Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
und der sizilianische Dieb

und der sizilianische Dieb

Titel: und der sizilianische Dieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
Vom Netzwerk:
müssen.«
    »Mach' ich.« Sie öffnete eine Büfettschublade und holte ein Päckchen Karten heraus. »Nach dem Mittagessen? Nachdem Sie sich rasiert haben?«
    »Rasieren kann warten. Sofort nach dem Mittagessen«, erwiderte er.
    Gestärkt durch Igeias Suppe und ihr selbstgebackenes Brot, und weil ihr klar war, daß zwischen Farrell und Kate wieder Krieg erklärt war, zog sich Mrs. Pollifax aus der Küche zurück und beschloß, nach etwas zu lesen zu suchen. Als sie ins Wohnzimmer wanderte, dachte sie, wie sehr sich Cyrus über dieses vollgestopfte Zimmer amüsieren würde, und sie fragte sich, wie er und Jimmy in Chicago mit dem Fall weiterkamen.
    Aber momentan schien Chicago Lichtjahre entfernt zu sein. Aus einem Bücherschrank nahm sie sich ein abgegriffenes Buch, Die Geschichte Siziliens, das voluminös genug aussah, Wissenswertes über die vielen Eroberer und Besetzer der Insel zu bieten. Falls es langweilig geschrieben war, würde es als willkommenes Gegengift gegen zu viel Aufregung dienen. Sie nahm es mit auf ihr Zimmer.
    Sie saß auf Kissen gestützt auf ihrem Bett und studierte die Tafel von Königen, die einst über Sizilien geherrscht hatten, als die Tür aufging und Farrell hereinkam. Er wirkte benommen.
    »Was ist los?« fragte sie scharf. »Ich dachte, Sie wollten Poker spielen?«
    »Habe ich«, sagte er mühsam beherrscht. »Ich bin in diesem Haus herumgestreift, da ist mir klargeworden, wie reich Francas Großvater gewesen sein muß. Kein Wunder, daß sie ein ganzes Dorf erhalten kann! Aber diesmal will ich einen Zeugen, damit nicht noch einmal jemand behaupten kann, ich hätte halluziniert!
    Kommen Sie!« Sie war froh, König Roger für den Augenblick zur Seite legen zu können, und folgte Farrell aus dem Zimmer.
    »Psst!« warnte er und drückte einen Finger auf die Lippen.
    »Dorthin!«
    Er spähte den langen Korridor nach rechts und links, um sicherzugehen, daß niemand sie sah, und schlich dann voraus zu einem Zimmer ganz am Ende des Ganges. »Wenn man etwas verbergen will, sollte man bessere Schlösser verwenden«, flüsterte er.
    »Farrell, haben Sie etwa die Tür aufgebrochen?« Er grinste.
    »Nein, ich habe noch die Dietriche, die ich in Raphaels Haus benutzt habe.« Vorsichtig schob er die Tür auf. Mrs. Pollifax fühlte sich nicht sehr wohl in ihrer Haut, als sie ihm ins Zimmer folgte. Er lehnte die Tür hinter ihm an und deutete um sich.
    »Sehen Sie sich das an!«
    Das Zimmer diente offensichtlich als Büro. Es war mit einem Schreibtisch und Aktenschränken ausgestattet. Doch das Dominierende war ein Gemälde, das achtlos an den Schreibtisch gelehnt war. Welche Pracht, welche wundervollen, leuchtenden Farben, dachte sie ehrfürchtig. Es stellte die Mutter Gottes mit dem Jesuskind vor einem blauen Himmel dar, in dem unendlich liebliche Engel schwebten. Farrell sagte: »Ich glaube, das ist ein Correggio - es muß ein Correggio sein!«
    »Es ist wunderschön.« hauchte Mrs. Pollifax.
    »Und es muß ein Vermögen wert sein!« sagte er grimmig.
    »Wenn es ein echter Correggio ist, Millionen!«
    » Sie halten es für echt?«
    Er betrachtete es ehrfürchtig. »Ohne es zu röntgen, kann ich natürlich nicht sicher sein. Ich habe meine Ausrüstung dabei, aber sie ist noch in Vicas Haus. Auf jeden Fall ist es Correggios Stil, sein Pinselstrich, und es sind seine Farben - sehen Sie sich nur dieses Rot an -, und es ist zweifellos alt. Hier, diese winzigen Risse in der Farbe und der Wasserfleck in der Ecke.
    Da unten auch eine Spur Schimmel. Und diese Finger - ein Meister! Wundervoll! Und die Falten von Marias Gewand, exquisit!«
    »Ich bin mit Correggio nicht vertraut«, gestand sie.
    Farrell kniff die Augen zusammen. »Ich würde wirklich gern mehr über Francas Großvater erfahren. Ich frage mich... Falls er beispielsweise im zweiten Weltkrieg war bei den italienischen Streitkräften natürlich -, könnte er dazu gekommen sein. Eine verdammte Menge Meisterwerke verschwanden damals. Die Nazis schickten Hunderte von Güterwagen voller Schätze heim ins Reich. Viele wurden nie wiedergefunden. Wenn einige nach Italien gelangten, und er bei den Streitkräften war...«
    »Sie sind ziemlich aufgeregt«, sagte sie und beobachtete ihn.
    »Und ob ich aufgeregt bin! Ein Correggio ausgerechnet hier!«
    »Farrell«, sagte Mrs. Pollifax voll Unbehagen. »Wir haben kein Recht, hier einzudringen. Wir sind nur Gäste, und ich finde wirklich, daß wir jetzt gehen sollten!« Er hörte sie gar nicht und rührte sich

Weitere Kostenlose Bücher