und der Meister des Todes
Fachgebiet streitig machte. Doch Peter erzählte bereits weiter. »Warte, bis ich dir erzähle, wer noch alles zu der Familie gehört! Der verstorbene Feliciano Sciutto und seine Lebensgefährtin haben nämlich einen Sohn. Und der ist uns bestens bekannt!«
»Es ist vermutlich Frank!«, erwiderte Justus.
»Woher weißt du das?« Peter war hörbar enttäuscht. »Sie haben doch nicht einmal denselben Nachnamen.«
»Es passt einfach alles ins Bild.«
»Wie denn?«, wollte Peter wissen.
»Es würde wirklich zu lange dauern, dir das im Detail zu erklären. Nur so viel: Frank Norman hat für die letzte Nacht nun doch kein Alibi, er kann Italienisch und hat ein deutliches Interesse an Neurologie. Ich habe diese für sich stehenden Fakten im Kopf kombiniert und aus dem Ergebnis meine Vermutung abgeleitet. Zudem hast du erwähnt, dass Feliciano Sciutto und seine Partnerin nicht verheiratet waren. Daher konnte der Sohn auch einen anderen Nachnamen haben als sein Vater, nämlich den der Mutter. In diesem Fall also ›Norman‹.«
»Du liegst wie so oft richtig«, kam es anerkennend von Peter. »Aber da ist noch etwas, das ich euch erzählen muss!«
»Schieß los!«
»Bob lag gar nicht so falsch, als er meinte, dass du vielleicht geschlafwandelt bist. Ich habe in der Bibliothek nachgelesen, dass manche Schlafwandler für Besessene gehalten wurden, weil sie sich merkwürdig verhielten. Sie fühlen sich von Lichtquellen angezogen und versuchen immer, darauf zuzugehen. Bezeichnend ist, dass viele Schlafwandler einen Schock erleiden, wenn sie aufgeweckt werden. Außerdem kann es passieren, dass Leute schlafwandeln, weil sie starkem Stress ausgesetzt sind.«
»Ich würde sagen, du hattest mehr Stress als ich, Zweiter«, warf Justus ein. »Dennoch klingt die Schlafwandel-Theorie für mich noch am einleuchtendsten. Gibt es sonst noch Auslöser für Schlafwandeln? Zum Beispiel besonders hohe Zimmertemperaturen oder bestimmte Umgebungen?«
»Warte!« Aus der Leitung kam ein Rascheln. »Ich habe mir das alles aufgeschrieben.« Peter machte eine kurze Pause, dann fuhr er fort. »Manche Schlafwandler reagieren stark auf Medikamente, wieder andere beginnen nach einem schrecklichen Erlebnis mit ihren nächtlichen Touren.«
»Das können wir beides ausschließen«, sagte Justus. »Ich habe keine Medikamente genommen und ein schreckliches Ereignis habe ich dieses Wochenende ja auch nicht gehabt. Jedenfalls keins, das so schlimm war, dass es als Auslöser reichen würde.«
»Ich hoffe trotzdem, dass du nur geschlafwandelt bist«, gestand Peter. »Die Vorstellung, dass die Marionetten dich im Griff hatten, ist mir nicht geheuer.«
»Es gibt immer eine logische Erklärung.«
»Dann solltet ihr sie finden. Wartet nicht mit dem Abendbrot auf mich. Sicher bin ich nicht vor zehn bei euch. Eigentlich wollte ich nicht bei Kelly vorbeischauen, aber jetzt habe ich tatsächlich so etwas wie ein schlechtes Gewissen. Ein kurzer Krankenbesuch muss also drin sein. Außerdem braucht der Käfer eine neue Tankfüllung. Das erledige ich dann auch gleich noch.«
»Grüße Kelly von mir, ich wünsche ihr gute Besserung.«
»Mach ich! Und ihr passt auf euch auf.« Peter legte auf.
»Was hat er gesagt?«, fragte Bob.
Ausführlich wiederholte Justus alles, was Peter ihm erzählt hatte. »Langsam verdichten sich die Hinweise zu einem komplexen Bild«, murmelte er schließlich. »Es wird Zeit, dass wir dem Dachboden einen Besuch abstatten!«
»Das muss wohl besser noch etwas warten«, zischte Bob leise, als er hörte, wie Frank die Treppe runterkam. Kurz darauf trat der schwarzhaarige Junge in den Raum. Er rubbelte sich mit einem Handtuch über den Kopf. »Alles klar?«
»Ja, ganz wunderbar«, sagte Bob mit einem Seitenblick auf Justus.
»Könnte nicht besser sein!« Latona grinste und teilte mit einem schwungvollen Hieb eine Zwiebel in zwei Teile. »Es gibt Spaghetti.«
Es dauerte lange, bis sie gegessen hatten und Frank endlich ein Buch und eine dicke Kerze hervorkramte, um im Innenhof zu lesen. »Aber nachher spielen wir alle noch eine Runde, oder?«, fragte er. »Dieses Mal vielleicht ein netteres Spiel!«
»Ja gerne!«, rief Justus ihm durch die offene Terrassentür zu. Dann wandte er sich mit leiser Stimme an Bob. »Solange er draußen ist, haben wir freie Bahn. Du gehst auf den Dachboden und ich nehme die Harlekin-Marionette mit in die Werkstatt und untersuche sie.«
»Warum ausgerechnet den Harlekin?«, wollte Bob wissen.
»In dem
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