« Sie hätte gern gefragt, was er über einen Mann wußte, der sich selbst Moses nannte und Fahrräder verkaufte, aber sie war von den Ereignissen am Vormittag immer noch erschüttert, deshalb fragte sie statt dessen: »Was ist beispielsweise mit Dickson Simba?«
    Sammat lachte. »Aber ich habe Ihnen doch gesagt, daß er völlig harmlos ist. Er ist Führer der Soto-Fraktion, er macht seine Sache bei der Lotterie sehr gut und wird bald zu besseren Stellungen aufrücken.«
    »Das weiß er vielleicht nicht«, sagte sie trocken und blickte ihn verärgert an. Sammat war offenbar entschlossen, von allen nur das Beste zu denken, was bei einem König ja ein edler

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