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und der sizilianische Dieb

und der sizilianische Dieb

Titel: und der sizilianische Dieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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Beifahrertür und sagte: »Wir werden am frühen Nachmittag in Erice sein.«
    »Nicht schon gegen Mittag?«
    »Mittag ist in diesem Land ein weiter Begriff«, erklärte das Mädchen.
    »Sie kennen Sizilien gut?«
    »Ja«, antwortete sie knapp.
    »Ich glaube«, sagte Mrs. Pollifax freundlich, »daß Sie mit mir reden können, ohne Landesverrat zu begehen. Schließlich arbeiten wir für dieselben Leute. Ich wollte nur wissen, ob Sie Sizilien gut kennen.«
    Das Mädchen bedachte sie mit einem abschätzenden Seitenblick, als der Motor aufheulte.
    »Bin ich unfreundlich? Ich glaube, das liegt an Ihrem Hut. Weiß Gott, ich bin an Exzentrikerinnen gewöhnt - meine Tante ist zweifellos eine -, aber Sie sehen aus, als kämen Sie direkt von einer Garten-Club-Party.«
    Mrs. Pollifax entgegnete nachsichtig: »Die Garten-Club-Party fand vor zwei Wochen statt, und bei der trug ich einen blauen Hut.«
    Das Mädchen blickte sie kurz forschend an, während es den Wagen vom Parkplatz lenkte.
    »Ich schätze, Sie wollen mir etwas klarmachen.«
    »Stimmt«, bestätigte Mrs. Pollifax freundlich. »Und Sie werden den Hund dort überfahren, wenn Sie nicht aufpassen.«
    Das Mädchen lachte. »Also gut, ich heiße Kate, auf dem Geburtsschein steht allerdings Caterina. Und Sie sind Mrs. Pollifax?«
    »Ja. Oder Emily.«
    »Für Emily hab' ich noch nicht den Nerv«, gestand sie freimütig. »Sie sehen zu vornehm und korrekt aus. Mir sagte man, daß auch Sie große Erfahrung hätten. Aber so sehen Sie nicht aus.«
    »Genau.« Mrs. Pollifax zwinkerte ihr verschmitzt zu. »Und Sie sehen nicht wie sechsundzwanzig aus.«
    »Der Punkt geht an Sie«, murmelte Kate zerknirscht. »Erzählen Sie mir jetzt von dem Mann, den wir in Erice treffen sollen - oder retten...«
    »Und zwar gegen Mittag«, warf Mrs. Pollifax ein.
    »Ich drücke auf die Tube. Sagen Sie, werden Sie ihn erkennen? Was macht er hier? Wer ist er?«
    »Er heißt John Sebastian Farrell«, erwiderte Mrs. Pollifax, »und er steckt offenbar in Schwierigkeiten, möglicherweise muß er sich sogar verstecken. Ja, ich kenne ihn, aber ich habe keine Ahnung, was er in Erice macht. Ich weiß nur, daß er ein SOS gesandt und um mich und meinen Mann, der leider nicht mitkommen konnte, zu seiner Unterstützung gebeten hat. Wenn wir ihn finden, können Sie sich selbst ein Bild machen, wer er ist. Fahren wir nicht zu schnell?«
    »Ich sagte doch, ich drücke auf die Tube. Sobald wir von der Autostrada abbiegen, werde ich sowieso langsamer fahren müssen.«
    »Aha«, sagte Mrs. Pollifax und hielt es für angebracht, den Blick von der Straße abzuwenden, um ihre Nerven zu schonen.
    Sie fuhren jetzt in Meernähe, die Autostrada war von blühenden Akazien eingesäumt, der Himmel von wolkenlosem Blau, und da und dort sah sie im Vorbeirasen rote und gelbe Blumen.
    Links ragten in der Ferne vulkanische Felsmassive empor, voraus erhob sich eine sanfte Gebirgskette mit einigen spitzen Felsgipfeln und bewaldeten Hängen. Die sizilianische Küste schien das einzige flache Gebiet der Insel zu sein.
    »So schöne Blumen«, murmelte Mrs. Pollifax.
    »Ja, im Frühjahr«, pflichtete ihr Kate bei. »Aber schon im August ist hier alles braun, deshalb komme ich im Frühling.«
    »Um Ihre Tante zu besuchen.«
    Sie nickte. »Ein Glücksfall für das Department, nehme ich an, daß ich bereits hier bin.« Sie schossen durch einen dunklen Tunnel und wieder hinaus auf eine sonnige Ebene. Kate deutete nach vorn. »Von hier aus können Sie Erice sehen. Oder Monte San Giuliano, wie der Berg heißt.«
    »Himmel!« entfuhr es Mrs. Pollifax. »Dort führt eine Straße hinauf? Der Berg sieht ja fast vertikal aus!«
    »Sie werden es schon sehen«, versprach Kate. Als sie näher kamen und das Meer hinter ihnen zurückblieb, wurden Dächer auf der Bergkuppe sichtbar, ein Zeichen, daß tatsächlich Menschen dort oben lebten, wie Mrs. Pollifax erleichtert feststellte. Schließlich bog Kate nach Norden ab, und sie kamen zum Fuß des Berges und zu der schmalen Straße, die steil und in vielen Haarnadelkurven durch dichten Nadelwald hinaufführte.
    Mrs. Pollifax fragte sich, wie und warum in aller Welt Farrell hierhergekommen war. Sie freute sich ehrlich, ihn wiederzusehen. Dann würde er ihr diese Frage auch beantworten. Sie fuhren an einer niedrigen Steinmauer vorbei, bewachsen mit leuchtend gelben Blumen, und gelangten zu einem gepflasterten Parkplatz, der über dem Abgrund zu hängen schien. Ein Reisebus und vier Wagen waren dort

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