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und der sizilianische Dieb

und der sizilianische Dieb

Titel: und der sizilianische Dieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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gute halbe Stunde gegen das Abschweifen seiner Gedanken gekämpft hatte, rief er Bishop über die Sprechanlage. »Ist Mrs. Pollifax schon fort?«
    »Auf dem Weg zum Flughafen, ja«, antwortete Bishop.
    »Haben wir Abzüge der Fotos, die sie Farrell übergeben wird?«
    »Ja, sie liegen auf meinem Schreibtisch, ich bring' sie rein.«
    Gemeinsam betrachteten sie die gut ein Dutzend Personen, die Mrs. Pollifax geknipst hatte.
    Jede Aufnahme war nun vergrößert, aber sie sagten Carstairs überhaupt nichts. Kein Gesicht war ihm auch nur vage bekannt, es gab keine Hinweise auf irgend etwas, und doch konnte sich Carstairs eines wachsenden Unbehagens nicht erwehren.
    Verwirrt fragte er: »Sie hat jeden fotografiert, der auf der Beerdigung war?«
    Bishop nickte. »Außer ihr waren zwölf Personen anwesend.«
    Er deutete auf ein Bild. »Diese Gruppe hier dürfte die Familie sein. Es gelangen ihr auch Nahaufnahmen von jedem einzelnen, ebenso von den anderen, die etwas abseits der Gruppe standen.«
    Mitfühlend fügte er hinzu: »Es macht Ihnen zu schaffen, nicht war? Wieder einmal Ihre Intuition?«
    »Ja, verdammt«, brummte Carstairs. »Und ich weiß nicht warum, außer daß ich mir schon früher darüber Gedanken hätte machen sollen. Aber dieser Coup in Afrika und immer noch kein Lebenszeichen von Bartlett, das hat mich zu sehr abgelenkt.« Er schwieg und studierte die nichtssagenden Gesichter auf den Fotografien. Er wünschte sich sehr, er wüßte, weshalb sie von Interesse für Farrell waren. Abwesend murmelte er: »Ich kann mich nicht erinnern, daß uns Farrell je zuvor um Hilfe gebeten hat; Sie etwa, Bishop?«
    Bishop schüttelte den Kopf. »Soweit ich mich erinnere, nie.«
    »Genau.« Carstairs nickte und sagte fest: »Also gut... das hat absoluten Vorrang, Bishop.
    Ich will, daß heute abend jemand mit Reisepaß und Gepäck am Flugsteig dreiunddreißig ist.
    Henry Guise ist gerade frei, nicht wahr? Geben Sie ihm eine Beschreibung von Emily Reed-Pollifax - dieser Hut mit der roten Feder dürfte helfen -, und unterstreichen Sie, daß sie und Rossiter während jeder Minute in Sizilien observiert werden müssen. Falls die beiden sich aus irgendeinem Grund trennen,
    soll er sich an Mrs. Pollifax halten. Mornajay oben wird mir an den Kragen gehen, falls ich mich täusche, aber...«
    »Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste«, beendete Bishop den Satz für ihn.
    Carstairs blickte ihn tadelnd an. »Platitüden, Bishop? Ich will auch den Nachruf über Estelle Blaise sehen und alles, was sonst über sie in Erfahrung zu bringen ist. Klemmen Sie sich dahinter, ja?«
    »Sofort, Sir«, versicherte ihm Bishop. Er eilte in sein Büro zurück, um die Räder ins Rollen zu bringen.

2
Montag
    Als das Flugzeug vom Kennedy Flughafen in die Nacht aufstieg, dachte Mrs. Pollifax über die letzte Frage nach, die sie Bishop vor dem Abflug gestellt hatte. Eigentlich war es mehr eine verärgerte Bemerkung als eine Frage gewesen. Sie hatte gesagt: »Bishop, niemand hat mir erklärt, wie in aller Welt Sie in so kurzer Zeit einen Agenten auftreiben konnten, der mich in Palermo abholen und nach Erice begleiten kann - das macht mich mißtrauisch.«
    Etwas verlegen hatte Bishop geantwortet: »Das ist ganz leicht zu erklären. Auch Agenten machen hin und wieder Urlaub, und dieser zufällig gerade in Sizilien. Zu Besuch bei einer Tante, glaube ich.«
    Rossiter hat also eine Tante, dachte sie und fand das sehr ermutigend, denn er würde bestimmt darauf erpicht sein, den unterbrochenen Urlaub fortzusetzen, sobald sie Verbindung zu Farrell aufgenommen hatte. Ich werde dafür sorgen, daß er es tut, dachte sie finster, denn sie erinnerte sich an Marokko und den einzigen anderen Agenten, mit dem sie einen gemeinsamen Einsatz gehabt hatte, und bei dem sie durch sein Verschulden fast ums Leben gekommen wäre. Ja, dieser Rossiter mußte dazu veranlaßt werden, zu seiner Tante zurückzukehren. Drei waren definitiv einer zuviel.
    Sie beendete die fruchtlose und zunehmend ihre Laune beeinträchtigende Grübelei und bat die Stewardeß um Kissen und Decke, obwohl sie wußte, wie optimistisch das war. Sie staunte immer wieder, daß Cyrus im Flugzeug so gut schlafen konnte. Wenn man bedachte, daß kein Flugzeug je für die Bequemlichkeit eines Mannes von seiner Statur konstruiert worden war, hielt sie das für ein kleines Wunder. Sie selbst döste höchstens, wachte benommen auf, nickte wieder ein und entschloß sich beim nächsten Aufwachen resigniert, lieber wach

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