und der sizilianische Dieb
Mrs. Pollifax vor zwei lagen bei der Beerdigung aufgenommen hatte, und legte sie neben das Zeitungsbild. Er fand Mrs. Bimms sofort. Es waren zwar einige Jahre vergangen, doch nur ihr Hut war anders.
Wie betäubt lehnte er sich wieder in seinem Sessel zurück. Es fiel ihm schwer, zu glauben, daß Aristoteles nicht mehr im Gefängnis war. Wenn er sich recht erinnerte, müßte Bimms bei der Haftstrafe, zu der er verurteilt worden war, noch mit hundert in seiner Zelle sitzen, falls er so lange lebte. Und doch hatte Farrell - in Sizilien - gewußt, daß Aristoteles' Frau vorgestern an einer Beerdigung in Reston in Virginia teilnehmen würde. Er mußte ihr irgendwo begegnet sein, und wenn man bedachte, wie wenig Publicity sie bei der Verhandlung gehabt hatte, konnte Farrell nur gewußt haben, wer sie war, wenn sie sich in Begleitung ihres Mannes befunden hatte.
Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Foto von
Aristoteles zu und studierte das ausdruckslose, nichtssagende Gesicht, an dem absolut nichts auffällig war. Er war Jedermann und Niemand - die perfekte Basis für unzählige Masken.
Darüber dachte er nach, bis er Bernard von der Sûrete am Apparat hatte. Er kam sofort zur Sache. »Bernard, nur eine Frage: Sitzt unser alter Freund Rashad Bimms, alias Aristoteles, noch bei Ihnen drüben ein?«
Die Antwort war eine so heftige Verwünschung, daß Carstairs unwillkürlich den Hörer vom Ohr riß. Als er schließlich alles gehört und aufgelegt hatte, war er völlig aufgewühlt. Bishop, der soeben zurückkam, sagte: »Ich konnte leider nicht mithören.
Mornajay brauchte dringend den Bericht über...« Nach einem Blick auf Carstairs Gesicht schenkte er rasch eine Tasse Kaffee ein und reichte sie ihm. »Da«, sagte er. »Sie sehen aus, als könnten Sie ihn brauchen.«
»Ich könnte etwas viel Stärkeres brauchen«, brummelte Carstairs, dann begann er leise über Bürokratie, Korruption und ein paar andere Dinge zu fluchen, während Bishop geduldig wartete, bis er seinen Zorn abreagiert hatte.
»Aristoteles konnte fliehen?« fragte er schließlich.
»Viel schlimmer - er wurde begnadigt!« erwiderte Carstairs.
»Vor acht Tagen.«
»Begnadigt? Aristoteles?«
»Es sind Köpfe gerollt. In der Sûrete toben sie, und die Regierung hat eine geheime Untersuchung eingeleitet, eine streng geheime, denn die Sache ist außerordentlich peinlich für sie, und alarmierend. Bernard sagt, daß viel Geld dahinterstecken muß, und übrigens -
welche Ironie wurde die Begnadigung wegen guter Führung ausgesprochen. Bernard ist sich im klaren, daß Macht und Einfluß und eine Menge Schmiergeld hinter den Kulissen am Werk gewesen sind, bis Bimms als freier Mann aus der Haftanstalt marschieren durfte. Er vermutet, daß jemand aus dem Nahen Osten der Drahtzieher ist.«
Bishop pfiff durch die Zähne. »Eine schlechte Neuigkeit.«
»Nein, eine alarmierende. Ich wünschte, ich hätte es gewußt, bevor ich Mrs. Pollifax losschickte, Farrell zu helfen. Ich wünschte, ich hätte es wenigstens schon gewußt, als Henry Guise anrief, denn wenn Aristoteles in Sizilien ist...« Er blickte wieder auf den Nachruf. »Er muß dort sein! Es ist doch ziemlich offensichtlich, daß Farrell glaubt, ihn gesehen zu haben, weshalb, wenn nicht zur zweifelsfreien Identifizierung, hätte er sonst um diese Fotos gebeten?«
Bestürzt sagte Bishop: »Das bedeutet, daß er den Verdacht schon fast eine Woche hat! Ich hoffe, Sie erinnern sich, daß zwei Wagen Farrell, Mrs. Pollifax und Kate Rossiter verfolgten.«
»Wie könnte ich das vergessen, Bishop?« entgegnete er grimmig. »Falls sie sich tatsächlich begegnet sind - einander bemerkt haben -, dürften sie sich gegenseitig wiedererkannt haben. Farrell war bei Bimms' Verhandlung als Zeuge vorgeladen, nicht wahr? Das bringt die drei in große Gefahr.«
»Durch Aristoteles?«
Carstairs schüttelte den Kopf. »Ich denke jetzt nicht so sehr an Aristoteles, er ist nur von Bedeutung, wenn er Farrell erkannt und es erwähnt hat. Ich denke an den Hintermann, der die Macht und das Geld hat, Aristoteles' Entlassung aus dem Gefängnis zu erwirken und ihn - ehe die Hölle losbrach - nach Sizilien zu schaffen. Das riecht nach einer großkalibrigen Verschwörung, Bishop. Das war kein Einmannjob. Jemand hat Pläne mit Aristoteles!«
»O nein!« rief sein Assistent. »Es war ein so beruhigender Gedanke, Mrs. Pollifax diesmal nur auf der Jagd nach einem harmlosen, toten Julius Cäsar zu wissen. Was werden Sie tun?«
»Im
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