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und der sizilianische Dieb

und der sizilianische Dieb

Titel: und der sizilianische Dieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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abgestellt: ein grüner, schwarzer, brauner und ein grauer.
    »Wir parken hier«, sagte Kate. »Privatautos sind sonst nirgends erlaubt, weil die Straßen zu schmal sind.«
    Mrs. Pollifax stieg aus und starrte, wie sie glaubte, auf halb Sizilien hinunter. Es war atemberaubend. Sie hob den Blick ein wenig und schaute über Gebirgsketten mit zackigen Gipfeln, die sich in der Ferne verloren, während sich unter ihr die Ortschaft und ländliche Häuser an die Hänge schmiegten und in den Tälern ausbreiteten. Weit dahinter lag das mit Inseln gesprenkelte Meer. Als sie schließlich auf Erice blickte, fand sie, daß hier eigentlich nicht der richtige Ort für eine Stadt war.
    Nur widerwillig kehrte sie zu Kate zurück, die ihren Rucksack aus dem Kofferraum holte. Ein Blick auf ihre Uhr verriet Mrs. Pollifax, daß in New York der Tag eben erst begann und es hier bereits dreizehn Uhr dreißig war. »Wir haben es schnell geschafft.«
    »Zweieinhalb Stunden«, sagte Kate zufrieden. »Und jetzt zur Piazza, ich kenne den Weg.«
    Sie schritten rasch durch enge, mit Kopfstein gepflasterte und mit schmalen grauen Steinhäusern gesäumte Gassen. Da und dort stand eine Tür offen, und Mrs. Pollifax konnte Innenhöfe mit blühenden Kübelpflanzen sehen, und Stufen, die zu inneren Türen und Höfen führten. Sie kamen an einer Reihe von Läden vorbei, wo es Pinocchio-Marionetten, Souvenirs und Feingebäck zu kaufen gab. »Wir sind gleich da«, sagte Kate, und abrupt traten sie auf einen breiten, ebenfalls mit Kopfsteinen gepflasterten Platz hinaus. Er bot einen erfreulichen Anblick, und das Erfreulichste waren die in der Sonne stehenden Tische und Stühle eines Cafes.
    Kate hängte ihren Rucksack über einen Stuhl. »Was darf ich für Sie mitbringen?« fragte sie.
    »Espresso, Cappuccino, Kuchen?«
    »Ich lasse mich gern überraschen. Bestellen Sie etwas.«
    Zwei junge Männer saßen an einem Tisch in der Nähe, die sich mit ihren schwarzen Hosen, schwarzen T-Shirts und grellfarbigen Tüchern um den Hals wie Pariser Apachen herausgeputzt hatten. Nach einem kurzen Blick auf sie, während die beiden gestikulierend und in einer anderen Sprache aufeinander einredeten, gab sich Mrs. Pollifax ganz dem Genuß des Sonnenscheins hin. Die Luft war klar und duftend, und allmählich entspannte sie sich in dieser friedlichen Umgebung.
    Die hohen Steinhäuser rings um den Platz waren von einer Strenge, die ihr gefiel, die grauen Fassaden paßten zu den grobbehauenen Steinen zu ihren Füßen, und alles wirkte aufgelockert und freundlich durch die leuchtend bunten Blumen in Topfen und Kübeln auf den Stufen vor den Eingängen. Sie beobachtete einen stolz aufgerichteten Mann in schwarzem Anzug, der aus der Gasse trat, durch die sie gekommen waren.
    Er hatte einen drahtigen, graumelierten Bart und schwang einen Spazierstock, den er auf einen benachbarten Tisch fallen ließ, worauf er sich setzte, eine Zeitung aufschlug und dahinter verschwand. Von der gegenüberliegenden Seite des Platzes schlenderte ein junges Paar, beide mit Fotoapparaten, herüber und setzte sich ebenfalls an einen Tisch in der Nähe.
    Das Ganze ließ sie an ein Bühnenbild denken, als sie den Kopf wieder drehte und interessiert sah, wie eine weitere Person auf den Platz trat, ein stark hinkender Mann. Ein Maler, schloß sie, als sie die farbbeschmierte Hose bemerkte, den losen Kittel und breitkrempigen Hut, der das Gesicht beschattete. Als er näher kam, lächelte sie. Am liebsten wäre sie aufgesprungen, um ihn zu umarmen, erinnerte sich jedoch rechtzeitig, weshalb sie hier war, und rückte lediglich einen Stuhl für ihn zurecht.
    »Farrell«, begrüßte sie ihn herzlich und strahlte ihn an. »Wie schön, Sie wiederzusehen -
    unter welchen Umständen muß ich erst noch herausfinden.«
    »Gott sei Dank, daß Sie gekommen sind, Herzogin! Wo ist Cyrus?«
    »In Chicago.«
    »O Gott!« Er sank auf einen Stuhl, zog einen zweiten heran und legte sein Bein darauf.
    »Haben Sie die Fotos? Und einen Wagen?«
    »Ja, beides. Und nicht nur einen Wagen«, sagte sie ernst.
    »Cyrus bestand darauf, daß ich nicht allein hierherkomme. Also fand Carstairs eine faszinierende Begleitung für mich - sie ist drinnen.« Sie deutete zum Cafe und fügte trocken hinzu: »Wir haben uns erst vor ein paar Stunden am Flughafen kennengelernt. Was ist mit Ihrem Bein?« Sie bemühte sich, nicht zu erwähnen, wie erschöpft er aussah. »Sind Sie einem eifersüchtigen Ehemann in die Hände gefallen, oder über die

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