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und der sizilianische Dieb

und der sizilianische Dieb

Titel: und der sizilianische Dieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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verlagerte, trat sie versehentlich auf den Fuß der Frau neben ihr, die zusammenfuhr und gegen den Mann vor ihr stieß, der sich seinerseits umdrehte und Mrs. Pollifax' Nachbarin verärgert anblickte. Während die beiden aufeinander einredeten, wurde sie vorwärts gedrängt und dann zur Seite nach vorn, bis die Menge wieder zur Ruhe kam.
    »1781«, fuhr ihr Führer selbstzufrieden fort, »wurden die Sarkophage zu der an den Altarraum anschließenden Kapelle gebracht und geöffnet. Die sterblichen Überreste von Roger II., Heinrich VI. und Konstanze waren stark verwest, während jene von Friedrich II.
    gut erhalten waren. Der Leichnam des Kaisers...«
    Mrs. Pollifax seufzte und wandte den Blick von dem Führer ab - und blickte direkt in die Augen eines Mannes, der sie erstaunt, ja entsetzt anstarrte. Er stand rechts von ihr am Rand der Gruppe. Sie kannte diese Augen. Mit ähnlichem Erstaunen hatte er in einem anderen Land in ihre geblickt, nur Sekunden, ehe er seine Pistole gezückt und auf sie angelegt hatte.
    Er war tatsächlich hier. In Sizilien.
    Ich hatte ganz vergessen, wie klein er ist, dachte sie. Und dann: Er ist ebenso entsetzt, mich zu sehen, wie ich es bin. Jetzt sind wir zwei, die er töten muß. Ihr wurde bewußt, daß Farrell flüchtig die Hand auf ihren Ellbogen gelegt hatte. »Herzogin?« sagte er leise.
    »Ja.« Ihr war regelrecht übel. Sie drehte sich blindlings um und bahnte sich einen Weg durch die Menge.
    Kate stand hinter der Gruppe und hielt besorgt Ausschau nach ihnen. Als sie Farrell sah, fragte sie: »Sie haben sie gefunden?
    Gott sei Dank! Verschwinden wir!« Bereits während sie zum Ausgang eilten, begann Mrs.
    Pollifax zu zweifeln, als sie an den säuberlich gestutzten Schnurrbart dachte, die kräftigere Körpermitte mit der Tweedjacke. Nur die Augen, dachte sie, die Augen. Laut sagte sie: »Er hätte eine dunkle Brille tragen sollen! Wie dumm von ihm, keine dunkle Brille zu tragen. Ich konnte seine Augen sehen!«
    »Von wem reden Sie?« fragte Farrell. »Von Aristoteles.«
    Er blieb abrupt stehen und starrte sie an. »Sie haben ihn ebenfalls gesehen? Sie haben ihn erkannt?«
    » Nicht stehenbleiben!« sagte Kate nervös, als sie die Tür erreichten. »Laufen Sie!«
    Mrs. Pollifax lief. Der offene Domplatz lag vor ihr und die Freitreppe erschien ihr weit entfernt zu sein. Eine neue Gruppe Touristen kam an, und sie stellte sich vor, sie befände sich geschützt unter ihnen, und ihr Näherkommen beruhigte sie ein wenig. Sie hatte sie schon fast erreicht, als etwas sehr Kleines, Metallisches an ihr vorbeisirrte, unmittelbar in das Pflaster vor ihnen einschlug, so daß eine mit Betonsplittern vermischte Staubwolke aufstieg.
    Das war eine Kugel! dachte sie staunend und hatte eine Sekunde später die Freitreppe erreicht.
    Farrell, der sie einholte, keuchte: »Verdammt, fast hätte er Sie erwischt, Herzogin! Das war eine Kugel! Sind Sie in Ordnung?«
    Sie antwortete nicht, es fiel ihr schon schwer, nur zu atmen.
    Sie sah, daß Kate sie beide überholt hatte und bereits die Wagentür aufschloß. Mrs. Pollifax sank auf den Beifahrersitz und hörte, wie Farrell die Tür hinter sich zuschmetterte. Kate fuhr rückwärts auf die Straße hinaus. Als sie ihre Stimme wiedergefunden hatte, sagte Mrs.
    Pollifax. »Wie gut, daß Aristoteles im Gefängnis aus der Übung gekommen ist, er hat mich verfehlt!«
    » Aber nur knapp.« Farrell warf ihr eine abgeschossene Kugel auf den Schoß. »Ein Andenken für Sie. Ich habe sie aufgehoben.«
    »Das war leichtsinnig von Ihnen«, rügte sie ihn.
    »Was für eine Kugel?« fragte Kate scharf, nachdem sie rasch in eine Nebenstraße eingebogen war. »Würde jemand die Güte haben, mich einzuweihen, was passiert ist? Hat man auf Sie geschossen, Farrell?«
    »Nein, auf die Herzogin«, antwortete er grimmig. »Ich rannte mindestens fünf Meter seitlich von ihr, also kann die Kugel nur ihr gegolten haben. Sie sind doch nicht schon hinter uns, oder?«
    »Nein«, sagte Kate. »Sie hatten noch nicht einmal den Domplatz erreicht, als wir schon abbrausten.«
    »Sie haben Aristoteles gesehen, Herzogin, und ganz offensichtlich er Sie ebenfalls.«
    »Ich wurde auf ihn aufmerksam, weil ich spürte, daß mich jemand anstarrte.«
    »Was war sein Ausdruck, als er Sie anblickte?«
    »Als sähe er einen Geist. Er war entsetzt.«
    »Jetzt sind Sie also auch auf seiner Abschußliste!« sagte er bitter. »Und vorhin hat er Sie wohl für eine leichtere Zielscheibe als mich

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