und der sizilianische Dieb
über ihre Schulter. Mrs.
Pollifax griff nach ihrer Handtasche und folgte ihr zum Wagen, wo Farrell sich auf den Boden kauerte. Nito war am Tor und öffnete es. Sie fuhren den Hang hinunter. Der schwarze Wagen parkte immer noch am
Straßenrand - es bestand also kein Zweifel mehr, daß einer der Verfolger ihnen bis zur Villa Franca nachgefahren war -, und als sie auf die Schnellstraße nach Palermo einbogen, fuhr er in einigem Abstand hinter ihnen her.
»Sie haben uns also gefunden«, sagte Kate nüchtern. »Ja. Und ich frage mich, was aus uns ohne Sie und Ihre Tante, das Tor und die Wächter von Villa Franca geworden wäre«, sagte Mrs. Pollifax.
»Ohne Zweifel würde man uns in Langley für vermißt und vermutlich sogar für tot halten«, hörten sie Farrell hinter ihnen auf dem Wagenboden sagen. »Können Sie sie abhängen, Rossiter?«
»Erst in Palermo. Aber nannten Sie mich nicht Kate, ehe wir Poker spielten? Einmal zumindest?«
»Das war, ehe Sie mich beim Spiel fertigmachten! Herzogin, können Sie sehen, wer in dem ominösen Wagen sitzt?«
»Nur die Silhouetten von zwei Männern. Aber müssen wir sie abhängen? Ich sehe keinen zwingenden Grund dafür. Ich möchte endlich wissen, wer sie sind - und zu wem sie gehören«, fügte sie hinzu. »Ständig verfolgen uns irgendwelche Wagen, grüne, graue, schwarze, blaue... Ich wüßte zu gern, wer drin sitzt!«
»Um Himmels willen, Herzogin, was haben Sie im Sinn?«
»Wir müssen uns endlich Klarheit verschaffen, bevor wir den Überblick verlieren. Es sind so viele an uns interessiert!«
»Hat Ihnen das Tête-à-tête mit den zwei Apachen - wie Sie sie nannten - nicht gereicht?«
Ungeduldig entgegnete Mrs. Pollifax: »Sie fuhren einen grünen Wagen. Jetzt verfolgt uns ein schwarzer, und die Silhouetten der beiden auf den Vordersitzen sehen gar nicht wie die der Apachen aus!«
Kate sagte über die Schulter hinweg: »Ich finde auch, daß es nützlich sein könnte, wenn wir wüßten, wie sie aussehen. Sie wären auch leichter abzuhängen, wenn wir irgendwo anhalten, wo viele Leute sind. Zu Fuß, meine ich. In der Menge.«
»Killer lieben Menschenmengen«, sagte Farrell sauer. »So hat beispielsweise Aristoteles seine Aufträge erledigt: aus einer Menschenmenge heraus.«
»Das hört sich sehr negativ an«, rügte Mrs. Pollifax. »Mir scheint es jedenfalls an der Zeit, herauszufinden, wer Sie erschießen will.«
»Und was schlagen Sie vor? Was sollen wir tun, damit wir sie uns näher ansehen können?
In der Menge untertauchen?«
»Der Dom wäre eine Möglichkeit«, antwortete Kate.
»Niemand würde es wagen, dort jemanden umzubringen, und es sind immer Führer und Touristen im Dom. Wir könnten uns einer Führung anschließen, und wenn unsere beiden Verfolger durch die Menge gehandikapt sind, könnten wir zu unserem Wagen zurücklaufen.«
»Ich dachte, ich sollte mich versteckt halten und mich nicht sehen lassen«, sagte Farrell vorwurfsvoll. »Und was ist, wenn die Mafia hinter allem steckt? Es gibt hier doch noch eine Mafia, oder etwa nicht?«
»Sie meinen, die onorata società - so nennen die Sizilianer sie. Sie bringen sich in letzter Zeit nur gegenseitig um«, sagte Kate. »Ich glaube nicht, daß Sie noch am Leben wären, wenn sie hinter Ihnen her wäre.«
»Oh, danke«, brummelte Farrell. »Es geht ja auch nur um mein Leben, an dem niemand außer mir besonders zu hängen scheint. Doch offenbar bin ich überstimmt.«
»Ich stimme mit ja, wie Mrs. Pollifax, aber ich werde meine Pistole einstecken.«
»Wahnsinn!« sagte Farrell zynisch.
Mrs. Pollifax mußte ihm recht geben, immerhin war es sein Leben, um das es ging, und sie benutzte ihn auch nicht gern als Köder. Andererseits aber war nun offensichtlich, daß diese Leute sie bis zur Villa Franca verfolgt hatten, und sie glaubte nicht, daß Farrell bisher der Gedanke gekommen war, daß sie das alle - und die Villa - in Gefahr brachte. Sie würden die Villa Franca natürlich verlassen müssen, doch sie wußten immer noch nicht, wer Farrells Tod wollte. Alles, was vorgefallen war, seit sie ihn in Erice abgeholt hatten, erschien ihr Beweis genug, daß jemand mit beachtlicher Macht und viel Geld hinter diesen Versuchen steckte, Farrell auszuschalten. Es war schwer zu glauben, daß das noch etwas mit der Cäsar-Unterschrift zu tun hatte. Falls Aristoteles tatsächlich in Sizilien war und hinter diesen Verfolgungen steckte, bedurfte es wahrer Tollkühnheit, herauszufinden, wer ihn beschützte.
Sie
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